Inhalt
Jie (Sammy Hung, jüngster Sohn von Sammo Hung) ist am Ende seiner Weisheit: Eigentlich wollte der erfahrene Choy-Lee-Fut Kämpfer in England endlich auf eigenen Füßen stehen sowie große Erfahrungen sammeln, doch gemeinsam mit seinem besten Freund Ken (Kane Kosugi), dreht er sich scheinbar nur im Kreis. Nachdem eines Tages dann auch noch sein Vater Chen (Sammo Hung) überraschender Weise auftaucht und ihm dies vor Augen führt, fasst Jie den Entschluss, wieder in seine Heimat nach China an seine Kampfkunstschule zurückzukehren. Dort muss er jedoch feststellen, dass die Pan American Group, auch mit der Zustimmung seines Vaters, die Kampfkunstschule kaufen möchte, um somit international den Kung-Fu-Markt weiter dominieren zu können. Jie stellt sich jedoch gegen die Abmachung und fordert ein Turnier – Wenn er gegen die besten Kämpfer der Pan American Group gewinnt, darf er das Studio fortführen. Mithilfe seines Bruders (Ming-Sing Wong) sowie Ken, stellt er sich dem Kampf…
Kritik
Cai Li Fo (auch Choy Li Fut) ist wohl eine der bekanntesten Kung-Fu-Arten die es weltweit gibt. Immerhin übten bereits Bruce Lee, Jackie Chan und auch Sammo Hung (der im Film auch eine Rolle hat) den berühmten Stil des Südens und machten ihn so auch über die Grenzen Chinas hinweg berühmt. Angesichts des Erfolges der Ip Man-Reihe, ist es so nicht weiter verwunderlich, dass nun auch bezüglich dieser historischen Kampfkunstart eine Erzählung erscheint. Doch anders als die bekannte wie hervorragende Saga mit Donnie Yen, konzentriert sich die Actionkomödie Choy Lee Fut eher auf die moderne und versucht so, anhand vieler kleinerer Geschichten sowie Rückblenden, den Weg der Kampfkunst zu beleuchten. Was sich angesichts der Altstars wie Sammo Hung, Wah Yuen sowie Lau Kar-wing, nach perfekter Actionunterhaltung anhört, entpuppt sich jedoch schnell als halbgarer Mix, der zu wenig Kampfkunst offenbart, dafür aber umso mehr Kitsch. Denn das Erstlingswerk von Regisseur Ming-Sing Wong (langjähriger Action-, Fight- und Stuntchoreograf, unter anderem von Rush Hour und Drunken Master) erweist sich trotz vieler kleiner Ideen in letzter Konsequenz als zu bekannte klischeehafte Kost, die weder Wert auf ein vernünftiges logisches Drehbuch legt, noch den Fokus auf perfekt inszenierte Kampfkunst-Sequenzen. Was bleibt ist ein trashiges Martial-Arts-Fest mit tollen Stars, die allesamt ihr eigentliches Potenzial verschenken und so in der nichtssagenden Story untergehen.
Dabei ist die Grundidee von Choy Lee Fut gar nicht so verkehrt. Denn Regisseur Ming-Sing Wong versucht anhand seiner Story den Kampf zwischen Tradition sowie Moderne neu zu entfachen. Während so die Pan American Group auf neueste Trainingsmethoden zurückgreift, um sich auf das Turnier vorzubereiten (inklusive Statistiken, Zeitmessung sowie striktem Trainingsplan), setzt Jie zusammen mit seinen Freunden auf die Tradition, was noch durch den kiffenden wie genügsamen Meister Chan Tin-Cheuk (sehr gut dargestellt von Martial-Arts-Legende Wah Yuen) auch in klassischer Hinsicht verstärkt wird. Während so der traditionelle Kung-Fu-Film Ablauf entsteht (Herausforderung, Training, Kampf), wird die Geschichte indes immer wieder durch kleinere Liebesgeschichten torpediert. Sei es die nervige Beziehung zwischen Jies Bruder und seiner scheinbar geldgierigen Frau oder Jie selbst, der sich in die Managerin der Pan American Group verliebt. Was folgt sind viele kleinere Slapstick-Szenen sowie eine Menge Situationskomik, wovon jedoch nur die Hälfte überhaupt zündet und der Rest, auch aufgrund der schlecht gemachten poppigen Musik, wie ein Schlag in die Magengrube wirkt. Schnelle Schnitte, eine anfängliche hastige Erzählart, blasse Charaktere sowie ein paar Logiklücken, erledigen dann bezüglich der Story den Rest. Von dem eigentlichen Vater-Sohn-Konflikt, der auch im Fokus stehen sollte, gibt es so nur noch eine Randnotiz, wodurch ebenfalls eine Menge Potenzial verschenkt wird.
Wer jetzt zumindest im Bereich der Action auf virtuose adrenalingeladene Szenen hofft, wird ebenfalls schnell enttäuscht in die Szenerie blicken. Denn Ming-Sing Wong (Regisseur, Darsteller sowie Actionchoreograf von Choy Lee Fut) gelingt es nicht, den eigentlich herausragenden Kung-Fu-Stil gekonnt den Zuschauer zu präsentieren. Anhand vieler kleinerer Schnitte sowie einer viel zu dichten Kamera, geht schnell die Übersicht verloren, wodurch letztlich auch das Interesse an der Action (die rar gesät ist) schwindet. Erst später im Film, wenn auch die Geschichte etwas ruhiger erzählt wird, glänzt der Streifen mit kleineren hervorragenden Ideen. Dazu gehört nicht nur ein kleiner Auftritt von Actionlegende Lau Kar-wing, sondern auch ein kurzer Auftritt von Newcomer Yu-Hang To (Ip Man Zero) sowie schlussendlich das Finale selbst, dass in einer waschechten Box-Arena ausgetragen wird. Erst hier, nimmt Choy Lee Fut genügend Fahrt auf, um endlich interessant zu wirken. Denn gerade die Kämpfe von Ken (Kane Kosugi) sowie Jie (Sammy Hung), erweisen sich als regelrecht spektakulär. Besonders der Kampf zwischen Ken und X-Man (die Namensvergabe war auch schon einmal besser) offenbart eine Akrobatik, die nicht nur zu fesseln weiß, sondern auch ein regelrechtes Stauen erzeugt. Schlag für Schlag, kann sich so der Film von Regisseur Ming-Sing Wong vor dem Abgrund retten. Dies reicht jedoch nicht, um die vorher recht stümperhaften wie kitschigen 75 Minuten zu entschuldigen. Und was schließlich überhaupt Sammo Hung, mit kurzen obligatorischen Zwischenauftritten, sowie Wah Yuen, als schweigsamer Altmeister, in diesem Film zu suchen haben, bleibt wohl ein Rätsel.
Fazit
"Choy Lee Fut" will in erster Linie ein spannender Martial-Arts-Film sein, erweist sich diesbezüglich aber viel zu handzahm. Was bleibt ist eine kitschige wie klischeehafte Kung-Fu-Geschichte über den berühmten "Cai Li Fo"-Stil, der aber gemessen an den Kampfszenen eindeutig zu kurz kommt. Trotz vieler Stars, allen voran Actionlegende Sammo Hung, ist der Film von Regisseur Ming-Sing Wong so eine herbe Enttäuschung, die nicht mal Fans des Genres wirklich anspricht. Eindeutig Finger weg.
Autor: Thomas Repenning