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Quelle: themoviedb.org
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  • 92 Min Drama
  • Regie
  • Drehbuch
  • Cast

Inhalt

Die Tunesierin Samia ist illegal nach Frankreich gekommen. Die Überfahrt über das Mittelmeer hat sie gerade so überlebt. Doch mit der Ankunft in der neuen Gesellschaft sind die Hürden nicht genommen: Wie legt man den Status des Fremdkörpers ab? Ersten Anschluss findet Samia bei Imed, einem alten Bekannten aus Tunesien, der es auf den ersten Blick geschafft hat: Schwarzarbeit in einer Bar, eine Wohnung, Freunde. Samia kommt bei ihm unter, merkt aber schnell, dass sein Umfeld ihre Selbstbestimmung nicht zulässt. Sie zieht alleine weiter und bringt eine bourgeoise Witwe dazu, sie als Hausmädchen anzustellen. Wohnung, Kleidung, Aufenthaltsstatus: Samia bekommt es. Während die Beziehung der beiden Frauen inniger wird, kühlt sich das Verhältnis zu Imed, der für Samia immer mehr das zurückgelassene Leben markiert, ab. Aber auch Madame Berteau und Imed finden Gefallen aneinander.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Titel von Raja Amaris durchdachter Beziehungsstudie ist so vielschichtig wie ihre Charaktere. Ein „Fremdkörper“, so die wörtliche Übersetzung des Originaltitels, ist die vor der Revolution aus Tunesien geflohene Samia (Sarra Hannachi) in mehrere Hinsicht. Ihr Status als illegale Einwanderin macht die junge Frau vor dem Gesetz zur Deplatzierten, deren vorübergehende Sicherheit brüchig ist. In der Männerrunde um Imed (Salim Kechiouche), der sie nach ihrer Ankunft in seiner Wohnung aufnimmt, wird sie anzüglich beäugt und verachtungsvoll in die Rolle einer Untergebenen deligiert. Geduldet wird sie allein wegen ihres Bruders, der für Imed und seine Gefährten eine ideologische Leitfigur war. 

Der Bruder ist noch in Tunesien, manche sagen, im Gefängnis, andere sagen, tot. Samia erwägt beide Optionen voll innerer Anspannung, die sie von der ersten Minute an nicht loslässt. Ihr Geburtsland mag sie hinter sich gelassen haben, die jüngste Vergangenheit und deren Gefahren trägt sie als unsichtbares Gepäck mit sich. Auf ihrem Rücken sind kaum verheilte Wunden. Es seien tiefe Narben, sagt ihre französische Arbeitgeberin Leila (Hiam Abbas). Die elegante Dame teilt mit Samia neben dem Herkunftsland eine hürdenvolle Biografie. Den sozialen Status hat sie sich hart erkämpft, wenn auch auf anderem Wege als ihre entschiedene Angestellte. Fast wie von selbst werden die auf den ersten Blick grundverschiedenen Frauen zu Vertrauten. 

Die starken Hauptfiguren spiegeln einander im buchstäblichen Sinne; sind zugleich Ebenbild und Gegenstück der anderen. Ein fremder Körper ist für die Protagonistin auch Leila, mit der sie widersprüchliche Gefühle verbinden. Da ist Eifersucht auf Imed, mit dem ihre ältere Freundin eine Affäre beginnt, und Faszination von Leilas Selbstbewusstsein. Während Samia ihr unterdrücktes Ich wieder aufleben lässt, bricht Imeds wahre Persönlichkeit hervor und die Vergangenheit nimmt ihre Maske ab. Im Moment der unentrinnbaren Konfrontation nimmt die tunesische Filmemacherin eine Ménage-à-trois als Metapher für das diffizile Verhältnis zur eigenen Nationalität.

Fazit

In ihrer reizvolle Vereinigung von Thriller und Drama beweist die Drehbuchautorin und Regisseurin einmal mehr ihr Talent für anspruchsvolle Dramatik und glaubhafte Figurenpaare. Mit exzellenten Darstellerinnen und subtiler Erotik erzählt ihre Inszenierung von der schieren Verführungskraft der profundesten aller Gefühle: Freiheit und Unabhängigkeit.

Kritik: Lida Bach

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