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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Heute hat Ariane Geburtstag und sie fühlt sich in ihrer schönen Wohnung noch einsamer als sonst. Die Kerzen brennen auf dem Kuchen, doch die Gäste ließen sich alle entschuldigen. Also steigt Ariane in ihr schönes Auto und verlässt die schöne Vorstadt, um in der großen Stadt etwas zu erleben...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Traum vom Ausreißen ist ein viel geträumter. Einfach mal weg, das triste Leben hinter sich lassen, kein Plan, kein Ziel, einfach den Daumen raus und sich vom Wind in alle Richtungen gleichzeitig tragen lassen, nicht zurück sehen und endlich das langersehnte Glück an der Küste einer kleinen Insel finden. Einem ähnlichem Modell nimmt sich die verträumte Komödie “Café Olympique” an, in dem die charmante Ariane, die ihre besten Jahre leider schon hinter sich hat, an ihrem Geburtstag von sowohl Kindern, als auch Mann sitzen gelassen wird und daher beschließt einfach blind ins weite Marseiller Umland auszubrechen. Wer sich hier jetzt ein seichtes Feel-good Movie erwartet, mit verträumten, französischen Klängen, immerzu frohen und sympathischen Figuren und einer gehörigen Portion französischem Charme, liegt im Kern genau richtig. Dennoch würzt Regisseur und Drehbuchautor Robert Guédiguian ("Lady Jane") seinen Film mit einer Hülle und Fülle an absurden Situationen, Personen und Lebensweisheiten, die manchmal mehr, manchmal weniger aufgehen, aber durch und durch von einer angenehmen Kreativität der Verantwortlichen zeugen.

Das schwierigste Unterfangen bei "
Café Olympique" ist zuallererst sich mit der Selbstverständlichkeit anzufreunden, mit der der Film seine kuriosen Züge abspult. Eine sprechende Schildkröte, ein Mann, der toten, in Gläsern eingelegten Tierkadavern hinterherweint und sie als seine verschwundenen Kinder bezeichnet, ein asiatisches (Geschwister?)Paar, das den ganzen Film über kein Wort sagt, sowie diverse Tanz- und Gesangseinlagen. Das fängt schon in einer der ersten Szenen des Films an, in der Ariane ihr Autoradio fröhlich aufdreht und so die gesamten umstehenden Personen dazu bewegt aus ihren Fahrzeugen zu steigen und zu tanzen. Gleich im Anschluss springt die Französin vertrauensseelig auf das Moped eines jungen Typen und braust in Richtung Meer, ohne auch nur eine dieser Aktionen zu hinterfragen.

Und so setzt sich der Film auch fort: Beinah blendende bunte Farben, ein Schlafplatz auf einem kleinen Boot (das ihr vollkommen selbstverständlich vom offenkundig wahnsinnigen Nachtwächter des Café Olympique, in dem Ariane zu arbeiten beginnt, geschenkt wird), Einbrüche, singende und tanzende Rentner, die sprechende Schildkröte und ein Bühnenregisseur, der sich vor versammeltem Publikum das Leben nehmen will, während Ariane spontan für die verschwundene Hauptdarstellerin einspringt und über das ach so schöne Leben singt. Arianes Reise in “
Cafe Olympique” porträtiert eine auf Film gebannte Ausreißerfantasie einer älteren und vom Leben gelangweilten Frau, die Versinnbildlichung eines lieblichen Traumes, der immer schöner und wärmer wird und in dem man selbst nach einem nächtlichen Bootsunglück sauber und fröhlich am Strand aufwacht. Wenn man fies sein wollte, dann könnte man den Film in seiner positiven und vollkommen abgehobenen Lebensdarstellung gar als Arianes langsamen Verfall in den Wahnsinn deuten, der sie nach der familiären Enttäuschung langsam ereilt. Besser als die durchschnittliche Realität ist das Gezeigte nämlich allemal.

Sympathiepunkte heimst "Café Olympique" zudem aufgrund seines Daseins als pures Spaßprojekt der Beteiligten ein. Die Darsteller (die mehrere Rollen übernehmen) sprühen nur so vor Charme und Lebenslust, die Musik weht lockerleicht und verträumt durch den Kinosaal und bewegt einen zum wiederholten mitwippen, die Atmosphäre scheint aus der Fantasie eines kleinen Kindes gerissen zu sein, das die Welt noch mit unschuldigen Augen sieht und die Sets stammen scheinbar aus dem Katalog eines Traumurlaubs.

Vollkommen überzeugen kann der Film dennoch nicht. Zum Einen funktionieren die immer wieder eingestreuten Gags erstaunlich selten, zum Anderen überträgt der Film teils sehr zweifelhafte Botschaften. So sei ein Mann nur dann ein echter Kerl, wenn er seine Frau alles machen ließe, was sie wolle, während es umgekehrt scheinbar die logische Konsequenz ist, wenn dieser dann seiner Freundin eine verpasst. “Café Olympique” nimmt sich (ob absichtlich oder nicht) im Laufe des Films einigen sehr ernsten Themen an (wie Prostitution, offensichtlichem Wahnsinn oder der Frage, was man bereit ist für einen Freund zu tun), behandelt diese aber aufgrund seiner rosaroten Brille teils nicht nur thematisch unzureichend, sondern auch zweifelhaft positiv und nebensächlich. Zudem mag auch das etwas plötzliche Ende nicht ganz überzeugen und nimmt der Geschichte einiges an Zauber. Den Anspruch einfach ein nettes Filmchen mit verrückten Einfällen zu sein erreicht "Café Olympique" dennoch fast über die volle Laufzeit und hinterlässt den Zuschauer zwar so nicht mit einem bleibenden Eindruck, aber einem angenehmen Gefühl in der Magengegend.

Fazit

“Café Olympique” ist eine auf Film gebannte Ausreißerfanatsie voller wunderschöner Orte, freundlicher und charmanter Menschen, die alle irgendwie ihren Wunsch erfüllt bekommen, verträumter Musik und sympathischen Darstellern. Dabei hat der Film eine ordentliche Portion Kurioses im Gepäck, inklusive mehrerer Tanzeinlagen, einer absolut verrückten Seebestattung, total abgehobenen (und teils zweifelhaften) Lebensweisheiten und letztlich einer sprechenden Schildkröte. Das alles macht “Café Olympique” zu einem erstaunlich einfallsreichem Feelgood-Movie, das den Zuschauer zwar zu keiner Zeit vom Hocker reißen kann und sowohl in Sachen Humor, als auch seinen ernsteren Zügen, oft unbefriedigend vorgeht, aber am Ende doch ein kleines Lächeln auf das Gesicht des Kinobesuchers zaubert. Wenn man sich denn auf das Gezeigte einlässt.

Kritik: Thomas Söcker

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