Inhalt
Der russische Gangsterboss Balam hat sich im Gefängnis komfortabel eingerichtet. Er residiert in einer luxuriös ausgestatteten Suite, wird von Wachen so gut wie nie belästigt und regiert aus sicherer Position mit eiserner Hand die Außenwelt. Nun aber könnte sich Ärger anbahnen, denn Jack Stone, ein Cop, dessen Familie er töten ließ, hat sich absichtlich beim Bankraub erwischen lassen, um Balam im Gefängnis zu stellen. Letzterer setzt alle Hebel in Bewegung, um Jack zu töten, doch der zeigt sich wehrhaft.
Kritik
"Hörst Du das, Jack? Das entfernte Geräusch, die Stimmen? Das sind hungrige Insassen, Jack, sie riechen das Frischfleisch."
Wer sich als echter Action-Star in der Filmwelt vollends profilieren möchte, der muss es in seiner Vita auch auf mindestens einen Streifen bringen, dessen Setting geradewegs hinter schwedischen Gardinen lokalisiert wurde. Sylvester Stallone beispielsweise hat Lock Up - Überleben ist alles, Arnold Schwarzenegger fährt mit Escape Plan auf, Jean-Claude Van Damme gehört In Hell und Jason Statham verbringt seinen Alltag in Death Race hinter Mauern der Gewalt. Da fehlt doch eigentlich nur noch die Hünengestalt Dolph Lundgren (Men of War), oder? Und wie gerufen findet nun Caged of Kill seinen Weg in die deutschen Heimkinoregale. Allerdings muss, wie so häufig in diesen Gefilden, auf einen reinrassigen Etikettenschwindel aufmerksam gemacht werden: Dolph Lundgrens Konterfei nimmt zwar den Großteil des Covers ein, in Wahrheit aber agiert der skandinavische Kyokushin-Meister nur in einer Nebenrolle.
Die große Bühne nämlich gehört Matthew Reese (Osomobie), der schauspielerisch zwar wenig zu bieten hat, dafür allerdings mit einer Physis aufwartet, die zuweilen durchaus an körperliche Durchschlagskraft eines Scott Adkins (Close Range) erinnert. Reese gibt Jack Stone, einen ehemaligen Polizisten, der sich durch eine Reihe schwerer Delikte (darunter ein bewaffneter Raubüberfall und Mord) bewusst in die Strafvollzugsanstalt hat manövriert, in dem der russische Mafiaboss Balam (Chuck Liddell, War Pigs - Nothing's Ever Easy) - seines Zeichens Drogen-, Waffen- und Menschenhändler - residiert. Natürlich, daran lässt Caged to Kill keinen Zweifel, mäandern hier Rechnungen durch den filmischen Raum, die beglichen werden müssen, denn Kriege, die draußen angezettelt werden, werden im Bau beendet. Regisseur und Drehbuchautor John Lyde (Sternenkrieger - Survivor) aber verfügt keinesfalls über die inszenatorische Finesse, abseits der obligatorischen Knast-Action-Standards zu fungieren.
Relativ gelungen gestaltet sich indes die Exposition von Caged to Kill, in der John Lyde einen digitalen Gebäudeplan entblättert und den Gefängniskomplex kartografisch abbildet. Die Krankenstation, die Küche, die einzelnen Häftlingstrakte - sie alle sind verknüpft, allerdings nicht nur architektonisch. Stattdessen macht Lyde auf die Schneise der Korruption aufmerksam, die sich durch das hiesige Kittchen bahnt. Ähnlich zuträgliche Einfälle sucht man in Caged to Kill darüber hinaus allerdings vergebens, ist dieser Direct-to-Video-Reißer doch letzten Endes nur daran interessiert, der Formelhaftigkeit klischeedurchtränkter Knast-Klopper zu huldigen: 90 Minuten maskuline Zerstreuung, die die eingeschriebenen Mythen des Handlungsortes als zweckdienliche Insignien für das kolportagehafte Treiben begreift. Das wirkt dementsprechend altbacken, verfügt aber immerhin über Kampfsequenzen, die grundsätzlich an den geerdeten Choreographien eines John Wick geschult scheinen, anstatt bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten zu werden.
Fazit
"Caged to Kill" liefert erwartungsgemäß Direct-to-DVD-Dienst nach Vorschrift: Ein rotedoofer, hanebüchener Knast-Klopper, in dem sich ein Muskelberg im Rachemodus durch den Häftlingstrakt prügelt, um den Tod seiner Frau zu sühnen. Das fällt in die untere B-Movie-Kategorie, keine Frage, die Action-Szenen allerdings sind zuweilen ordentlich. Kein zerschnittenes Massaker, sondern an John Wick geschulte Handgreiflichkeiten. Vergessen ist "Caged of Kill" dennoch in Windeseile.
Autor: Pascal Reis