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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Hochsommer in einer deutschen Mittelgebirgslandschaft. Auf dem Rückweg vom Manöver zur Kaserne bleibt der Rekrut Paul unbemerkt an einer Raststätte zurück. Die Kompanie fährt ab und Paul nach Hause, in den Bungalow seiner abwesenden Eltern. Sein "Heimaturlaub" wird schnell kompliziert: Die Bundeswehr sucht ihn, seine Freundin Kerstin macht mit ihm Schluss, und unerwartet taucht sein älterer Bruder Max mit seiner dänischen Freundin Lene auf. Am Ort der Kindheit setzen wie in einem Reflex alte Rollenmuster wieder ein: Max fühlt sich als großer Bruder verantwortlich für Paul. Der weicht aus und sucht nur eine Chance, dem Älteren eins auszuwischen. Dazwischen steht Lene, vermittelnd und nicht ohne Sympathie für Pauls Aufsässigkeit. Der Bruderkonflikt wird bald zur Konkurrenz um eine Frau.

Kritik

Mit In My Room hat der deutsche Regisseur Ulrich Köhler durchaus einen Achtungserfolg veröffentlicht, überzeugte der andersartige Endzeitfilm doch vor allem als eine zurückhaltende Gesellschaftsstudie. Grund genug, sich einmal mit den anderen Werken des Ehemanns von Maren Ade (Toni Erdmann) zu beschäftigen. Denn bevor Köhler mit seinem Film Schlafkrankheit den Silbernen Bären erringen konnte, drehte er irgendwo im Nirgendwo auf 35mm einen Film im Hochsommer. Sein Langfilmdebüt Bungalow, das 2002 auf der Berlinale vorgestellt wurde, erzählt dabei die Geschichte eines desertierenden jungen Rekruten (Lennie Burmeister aus Egoshooter), der in das verlassene Haus seiner Eltern zurückkehrt. Dort trifft er nur auf seinen großen Bruder (Devid Striesow, Nichts passiert) und dessen neue Freundin (Trine Dyrholm, Die Erbschaft).

Der Wurf ins Geschehen ist dabei unmittelbar. Wir stecken in einem schaukelnden Soldatenkonvoi. Das Heck ist offen, auf der Ladefläche hocken zwei Reihen völlig zufrieden dösender junger Männer in Uniform. Irgendwo auf einer Autobahn, irgendwo im charakterlosen Deutschland, wo Wald auf Feld und Feld auf Dorf trifft. Als der Konvoi an einer Raststätte anhält und die Soldaten sich der Reihe nach Fast Food einverleiben, geht ein Rekrut einfach verloren. Paul hat keine Lust mehr auf sein Soldatendasein und desertiert. Schließlich ist sein Zuhause schön nahe gelegen. Als er dort ankommt, ist das Haus verlassen. Paul scheint sich nichts bei seiner Abstinenz gedacht zu haben. Er selbst hat sich nicht verändert, also wieso sollte sich seine alte Welt verändert haben? Einzig ein rissiger Sprung in der Glasscheibe einer Haustür, den er mit viel Klebeband zu stabilisieren versucht, zeugt davon, das nicht alles so ist, wie er es hinterlassen hat.

Nach einer Explosion und Rauchsäule.
„Fahren wir vorbei? Wir müssen eh noch einkaufen.“

Köhler nutzt die 80 Minuten Film sehr präzise, um ein Bild eines Jugendlichen zu erstellen, dem alles egal ist - auch er selbst. Die Wahrheit hat für Paul keinen Wert mehr, keinen Reiz. In voller Montur behauptet er, gar kein Soldat zu sein. Die eigene Meinung und Ablehnung, vor allem aber die Irrelevanz dieses für ihn Zirkusvereins sind da einfach stärker, als die Tatsachen. Er glaubt nicht, dass seine Zukunft irgendwas bringen könnte. Wenn die Menschen in der Zukunft so sind, wie sie es heute sind, dann könne man sich den ganzen Schwachsinn eh sparen. Er glaubt nicht, dass seine Taten Konsequenzen haben. Deshalb handelt er einfach. Deshalb versteht er nicht, wenn andere Menschen denken und abwägen, bevor sie etwas tun. Und deshalb muss er langsam lernen, dass die Welt sich weiterdreht, auch wenn er selbst stillsteht.

Seine (Ex-)Freundin zum Beispiel, hat sich in der Zeit seines Wehrdienstes weiterentwickelt. Sein Bruder hat eine neue Freundin, bildhübsch, Schauspielerin, aus Dänemark. Der Bruder, ein paar Jahre älter, der ist scheinbar gewissenhaft. Der hält sich an Absprachen, auch wenn er nicht kontrolliert wird. Paul hingegen, der hält sich nicht einmal an seine eigenen Gedanken. Nicht mal an das Gesetz. Sein Verschwinden fällt der Bundeswehr selbstredend auf. Er muss in den nächsten Zug steigen. Er fährt zum Bahnhof, raucht eine und zischt wieder ab. Ein Versuch war es wohl wert. Und so zeichnet Köhler ein wunderbares Generationenporträt, mithilfe eines provokanten jungen Mannes, der es nicht schafft, Sinn und Zweck dieser Lebensübung zu erkennen. Der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ohne zu wissen, worin dieser überhaupt bestehen soll. Wahrscheinlich in der Freiheit, alles tun zu können und nichts zu müssen.

Fazit

Mit „Bungalow“ hat Ulrich Köhler ein sehenswertes Debüt abgeliefert, das, im ruhigen Stil der Berliner Schule, eine Charakterstudie eines Tunichtgutes entfaltet. Eine bewegungslose Odyssee ohne Ziel, ohne Gegenwehr. Lustlos, ziellos, taub für jegliches Gespür von Anstand, Tugend oder Empathie. Mit ausgezeichneten Darstellern und einer geschmeidigen Kamera als Spezialwaffe, gelingt es Köhler, den ziellos wandernden Verstand eines Jugendlichen zu bebildern, der nichts zu tun hat, nichts will und deshalb in seiner lethargischen Starre verwesen wird, wenn er nicht öfter impulsiv aus ihr herausbricht, um ein wenig Chaos anzurichten. Einfach nur um zu schauen, ob die Welt wirklich so desinteressiert ist, wie sie sich gibt.

Kritik: Levin Günther

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