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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Die 17-jährige Carmen (Rosy Rodríguez) lebt in einer Zigeunergemeinde in einen Vorort von Madrid. Wie jede andere Frau, die sie jemals getroffen hat, ist Carmen dazu bestimmt, ein Leben zu leben, das sich von Generation zu Generation wiederholt: Heiraten und möglichst viele Kinder großziehen. Doch eines Tages trifft sie auf Lola (Zaira Romero), ein außergewöhnliches Zigeunermädchen, das aus diesem Kreislauf ausbrechen will. Sie träumt davon, zur Universität zu gehen, zeichnet gerne Graffitis

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wir haben den Blick für patriarchale Reststrukturen in Subkulturen, Parallelgesellschaften oder auch in der breiten Masse der Bevölkerung verloren und sehen nicht, was sich auch bei uns im Westen hinter verschlossenen Türen abspielt. So bekam auch eine  Zahl aus dem vergangenen Jahr viel zu wenig Aufmerksamkeit: In Deutschland wurden 2018 mehr als 120 Frauen von ihren Partnern und Ex-Partnern ermordet - das ist circa die Hälfte aller verübten Morde an Frauen in diesem Jahr. Wer also behauptet, die Zeit des männlichen Besitzanspruches wäre gänzlich überwunden, der irrt sich massiv. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn gerade im Kleinen und Unsichtbaren spielen patriarchale Machtstrukturen noch eine zentrale Rolle. In ihrem Debüt zeigt Arantxa Echevarria solche Strukturen in einer Sinti und Roma -Gemeinschaft, den Gitanos, in der Nähe Madrids auf. 

Deutlich wird dabei in Carmen & Lola hauptsächlich eines: Vor allem junge Menschen, die durch die Öffentlichkeit mit westlichen Freiheiten konfrontiert sind, leiden an traditionellen Imperativen ihrer Familie, die ihnen eine bestimmte gesellschaftliche Rolle vorgeben wollen, in die sie gar nicht hineinpassen. So auch Lola (Zaira Romero) und Carmen (Rosy Rodriguez), deren Beziehung dieser Film ein einfühlsames Porträt schenkt. Gerade die siebzehnjährige Lola träumt von einem anderen Leben, als das ihr vorgeschriebene: Sie möchte frei sein, rauchen, Bildung genießen dürfen und eines Tages Lehrerin werden. Sie möchte nicht aufs Kinder kriegen und das Dasein als Ehefrau beschränkt sein, sondern in Unabhängigkeit leben können. 

Ein ähnliches Bedürfnis erweckt sie in Carmen, mit der sie im Laufe des Filmes eine Liebesbeziehung eingeht, die als Symbol und Gipfelung der verbotenen Freiheitsbegierde zu denken ist:  Gemeinsam gewinnen sie eine neue Perspektive auf die Welt, ihre Sexualität und den Traditionalismus in den eigenen Reihen. Echevarria erzählt eine Coming of Age-Geschichte über den Bruch mit derartigen Strukturen, wobei sie einige interessante und tiefe Einblicke in das  Gemeinschaftswesen wirft, die so nicht jedem Zuschauer klar sein dürften. Dabei besteht die hauptsächliche Stärke darin, die Ambivalenz zwischen Familie und individuellem Ausbruch zu begreifen, ohne das traditionelle Umfeld als "böse" im eigentlichen Sinne darzustellen. Der Film schafft in der Beziehung zwischen Carmen und Lola einen intimen Rückzugsort, der im Kontrast zum Gefühl des ständigen Missverstehens von einer neugierigen und lindernden Stimmung geprägt ist. 

Dennoch fühlt sich Carmen & Lola ein Stück weit an, als trete er offene Türen ein: Auch wenn die Perspketive auf eine Sinti und Roma - Gemeinschaft sicher etwas Neuartiges ist, erscheint der Blick auf patriarchale Subkulturen und Parallelgesellschaften im Allgemeinen wenig erweiternd. Es ist dem Zuschauer ein Leichtes, sich von dem Gezeigten zu distanzieren und solche Machtstrukturen von sich hin zu anderen Kulturkreisen zu schieben: Zur Selbstreflexion und zum Erkennen solcher Probleme im Alltag der westlichen Gesellschaft trägt der Film kaum etwas bei. Hinzu kommt, dass die Geschichte trotz eines eher langsamen Tempos in ihrem Verlauf und ihrer Erzählweise konventionell und gut verdaulich inszeniert ist. Trotzdem bleibt der unternommene Befreiungsschlag von Carmen und Lola, die wunderbar von beiden Hauptdarstellerinnen verkörpert werden, überzeugend.

Fazit

"Carmen & Lola" zeichnet ein mitfühlendes Porträt zweier sich Liebenden, deren Beziehung in den Reihen ihrer Sinti und Roma-Gemeinschaft nicht erlaubt ist. Entstanden ist dabei ein Coming of Age-Film, der bisweilen konventionell und wenig herausfordernd erscheint, aber dennoch eine interessante Perpektive auf die patriarchalen Strukturen innerhalb der Gemeinschaft gewinnen kann. 

Kritik: Maximilian Knade

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