Inhalt
Der Frankfurter Leon, kehrt nach 20 Jahren in sein Geburtsland Albanien zurück, um die Asche seines verstorbenen Großvaters ins Meer zu verstreuen und muss sich dabei seiner Vergangenheit und seiner Familie stellen, die er nie wieder sehen wollte.
Kritik
Ein auf die schiefe Bahn geratener Hauptcharakter, der unter seinem harten Äußeren verdrängte Verletzungen verbirgt. Ein Todesfall in der Familie, der lange vergessene Kindheitserinnerungen weckt. Eine Reise in die Heimat, die zur Rückschau in die eigene Vergangenheit wird. Enkelejd Llucas (Frankfurt Coincidence) sentimentale Selbstfindungsstory passiert auf ihrem heimeligen Handlungsweg ein ganzes Arsenal dramatischer Tropen. Die machen den Ausgang des restaurativen Road Movies so vorhersehbar wie die persönliche Entwicklung eines Protagonisten mit mehr Ambivalenz als ihm guttut.
Er bringe Mieter dazu, ihre Wohnungen zu verlassen, erzählt der Deutsch-Albaner Leon (Blerim Destani, Asbest) seiner Verwandtschaft in Albanien. Dorthin zurück führt ihn nach Jahren der Tod seines Großvaters, der ihn noch einmal sehen will. Nur auf Drängen seines Onkels Ari (Edon Rizvanolli, Black Lotus) trifft Leon zu spät ein, um sich zu verabschieden. Die Autotour zur Küste, wo er nach dem Wunsch seines Großvaters dessen Asche verstreuen soll, wird zur weltlichen Pilgerfahrt voller symbol- und schicksalhafter Begegnungen.
Selbige wirken nicht nur aufgrund ihrer Anzahl reichlich konstruiert. Jedes der Treffen mit einer deutschen Fotoreporterin (Ariana Gansuh), einem werdenden Vater, einem Hochzeitsgast und einem Dorf voller elternloser Kinder birgt eine Lehrbuchlektion über Familie, Hilfsbereitschaft, Zugehörigkeit und Hoffnung. Dass Leon, der tatsächlich Handlanger krimineller Immobilienhaie ist, diese im Berufsalltag gewohnheitsmäßig zerstört, übergeht das derivative Drama. Dessen melancholische Märchenhaftigkeit kaschiert nur notdürftig die psychologischen und dramaturgischen Leerstellen der schablonenhaften Story, die Menschlichkeit und Mitgefühl fragwürdig selektiv verteilt.
Fazit
Ein solides Ensemble, adrette Optik und ein vage wehmütiger Soundtrack machen Enkelejd Llucas romaneskes Road Movie zu einem handwerklich patenten, allerdings auch beliebigem Bilderbogen. Dessen seichte Symbolik wird dialogisch und visuell ebenso überbetont wie die Befindlichkeiten der blasen Figuren, die so oder so ähnlich in zahlreichen Filmen aufgetreten sind. Auch die Landschaftsdarstellung geht kaum je tiefer als die gängigen Stereotypen von Kriminalität und Gastlichkeit, während die Szenerien zum Pittoresken tendiert. Ein nostalgisches Narrativ voll Fließband-Feingefühl.
Autor: Lida Bach