Inhalt
Als die schüchterne Emily Elizabeth (Darby Camp) von dem geheimnisvollen Mr. Bridwell (John Cleese) einen roten Welpen geschenkt bekommt, erwartet sie eine buchstäblich Riesenüberraschung: Sie wacht in ihrem New Yorker Appartement neben einem drei Meter großen Hund auf! Was kann sie nur tun, um ihren geliebten Clifford bei sich zu behalten? Während ihre alleinerziehende Mutter (Sienna Guillory) geschäftlich unterwegs ist, erobern Emily und ihr unbedachter Onkel Casey (Jack Whitehall) mit Clifford New York. Der schnell zur Attraktion avancierende Vierbeiner zeigt der Welt, was es heißt, ein großes Herz zu haben!
Kritik
Den Geist der Vorlage zu treffen ist nicht unbedingt ein filmischer Vorzug, handelte sich dabei um ein so phantasiearmes Werk wie Norman Bridwells Kinderbuchreihe. Deren Titelfigur hat keine nennenswerten Facetten außer seiner Farbe und Größe, die auf kleine Kinder offenkundig Signalwirkung haben. Entsprechend formalistisch ist Walt Beckers (What's He Got?) Leinwandadaption der populären Geschichten. Deren von Godzilla-Größe auf Elefanten-Format geschrumpfter Hundeheld verhält sich im Grunde wie ein gewöhnlicher Welpen. Einziges dramaturgisches Momentum sind demnach monotone Superlative.
Literweise Hundesabber, stinkigere Hundefurze, regengussartiges Pinkeln … nur den Mount Everest aller Hundehaufen erspart dem Publikum gnädigerweise das überforderte Special Effects Department. Dessen CGI-Clifford wirkt durchgehend wie ein Fremdkörper in der von politischen und sozialen Konflikten peinlich bereinigten Idealversion eines multikulturellen New Yorks. Das Nivellieren auseinander klaffender wirtschaftlicher Lebensrealitäten zeigt exemplarisch der Spottname „Food Stamp“, den Cliffords kindliche Besitzerin Emily Elizabeth (Darby Camp, Dreamland) von der obligatorischen fiesen Mitschülerin bekommt - obwohl Anwaltstochter Emily sichtlich wohlständisch lebt.
Die ihr zeitweise drohende Obdachlosigkeit, das materielle Dilemma ihres infantilen Onkels Casey (Jack Whitehall, Jungle Cruise), Handicaps und Tierversuche liefern Material für fragwürdige Gags in einer klamaukigen Inszenierung, die ihre mechanische Toleranzbotschaft ad absurdum führt. Individualität gestattet die nach spannungsfreiem Schnitzeljagd-Schema aufgebaute Handlung ausschließlich in einem streng normierten Rahmen. Der rote Riesenhund ist quasi Maskottchen jener geheuchelten Originalität, die der dumm-dreist derivative Plot mit einer unübersehbar auf Merchandising kalkulierten Materialismus-Message kombiniert: Bigger sells better.
Fazit
In der bizarr von Tiertiteln bestimmten Regielaufbahn Walt Beckers markiert die vulgäre Verfilmung der uninspirierten Kinderbücher einen weiteren generischen Tiefpunkt. Dessen aufgesetzte Tierliebe maskiert eine ungeniert von ähnlichen Familienfilmen abgepauste Handlung mit oftmals bedenklichen Aussagen. Straßenverkäufer geschützter Exoten? Vertrauenswürdige Tierfreunde. Große Haustiere in beengte Stadtwohnungen zwängen? Ein Riesenspaß. Monströse Qualzüchtungen? Total lustig. Durch Quälerei aggressive Tiere? Noch lustiger. Dass die verständlicherweise unmotivierten Darsteller*innen den eindimensionalen Charakteren kein Identifikationspotenzial verleihen, ist da fast schon lobenswert.
Autor: Lida Bach