Der deutsche Titel des Films Das Geheimnis des verborgenen Tempels erinnert an die Indiana Jones-Filme, dabei geht es in dem Film nicht um den peitschenschwingenden Abenteurer, sondern um einen der größten Detektive aller Zeiten: Sherlock Holmes. Der Film handelt vom jungen Meisterdetektiv (Nicholas Rowe, Die Täuschung), der in einem Londoner Internat das erste Mal auf seinen zukünftigen treuen Weggefährten und wohl besten Freund, John Watson (Alan Cox, Magic Mike - The Last Dance), trifft. Zusammen lösen sie ihren ersten großen Fall und begeben sich dabei in ein wahres Abenteuer. Im Original heißt der Film schlicht Young Sherlock Holmes und verweist nur auf seine Hauptfigur, während der Film in Großbritannien unter dem Titel Young Sherlock Holmes and the Pyramides of Fear erschienen ist. Passender hätte der Titel nicht sein können, denn er liefert eine treffende Beschreibung des Films. Nun klingt aber auch der britische Titel immer noch nach Indiana Jones und das ist kein Zufall, genauso wenig, dass die Story teilweise an Die Goonies erinnert. Es steckten nicht nur Vermarktungsgründe dahinter bzw. wollte man nicht nur auf den Erfolgszug aufspringen, sondern ausschlaggebend waren eher die Personen, die hinter dem Film stecken.
Co-Produzent des Films war kein Geringerer als Steven Spielberg (Die Fabelmans), der nicht nur die Regie in den Indiana Jones-Filmen übernahm, sondern ebenso am Drehbuch zu Die Goonies mitschrieb. Sein Co-Autor bei Die Goonies war indes ebenfalls kein Unbekannter: Chris Columbus, der später selbst als Regisseur mit den Kevin-Filmen oder den ersten beiden Harry Potter-Filmen noch große Erfolge feiern sollte, war Mitte der 80er noch als Drehbuchautor aktiv und schrieb auch das Drehbuch zu Das Geheimnis des verborgenen Tempels. Der Film basiert nicht auf einem Roman oder einer Kurzgeschichte von Sir Arthur Conan Doyle, sondern spinnt eine Geschichte um die bekannte Figur und versucht dabei zu erklären, wie aus dem äußerst begabten und intelligenten Jungen, das brillante Genie wurde. Dabei kann man den Film schon als liebevolle Hommage verstehen, die nicht nur den jungen Sherlock als Jugendlichen zeigt, sondern sich vielmehr bemüht, alle wesentlichen Elemente der Geschichten von Conan Doyle einzubeziehen und deren Ursprung zu erklären, etwa, warum er die Deerstalker-Mütze trägt oder Pfeife raucht. Auch charakterlich nimmt man sich dem Unterfangen an zu erklären, warum er oftmals eher arrogant und sonderbar wirkt und unfähig erscheint, Liebe zu empfinden.
An dem Jugendlichen nimmt man zwar erste Anzeichen dieser Charakterzüge wahr, aber Sherlock handelt in diesem Alter noch viel emotionaler und nicht so sehr rational, wie in späteren Jahren. Auch hierfür gibt es Gründe, die jedoch nicht weiter verraten werden sollen. Im Rahmen seiner Ermittlungen merkt man, dass er bereits in jungen Jahren eine bemerkenswerte Auffassungs- und Beobachtungsgabe hat und in der Lage ist, schwierige Rätsel zu lösen. Die Rätsel und Fälle mögen noch nicht derart komplex sein, wie in Conan Doyles Geschichten, aber es wäre wohl wenig glaubwürdig, wenn er schon zu diesem Zeitpunkt seine ganzen Fähigkeiten ausgebildet hätte. In die Handlung des Films passt es jedenfalls, wenn auch nicht immer alles nachvollziehbar ist. Wenn Sherlock ein Rätsel seines Mitschülers Dudley (Earl Rhodes, Der Schrecken der Medusa) löst und wild durch das Internat hetzt, kann man selbst mit der späteren Erklärung nicht wirklich verstehen, wie er auf die Lösung kam. Das stört aber nicht wirklich, denn als Mix aus Krimi und Abenteuerfilm kann der Film über weite Strecken gut unterhalten und wirkt trotz seines Alters nicht angestaubt.
Sherlock, Watson und die ebenfalls im Internat lebende gleichaltrige Elizabeth Hardy (Sophie Ward, Jane Eyre) stoßen während der Suche nach einem Mörder auf eine geheimnisvolle Pyramide im Untergrund von London und gerade hier drängt sich immer mehr die Abenteuergeschichte in den Vordergrund, die die Assoziationen an Die Goonies und die Indiana Jones-Filmreihe weckt, aber nie ganz deren Stärke erreicht. Die Handlung selbst ist das ein oder andere Mal auch sehr vorhersehbar, obwohl man sichtlich bemüht war, eine jugendgerechte Geschichte mit einer gewissen Komplexität zu erzählen. Die jungen Darsteller schaffen es jedoch nicht immer dies zu vermitteln und scheitern zum Teil an den emotionalen Szenen. Zu Sherlock mag diese gewisse Schwäche im emotionalen Bereich zwar passen, aber dennoch hätte man etwas anderes erwartet, zumal die Figur noch viel emotionaler angelegt war. Dagegen neigt Sophie Ward als Elizabeth manchmal zu einem übertriebenen Overacting.
Vieles im Film ist dennoch stimmig und mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt, sodass diese negativen Elemente nicht zu sehr ins Gewicht fallen. Der Film, der von Barry Levinson inszeniert wurde (und der einige Jahre später den Oscar für die beste Regie für Rain Man erhielt), überzeugt zu guter Letzt mit einigen guten Gruselelementen, die vielleicht nicht jeden erschrecken (was aber aufgrund der FSK 12 nicht überraschen sollte), die aber dank der herausragenden Arbeit im Bereich der Spezialeffekte sich selbst heute noch größtenteils nicht verstecken müssen. Kleine fliegende Drachen und lebendige Schränke sind nur einige hiervon. Filmhistorisch hat Das Geheimnis des verborgenen Tempels sogar einen besonderen Stellenwert im Bereich der Special Effects, da man hier mit einem gläsernen Ritter aus dem Kirchenfenster erstmals eine vollständig per CGI geschaffene menschenähnliche Figur zum Leben erweckt. Zu Recht wurde der Film daher für die Special Effects für den Oscar nominiert. Verantwortlich für die Spezialeffekte war George Lucas' Industrial Light and Magic und speziell für den Ritter ein gewisser John Lasseter, der später Regie beim ersten vollständig am Computer animierten Film Toy Story führte und mit der hüpfenden Lampe das Markenzeichen für Pixar entwickelte.