Inhalt
Ein neuer Job, eine neue Stadt: Der Geologe Kristian bereitet sich und seine Familie auf einen Umzug vor. An seinem letzten Arbeitstag im Erdrutsch-Frühwarnzentrum Geiranger zeigen die Messgeräte plötzlich seltsame Werte an. Kristian hat einen schrecklichen Verdacht. Die Gesteinschichten des nahe gelegenen Berges Akerneset könnten in Bewergung geraten sein. Was ihm niemand glauben will, wird schon in der Nacht zur Realität. Riesige Felsbrocken stürzen in den Fjord und ein gewaltiger Tsunami rollt auf den Ort zu. Inmitten der Panik und Verzweiflung versucht Kristian seine Familie zu retten.
Kritik
Die skandinavischen Länder beweisen immer wieder, dass Sie neuen Wind in scheinbar eingestaubte Genre bringen können. Nehmen wir „Pusher“ aus Dänemark, welcher ein gelungener Beitrag im Gangsterfilm bietet. Oder „So Finster die Nacht“ aus Schweden, welcher zeigt, dass Vampire weder blutrünstig oder verweichlicht sein müssen. Mit „Cold Prey“ aus Norwegen wurde endlich mal wieder ein vernünftiger Slasher gedreht und auch Komödien wie „In China essen Sie Hunde“ oder „Adams Äpfel“ brauchen sich vor der Konkurrenz aus Hollywood nicht verstecken. In vielen Belangen sind die skandinavischen Genrevertreter sogar besser als der 08/15 Standard aus der Traumfabrik. Nun kommt mit „The Wave – Die Todeswelle“ der vielleicht erste Katastrophenfilm aus Norwegen. Bei Kritikern kam dieser schon sehr gut an. Doch schauen wir uns „The Wave“ einmal genauer an und sehen, ob die Lobpreisungen gerechtfertigt sind ober ob der Film im wahrsten Sinne des Wortes baden geht.
Wie bereits gesagt, bewies Norwegen schon häufiger, dass man mit Hollywood mithalten kann. Doch nun begibt sich Regisseur Roar Uthaug auf Neuland. Ein Katastrophenfilm mit einem ordentlichen Budget kennt man nur aus Hollywood. Doch hat Hollywood auch ein Händchen dafür, diese zu verbocken. Zu viel amerikanischer Heldentum und zu viel Brimborium führen nur allzu oft dazu, dass nur die Effekte noch überzeugen, inhaltlich die Filme allerdings leer und nervig sind. Nehmen wir nur „2012“ von Roland Emmerich oder auch „San Andreas“ mit dem sympathischen Muskelmann Dwayne „The Rock“ Johnson. Neben netten Effekten wird hier nur Unsinn und Übertriebenheit geboten. Und plötzlich kommt „The Wave“ daher. Mit einem Budget von 50 Millionen Kronen (umgerechnet ca. 5 Millionen Euro) gedreht, befürchtet man fast schon unterirdische Effekte und ein billiges Setting.
Weit gefehlt. „The Wave“ kann sich nicht nur sehen lassen, sondern zählt vielleicht zu den besten Vertretern des Katastophenfilmgenre der Neuzeit. Doch was genau macht „The Wave“ so anders und auch so sehenswert? Die Effekte selbst halten sich im Rahmen. Alles wohl dosiert und nie überladen. Es ist fast schon erfrischend zu sehen, dass solche Filme sich nicht ausschließlich über die Effekte definieren müssen. Jedoch sind die Effekte nicht nur wohl dosiert sondern sehen auch noch sehr gut aus. Als sich die riesige Welle durch den Fjord bewegt sieht man fast keine Unterschiede zu den großen Genrevertretern. Es sieht toll aus und überzeugt auf ganzer Linie.
Doch neben den tollen Effekten ist der Film auch noch wirklich spannend. Zwar dauert es etwas, bis die Katastrophe ihren Lauf nimmt, doch ist auch die erste Hälfte des Filmes zu keiner Zeit langweilig oder langatmig. Die Story ist in sich schlüssig und auch die Familienverhältnisse der Hauptdarsteller werden gut ausgearbeitet ohne je kitschig oder klischeehaft zu sein. Realismus und Nachvollziehbarkeit stehen im Vordergrund. Als die Welle schließlich ein kleines Dorf erreicht überschlagen sich die Ereignisse und der Zuschauer hat das Gefühl eine teure Hochglanzproduktion zu sehen. Von fehlendem Geld keine Spur. Wir sehen die Bilder, sehen die Bedrohung und fiebern mit dem Hauptdarsteller mit, welcher nur versucht seine Familie in Sicherheit zu bringen.
Als die Welle also die gesamte Umgebung verwüstet hat findet sich unser „Held“ in einer zerstörten und verwüsteten Umgebung wieder. Auch hier hat man nie das Gefühl, dass gespart worden ist. Alles sieht herrlich zerstört aus aber auch wieder ohne überladen zu wirken. Wie bereits erwähnt fehlt auch das ganze Heldentum, was uns an amerikanischen Produktionen so stört. Der Hauptdarsteller ist ein ganz normaler Typ, ohne eigenartige „Superkräfte“ wie zum Beispiel „The Rock“. Er sucht seine Familie auf nachvollziehbare Weise. Er geht bedacht vor und ist nie Herr der Lage.
Auch schauspielerisch machen alle Beteiligten ihren Job mehr als gut. Weder sind die Charakter überzogen noch klischeehaft. Die Schauspieler spielen normale Menschen in einer nicht normalen Situation. Die Charaktere sind mit der Situation überfordert, die Schauspieler allerdings zu keiner Minute. Es bedarf keine Superstars um eine überzeugende Leistung zu bieten und dies beweist „The Wave“. Der Film macht so gut wie alles richtig.
Leider wird zum Schluss etwas du heftig auf die Tränendrüse gedrückt und die letzten 5 Minuten lassen einen Vergleich zu Hollywood ziehen, was bei weitem nicht nötig gewesen wäre. Wäre man auch hier seiner Linie treu geblieben, wäre „The Wave“ vielleicht eine der Genrereferenzen geworden. Auch fehlt es ein wenig an Dramatik durch die parallellaufenden Handlungsstränge. Der Zuschauer weiß zu jeder Zeit mehr als die Protagonisten. Doch tut dies dem Film kein Abbruch. Wer mal wieder einen vernünftigen Katastrophenfilm sehen möchte, macht mit „The Wave“ absolut nichts falsch. Eine ganz klare Empfehlung für alle, die dem CGI Getöse aus Hollywood überdrüssig sind.
Fazit
Norwegen beweist mal wieder, dass man sich vor Hollywood nicht verstecken braucht. Mit einem relativ kleinen Budget wird großes geschaffen. Zwar ist „The Wave“ nicht perfekt, jedoch ist dieser besser, plausibler und spannender als ähnliche Hollywoodfilme der Neuzeit. „The Wave“ geht nicht baden, im Gegenteil; er braucht sich nicht zu verstecken sondern zeigt Hollywood, wie es geht.
Autor: Kuehne Kuehne