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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Als schwarze Transfrau aus den armen Peripherien São Paulos erhebt die Pop-Figur Linn da Quebrada ihre Stimme für die Queers of Colour aus den Favelas. Mit ihrer Jugendfreund*in und Partner*in in Crime, der schwarzen Transfrau und Sängerin Jup de Bairro, performt sie in fulminanten Konzerten. Mit exorbitanten Kostümen und viel Twerking unternimmt sie eine elektro-musikalische Attacke gegen die weiße heteronormative Geschlechterordnung Brasiliens und den Machismus der dortigen Funk-Musikszene. Ihre zärtliche Seite zeigt sich in privaten Szenen – beim Duschen mit Freund*innen oder beim Kochen mit ihrer Mutter spricht sie über Liebe, Rassismus und Armut. In Archivmaterial – selbstgedrehten Videos – sehen wir sie bei intimen Performances während einer Krebsbehandlung im Krankenhaus. Es wird zunehmend klar, dass Linn radikale Nacktheit als Mittel zur Unterwanderung von Genderrollen einsetzt. Die Dokumentation zeigt sie außerdem in inszenierten Radiointerviews, in denen sie ihre Überzeugungen zu Feminismus und ihrer Transsexualität sprachgewaltig präsentiert: Linn will keine Cis-Frau sein, sondern eine Frau mit Penis, deren Genderidentität nicht an Genitalien gebunden, sondern im stetigen Wandel begriffen ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In der Synopsis zu Claudia Priscilla und Kiko Goifmans (Atos dos Homens) Zusammenschnitt von Konzertvideos, Körperaufnahmen und gestellten Interviews heißt es über die zentrale Protagonistin: "Es wird zunehmend klar, dass Linn da Quebrada radikale Nacktheit zur Unterwanderung von Genderrollen einsetzt". Wie sich radikale Nacktheit von gewöhnlicher Nacktheit unterscheidet, wissen wohl nur die Texter. Das Regie-Duo hinter dem gleichgültigen Zusammenwurf von Bildern und Szenen ohne jeden übergreifenden gesellschaftlichen, politischen oder individuellen Bezug haben jedenfalls keinen Plan. Am wenigsten davon, was für einen Film sie machen wollen. Statt sich transparent mit Körperpolitik, Gender-Konzepten oder Identitätsfindung auseinandersetzen, benutzen sie derartige Begriffe als bloße Werbeschlagwörter. Radikalität ist in dem Geflirre verwackelter Bilder in schlechter Auflösung, Selbstbeweihräucherung und Elektro-Pop nur hohle Behauptung. 

Priscilla und Goifman nehmen den Begriff der Materialverwertung wörtlich. Nach der Optik zu urteilen packten sie das Erstbeste, was ihnen an Privatbildern und Heimvideo-Schnipseln unterkam, im Schneideraum zusammen. Die selbsternannte Tranny FagLinn da Quebrada ist dafür williges Werbemaskottchen. Das Publikum wird zeuge einer doppelten Selbstinszenierung. Während sich die Filmemacherinnen hinter der Kamera als engagierte Dokumentaristinnen darstellen, feiert ihr Hauptcharakter vor der Linse sich selbst. In einer Szene umreist Quebrada ihr Weltbild. Das kennt zwei Arten von Menschen: diejenigen, die sie lieben, und die, die sie nicht kennen. Quebrada zu lieben macht die ordinäre Ego-Show praktisch unmöglich. Ein Zusammenschnitt der Momente, in denen sie nicht zu sehen ist, wäre nur wenige Sekunden lang. 

Potenziert wird die Omnipräsenz durch ihren Hintergrundkommentar, dessen häufigste Worte alle Personalpronomen: Me, Myself & I. Der Mensch hinter dem Konstrukt bleibt bis zuletzt unbekannt. Quebradas Familienhintergrund, ihre berufliche Laufbahn, ihr Umgang mit der staatlichen und gesellschaftlichen Diskriminierung Transsexueller in Brasilien, ihre Fremdwahrnehmung in der heterogenen Subkultur, ihr Lebensalltag – nichts davon beinhaltet die starre Fixierung auf ihren Körper und ihre Sexualität. Als die gesellschaftliche und künstlerische Revoluzzerin, als die das Regie-Duo sie darstellt und sie sich scheinbar selbst sieht, ist Quebrada zu keinem Zeitpunkt erkennbar. Einen schwammigen Eindruck ihrer politischen Haltung vermitteln nur flapsige Aussagen, in denen sie Begriffe wie „Cis“ sinnwidrig einsetzt und erklärt, Selbstliebe sei Bürgerpflicht. Die immerhin erfüllt sie vorbildlich.

Fazit

Jede ästhetische oder dokumentarische Qualität fehlt der dilettantischen Ego-Show, die Voyeurismus und Exhibitionismus kalkuliert vereint. Eine Annäherung an die exzentrische Protagonistin scheint von vornherein nicht gewollt. Ein Interesse an der Lebensrealität Transexueller in Brasilien ist augenscheinlich nicht vorhanden. Auf kinematischer, intellektueller oder emotionaler Ebene scheitern die Filmemacherinnen, denen es offenkundig nur um maximale Aufmerksamkeit zu minimalen Kosten und Arbeitsaufwand geht.

Kritik: Lida Bach

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