MB-Kritik

Dario Argento Panico 2023

Horror, Biography, Documentary

Dario Argento
Asia Argento
Fiore Argento
Floriana Argento
Marisa Casale
Cristina Marsillach
Michele Soavi
Lamberto Bava
Franco Ferrini
Luigi Collo
Vittorio Cecchi Gori
Guillermo del Toro
Gaspar Noé
Nicolas Winding Refn
Claudio Simonetti

Inhalt

Mit seiner Dokumentation "Dario Argento: Panico" möchte uns Simone Scafidi den berühmtberüchtigten italienischen Regisseur Dario Argento näherbringen.

Kritik

Die 2023 veröffentlichte Dokumentation Dario Argento: Panico handelt, wie es der Titel bereits vermuten lässt, von Dario Argento. Wenn es um den Horrorfilm geht, ist dieser, neben Lucio Fulci (Zombie Flesh Eaters) und Mario Bava (Blutige Seide) einer der bekanntesten und einflussreichsten Regisseure Italiens. Bereits mit seiner allerersten, auf den Titel Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe lautenden Regiearbeit legte Argento einen gewaltigen Achtungserfolg hin. Das war 1970. Es folgten Werke wie Vier Fliegen auf grauem Samt, Rosso - Die Farbe des Todes oder Suspiria. Gerade seine frühen Werke genießen unter Horrorfans Kultstatus und das, obwohl viele davon gar keine „echten“ Horrorfilme, sondern vielmehr Thriller (sogenannte Gialli) darstellen.

Über eine Laufzeit von rund 90 Minuten hinweg wirft Panico sowohl einen Blick auf Argentos Schaffen als auch auf ihn als Person. Wir erhalten Einblicke in seine Gedanken, erfahren einige interessante Hintergründe zu seinen populärsten Werken bzw. den damit verbundenen Dreharbeiten und lernen ganz allgemein ein wenig (mehr) über ihn als Mensch bzw. Künstler. Zu diesem Zweck hat der hinter dieser Doku steckende Simone Scafidi (Fulci for fake) nicht nur Argento selbst sondern ebenso Familienangehörige und „ArbeitskollegInnen“ vor die Kamera geholt. Zu Wort melden sich unter anderem Argentos Töchter, seine Ex-Frau, Regisseure wie Lamberto Bava (Dèmoni), Guillermo del Toro (The Shape of Water) oder Gaspar Noé (für den Argento in Vortex als Darsteller vor der Kamera stand) sowie der Musiker Claudio Simonetti (von der Band Goblin).

Zur Sprache kommen dabei Argentos beruflicher Werdegang, der Einfluss seiner Mutter (eine einst gefragte Fotografin), die Beziehung zu seinen beiden Töchtern, warum sich Italiens Filmindustrie veränderte, wie die Zusammenarbeit mit ihm ausfällt, den wenig schmeichelhaften Auslöser für seine Kälte gegenüber Schauspielerin Cristina Marsillach während dem Dreh zu Opera, warum ihn Schauspieler Tony Musante (Die gefürchteten Zwei) einmal zusammenschlagen wollte und noch vieles mehr. Garniert wird das Ganze mit kurzen Einspielern aus Argentos Filmen sowie Ausschnitten von den Dreharbeiten. Dabei werden die Werke des mittlerweile über 80-jährigen Italieners grob und in chronologischer Reihenfolge abgeklappert. Von einigen dieser Werke hören wir allerdings kaum mehr als die jeweiligen Filmtitel (gerade seine „neueren“ Regiearbeiten bzw. jene ab den 2000ern werden wenig bis überhaupt nicht thematisiert). 

Das, was man von den Befragten zu hören bekommt, ist (abgesehen von Gaspar Noés sowie Nicolas Winding Refns wenig erhellendem Gerede) zumeist interessant. Das gilt besonders für die Ausführungen von Familienangehörigen, allen voran jene von Argentos schauspielernden Tochter Asia (Trauma). So erfahren wir von ihr den unrühmlichen Grund dafür, wieso ihr Vater längere Zeit nicht mehr mit ihr sprach oder wie seine Reaktion auf ihren Gewinn eines bedeutsamen italienischen Filmpreises ausfiel. Trotzdem wäre stellenweise etwas mehr Tiefe wünschenswert gewesen. Denn nicht wenige Aspekte und Themen werden oft nur kurz oberflächlich angerissen, bevor es mit etwas anderem weiter geht. 

Worauf ebenfalls kaum eingegangen wird, ist der Prozess des Schreibens. Bedauerlich, schließlich hat Argento nicht nur Filme gedreht, sondern zudem auch zahlreiche Drehbücher verfasst und sitzt zum Zeitpunkt von Scafidis Dreharbeiten, obendrein an einem ebensolchen (vermutlich jenem zu Dark Glasses). Nichtsdestotrotz darf Panico als eine gelungene Dokumentation angesehen werden, denn Scafidi ist spürbar darum bemüht, dem Publikum möglichst viele Informationen bereitzustellen. Informationen, von denen allen voran jene profitieren, die zwar bereits ein paar von Argentos Filmen kennen, sich aber bislang noch nicht groß mit seiner Person auseinandergesetzt haben.

Fazit

Regisseur, Drehbuchautor, Produzent. Dario Argento ist vieles, aber nicht langweilig. Das macht uns „Dario Argento Panico“ unmissverständlich klar. Obwohl die Dokumentation gerne etwas mehr Tiefgang hätte haben dürfen, gelingt es ihr, uns den Menschen hinter dem klangvollen Namen ein Stück näher zu bringen. Außerdem überkommt einen mit dem Einsetzen des Abspanns das unbändige Bedürfnis zum Filmregal zu eilen, um den heimischen UHD-Player mit einem von Argentos zahlreichen Werken zu füttern. 

Autor: Constantin Wieckhorst
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