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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Katharina, Ricky, Victoria und Malou leben in einer betreuten Wohngruppe. Dort haben sie sich eine anarchische Utopie aufgebaut als Gegenentwurf zu allem, was sie ablehnen: Eltern, Schule, Regeln. Mit dem Sozialarbeiter Ballack als halbherzigem Aufpasser geht das gut, bis ihre „Leben und Leben lassen“-Vereinbarung ins Wanken gerät.

Kritik

„Wie dumm bist du eigentlich?“, fragt eine entnervte Altersgenossin die Hauptfigur Stella Marie Markerts selbstverliebten Spielfilm-Debüts. Das provoziert die gleiche Frage bezüglich der Regisseurin und Drehbuchautorin, deren Teenie-Komödie bemerkenswertes Einfühlungsvermögen für ein bourgeoises, chauvinistisches Zielpublikum beweist. Allerdings nicht für junge Menschen mit Sterbewunsch wie die 17-jährige Katharina (Lea Drinda, In die Sonne schauenoder ohne sicheren Aufenthaltsstatus und familiäre Unterstützung wie ihre Freundin Ricky (Safinaz Sattar, Tatort: Tschill Out) oder mit verkannter Hochbegabung und selektivem Mutismus wie Rickys andere Freundin Malou (Zoe Stein, Merlí. Sapere Aude) und noch nicht mal mit der überprivilegierten Vicky (Sonja WeißerMaxton Hall - Die Welt zwischen uns). 

Die vier leben in einer von Vickys steinreichen Eltern finanzierten WG, die irgendwie auch ein soziales Wohnprojekt sein soll. Markert stellt sich das mit dem betreuten Wohnen augenscheinlich so vor, dass jede beliebige minderjährige Mietgemeinschaft sich einfach beim Jugendamt als solches anmeldet. Schon schickt das Amt einen unendlich geduldigen Betreuer wie Jan Bülows (Kafka) Ballack mit Geldumschlägen und sexuellem Faible für Vicky. Sexuelle Ausbeutung und Übergriffe in Sozialprojekten degradiert die hämische Story zum beiläufigen Gag. An solchen abgeschmackten Humor gewöhnt das Publikum sich besser. 

Depression, Obdachlosigkeit, familiäre Vernachlässigung und Verweisung, psychische Gewalt und Autoaggression sind Grundlage und Essenz der gehässigen Witze. Die richten sich mit der Verspottung, Verachtung und Verharmlosung mischenden Bias der Biederbürgerlichkeit gegen das Quartett. Jede der Vier verkörpert ein Stereotyp sozialer Renitenz und sowas sammelt sich doch im betreuten Wohnen, oder? Nein. Aber wozu sich mit einem Thema auseinandersetzen, wenn man so schön Vorurteile bedienen kann? Etwa das Vorurteil, dass Diäten eine der sogenannten „Essstörungen“ verursachen? Oder dass der deutsche Staat keine Einser-Schüler*innen abschieben würde?

Aber diese Vorurteile scheinen direkt harmlos gegenüber dem im Zentrum des Plots, der sich weder dramatisch noch psychologisch entwickelt: weibliche Selbsttötungsversuche sind nur eine Masche, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Suizidale Mädchen wollen, dass man sie zum Leben zwingt. Sie sagen „nein“ zum Leben, aber meinen „ja“, man muss sie nur zu ihrem Lebensglück zwingen, dann merken sie, wie toll sie es finden. Und alles löst sich in Wohlgefallen auf, denn die familiären Notsituationen in Jugendwohn-Projekten sind ja angeblich nur narzisstische Neurosen und selbstgeschaffene Scheinprobleme.

Fazit

Die verkrampft um Jugendlichkeit und Originalität bemühte Inszenierung mit Zwischen-Titeln, eingeschobenen Kurzbiographien und Montagen im Musik-Video-Stil unterstreicht nur den patriarchalischen Paternalismus Stella Marie Markerts konformen Kino-Debüts. Kostüme wie aus dem Faschings-Schlussverkauf, plakativer Soundtrack und exaltierte Struktur tarnen eine moralinsaure Mär, die belastete Familienverhältnisse bagatellisiert, Depression und Todessehnsucht zur pubertären Laune erklärt und die Realität Deutschlands rücksichtsloser Abschiebe-Politik leugnet. Das unsichere Schauspiel scheint direktes Resultat der karikaturesken Charaktersisierungen. Weder Humor noch Dynamik gleicht die Logikbrüche und Widersprüche des Szenarios aus. Der Titel lässt sich wörtlich nehmen. 

Kritik: Lida Bach

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