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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Restaurator Stefano kommt in ein italienisches Dorf, um in dessen Kirche ein Fresko wieder herzurichten. Dabei stößt er auf das dunkele Geheimnis um dessen Schöpfer, der vor über 20 Jahren ums Leben kam.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Heute Nacht hat er diese Hure gemalt, während sie krepiert ist!“

1976 stand das italienische Horrorkino noch ganz im Zeichen des Giallo und zu dieser Gattung lässt sich auch Das Haus der lachenden Fenster von Regisseur & Co-Autor Pupi Avati (Dante) zählen, wobei er sich in vielen Belangen deutlich von der breiten Masse abhebt und sicherlich nicht den inzwischen in Bezug auf diesen Begriff entstandenen Erwartungshaltungen entspricht. Oftmals wir der Giallo mit einer Serienkiller-Film gleichgesetzt, der gewissen Regeln unterliegt, die in dieser Form aber nie wirklich vorhanden waren. Dank (Früh)Werken wie Blutige Seide von Mario Bava (1964) oder Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe von Dario Argento (1970) – auf deren Stil und Inhalt sich in der Folge die meisten Gialli beriefen – wurde dieser Begriff eben automatisch damit verbunden. Dabei gab es auch immer wieder ganz andere Gialli, denn letztlich verhielt es sich ähnlich dem Film Noir in den 40er und 50er Jahren: gemeint war nicht explizit ein Genre, sondern mehr eine stilistische Bewegung, die nicht dogmatisch an irgendwelche Inhalte gebunden war, aber in ihrem Geist verbunden waren. Um es an diesem ganz speziellen Beispiel zu verdeutlichen: Das Haus der lachenden Fenster verfolgt eben nicht den Trend des sleazig-voyeuristischen Serienkiller-Films, sondern ist viel mehr subtiles Gruselkino, das auf gängige Schockmomente praktisch vollständig verzichtet.

Stefano (Lino Capolicchio, Solamente Nero) kommt auf Geheiß seines alten Freundes Antonio in ein kleines Dorf, um ein Fresko in der Kirche zu restaurieren. Das Wandgemälde lässt noch eine ziemlich martialische Szene erkennen: die grausame Folterung eines Märtyrers. Dessen Schöpfer Buono Legnani war im Ort einst als „Maler des Todes“ bekannt, da er sich auf die Portraits von sterbenden Menschen spezialisierte. Vor gut 20 Jahren kam er selbst unter mysteriösen Umständen ums Leben, aber sein Schaffen scheint einen bleibenden Eindruck im Dorf hinterlassen zu haben. Ein Mantel des Schweigens wird über ihn und seine morbide Kunst gehüllt und die, die dieses Schweigen brechen wollen, werden isoliert, verstoßen oder gar Schlimmeres. So geschieht es Antonio, der seinen Freund in erster Linie dazu zog, um ihm von einer schockierenden Entdeckung zu berichten. Noch bevor es dies tun kann, stirbt er bei einem Sturz aus dem Fenster. Stefano setzt seine Arbeit dennoch fort, aber die Restauration des Freskos gerät immer mehr zur Nebensache. Das Geheimnis um Legnani zieht ihn immer mehr in seinen Bann und er schlägt sämtliche Warnungen in den Wind.

Auf ganz leisen Sohlen kriecht das Grauen immer tiefer bis ins Mark vor. Nicht nur wegen den inhaltlichen Parallelen um die Restauration einer Kirche kommt schnell der Vergleich zu Nicolas Roeg’s Meisterwerk Wenn die Gondeln Trauer tragen hoch, denn Das Haus der lachenden Fenster kann sogar qualitativ über weite Strecken auf erstaunlicher Nähe agieren. Ohne Bodyount, Gore oder plakative Jumpscares wird ruhig und bedächtig eine verstörende Stimmung kreiert, die ihr Unbehagen allein aus einem manchmal fast irrationalen Suspense generiert. Auch wenn durch den frühen Tod von Antonio ein ganz konkretes Bedrohungsszenario vorhanden ist, schwelt dieses lange mehr oder weniger kaum greifbar im Raum. Pupi Avati erweist sich dabei als technisch wie narrativ enorm versierter und geschickter Strippenzieher, der allein über das Handwerk und sein Gespür für Atmosphäre mehr Beklemmung erzeugt als die meisten Regisseur*innen mit dem hemmungslosen Einsatz der ganzen Geisterbahn-Kapelle. Nur langsam offenbart sich die Geschichte rund um den Todes-Maler und seine inzestuösen Familienverhältnisse. Um die ganzen Ausmaße, die von einer Gemeinde wie ein totgeschwiegener Schandfleck verleugnet werden und deren Folgen zwangsläufig Schreckliches mit sich bringen werden.

Das  - dann kurzzeitig doch mal – drastische Finale und besonders dessen Pointe kann aus heutiger Sicht vermutlich auch als weniger gelungen wahrgenommen werden, obwohl dies deutlich an den sich gewandelten Sehgewohnheiten festzumachen sein dürfte. Damals mit Sicherheit ein echter Schocker und passend zum allgemein verstörenden wie bizarren Inhalt und durchaus eine relativ kreative Interpretation ähnlich gelagerter Filme, die aus Spoilergründen hier natürlich nicht genannt werden. Auch wenn dies manchen Leuten nicht so zusagen dürfte, es fügt sich hervorragend in den Kontext dieses bemerkenswerten und ungewöhnlichen Genre-Beitrags ein.

Fazit

Nicht nur in Bezug auf den Giallo individuell und herausstechend, sondern vielleicht gerade für die eher dem subtilen Gothic-Horror zugewandten Zuschauer*innen interessant. „Das Haus der lachenden Fenster“ lässt sich lange nicht in die Karten gucken und spielt behutsam mit den Erwartungshaltungen, nur um einen dabei – wie seinen Protagonisten – beinah hinterhältig in seinen Bann zu ziehen. Nur mit dem persönlich deutlichen angenehmeren Resultat…

Kritik: Jacko Kunze

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