Amaia und Javi sind frischgebackene Eltern. Als er wochenlang zum Arbeiten verschwindet, sucht sie Unterstützung bei ihren Eltern. Doch Amaias Mutter wird unerwartet krank.
Kritik
De facto gibt es nur ein Baby in Alauda Ruiz de Azúas larmoyantem Langfilmdebüt, das im Berlinale Panorama seine Premiere feiert, aber dem Verhalten der Figuren nach ließe sich annehmen, es seien drei. Die heulen, quengeln, gnatzen, schmollen und benehmen sich umso infantiler, umso zufriedener sie eigentlich sein könnten. Allesamt sind weiblich, was die Kernaussage des misogynen Mami-Melodrams nahe legt: Frauen kommen in ihrem Sozialverhalten nie über das Level der neugeborenen Tochter der Hauptfigur.
Amaia (Laia Costa, Duck Butter) kehrt in der ersten Szene des bürgerlich-bornierten Bouelvard-Dramolettes aus dem Krankenhaus in ihr privilegiertes obere Mittelschicht-Leben zurück. Gatte Javi (Mikel Bustamante, Haus des Geldes) ist liebevoll um die frisch gebackene Mutter bemüht, Opa Koldo (Ramón Barea, Kleine Sünden) und Oma Begona (Susi Sánchez, Leid und Herrlichkeit) unterstützen sie da, um sie zu unterstützen. An Geld, Komfort und sozialem Rückhalt mangelt es nicht. Das Kleine ist wohlauf und augenscheinlich ein Wunschkind. Und Amaia? Fängt erstmal an zu heulen.
Geht es der Regisseurin und Drehbuchschreiberin womöglich um postnatale Depression? Will sie vor den weitreichenden Konsequenzen von Schwangerschaft und Kind warnen? Das wäre alles ehrenhaft, aber ist eher das Gegenteil der dramaturgischen Intention. Die tut weibliche Unzufriedenheit in patriarchalischen, heteronormativen Familienstrukturen als unbegründet und unverlässlich ab. Frauen meckern generationsübergreifend eben, sind in Wahrheit aber überglücklich über die Mutterpflicht. Zu der existiert keinerlei Alternative in dem gestrigen Geschlechterrollen-Konzept, das hier geschickt normalisiert und zementiert wird.
Fazit
In ihrer filmischen Doppelfolge Familien-Seifenoper walzt Alauda Ruiz de Azúa die trivialen Wehwehchen einer wohlhabenden Mittelstandsmutter und deren chronisch unzufriedener Mutter aus. Die männlichen Nebencharaktere habe ihre liebe Not mit den durchweg unsympathischen Protagonistinnen, die sich mangels echter Probleme selbst welche bereiten oder einreden. Eine substanzielle Handlung entwickelt sich aus Nörgelei und Neurosen nicht. Auch das Ensemble schafft es nie das Niveau einer passablen Telenovela. Eine solche wäre zumindest unterhaltsamer als das buchstäbliche Schlaflied.
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