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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Das Leben der 15-jährigen Solange läuft alles andere als rosig: Ihre Eltern lassen sich scheiden und ständig muss sie ihrer Mutter im Geschäft aushelfen, statt sich mit der Schauspielerei zu befassen. Solange würde am liebsten an einem Schauspielsommerkurs teilnehmen, doch ihre Mutter erlaubt es ihr nicht, deshalb entdeckt sie mehr oder weniger aus Langeweile ihren Körper und ihre Lust und bemerkt, welche Wirkung sie auf Männer in ihrem Umfeld hat. Neben dem nur wenige Jahre älteren Arnaud, mit dem sie erste sexuelle Erfahrungen sammelt, ist da auch noch ihr mehr als doppelt so alter Nachbar Guillaume, der regelmäßig auf sie aufpasst ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Französische Filme, die sich mit dem Thema Liebe befassen, richten ihr Augenmerk oft nicht nur auf die zarten Liebesgefühle, sondern auch auf die Sexualität, deswegen werden die Sexszenen intensiver als in amerikanischen Filmen beleuchtet und wirken sogleich viel authentischer, ohne den schmalen Grat zur Pornografie zu überschreiten. Unschuld und Verlangen dreht sich um die ersten sexuellen Erfahrungen, die die Hauptfigur, Solange (Louisiane Gouverneur, Comme une actrice) mit ihren zarten 15 Jahren macht. Es wird ausgiebig und leidenschaftlich geknutscht, sich selbst befriedigt und ausgelotet, wie weit man als 15-jähriges Mädchen mit den Männern eigentlich gehen darf. Selbstverständlich ist die Hauptdarstellerin mit ihren 20 Jahren zum Zeitpunkt der Dreharbeiten alt genug, um die expliziten Szenen zu drehen. Louisiane Gouverneur besticht durch ihre Natürlichkeit und hat es im Grunde leicht, ein authentisches Spiel abzuliefern, weil ihre eigenen Meilensteine der weiblichen Entwicklung gar nicht mal so weit in der Vergangenheit liegen.

Es wird alles problematisiert, was jungen Mädchen so unfassbar wichtig ist: ihre Tage, ihr Idealgewicht, zu einer Party von beliebten Teenagern eingeladen und von einem Jungen zurückgerufen zu werden. All diese Kleinigkeiten, die erwachsene Frauen weitaus weniger interessieren, werden hier entsprechend gewürdigt, sodass man genau nachvollziehen kann, wie man sich als ein junges Teenager-Mädchen fühlt und die typischen Emotionen erlebt: von grenzenloser Freude bis tiefer Bestürzung, und das wegen irgendwelchen Kleinigkeiten, wie dem Ausbleiben eines Anrufs von einem bekifften Möchtegern-Philosophen. Interessant ist auch die Rolle, die Solange in ihren Beziehungen mit den Männern einnimmt. Während sie sich dem nicht wesentlich älteren Jungen Arnaud (Aymeric Fougeron, Gefährliche Liebschaften) zunächst unterordnet und sich von ihm offensichtlich recht schnell ausnutzen lässt, übernimmt sie gegenüber ihrem mehr als doppelt so altem Nachbar Guillaume (Vincent Deniard, The Lost Door) eher die dominante und stärkere Rolle einer Verführerin. Anders als bei Lolita ist sie nicht diejenige, die angeschmachtet wird, sondern die Jägerin, die unbedingt Guillaume ins Bett bekommen möchte. Guillaume interessiert sich nämlich zunächst überhaupt nicht für sie und sieht in ihr nur ein kleines Mädchen, auf das er aufpassen soll, während sie in ihm einen potenziellen Liebhaber erkannt hat.

Filme, die Sex mit Minderjährigen problematisieren, haben es aufgrund der entsprechenden Thematik selbstverständlich nicht leicht, weil Verherrlichung von Sex mit Minderjährigen verständlicherweise inakzeptabel ist. Unschuld und Verlangen tut allerdings nichts der Gleichen, sondern zeigt die Sicht einer jungen Frau, die nach der Trennung ihrer Eltern sich zu dem viel älteren Nachbarn hingezogen fühlt und sich die Liebe und Zuneigung nimmt, die sie in dem Moment braucht. Dass er sie aus moralischer Sicht hätte abweisen sollen, spielt dabei eigentlich keine Rolle, weil der Film sich auf die Sicht des Mädchens fokussiert, die an ihrer eigenen Lust nichts Verwerfliches findet. Ob die kreierte Figur noch zehn Jahre später ihre Liaison nicht als Missbrauch ansehen würde, bleibt offen, weil der Film nur einen kurzen Einblick in das Leben dieser Figur zeigt. Im Hinblick auf Guillaume löst Unschuld und Verlangen die Auseinandersetzung mit seiner „Tat“ auf einzig mögliche und logische Weise, ohne Zerreden nur durch subtiles Eingreifen in den weiteren Verlauf seines Lebens. Unschuld und Verlangen stimmt einen nachdenklich, gerade im Hinblick auf den Einfluss der Probleme im Elternhaus auf die spätere Sexualität der jungen Mädchen.

Fazit

"Unschuld und Verlangen" erzählt von den ersten sexuellen Erfahrungen eines 15-jährigen Mädchens. Der Film kokettiert mit ihrer Freizügigkeit und ihrer ungehemmten Lust und eröffnet zeitgleich die Debatte, ob die Probleme im Elternhaus einen Einfluss auf den Verlauf der späteren Sexualität haben und, ob ein 15-jähriges Mädchen die Tragweite ihrer Entscheidungen wirklich überblicken kann oder ob sie womöglich von Männern ausgenutzt wird.  

Kritik: Yuliya Mieland

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