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Quelle: themoviedb.org

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Poppige Agentenkomödie im knalligen Sixties-Flair: Agent Harry Palmer soll in Skandinavien verhindern, dass mit Viren verseuchte Eier des texanischen Kommunistenhassers Midwinter in die Sowjetunion gelangen. Mit seiner Privatarmee will der Texananer dem Riesenstaat zu Leibe rücken. Wie gut, dass Palmer die toughe Anya (Françoise Dorléac in ihrer letzten Rolle) zur Seite steht.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Sein dritter blieb leider der letzte Kino-Einsatz für Harry Palmer (Michael Caine, Gottes Werk und Teufels Beitrag). Nach den Erfolgen von Ipcress – Streng geheim und Finale in Berlin schien der Versuch von Harry Saltzman ein zweites Agenten-Franchise parallel zu den ebenfalls von ihm produzierten James Bond-Streifen zu etablieren geglückt. Im Vergleich mit den Larger as Life 007-Spektakeln wirkte die Harry Palmer-Reihe mehr wie der geerdete, unprätentiösere, dennoch nicht um verschmitzte Ironie verlegene Gegenentwurf. Ohne cartoonesken Super-Villain, pompösen Weltuntergangs-Phantasien und mit einem auf den ersten Blick vielleicht weniger lässiger wirkenden Helden, der es aber umso faustdicker hinter den Ohren mitsamt der dicken Hornbrille hatte. Eigentlich war Harry Palmer sogar die wesentlich coolere Sau, der dem ganzen Spionage-Zirkus inklusive seinen konfusen Kalter-Kriegs-Wirrung mit trockenem Sarkasmus begegnete.

Das Milliarden Dollar Gehirn weicht diesmal etwas von dem eingeschlagenen Weg ab, konnte allerdings die an ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Von der Kritik weniger wertschätzend aufgenommen und an den Kinokassen nicht so ergiebig wie vermutet, wurde die Serie danach eingestellt. Für Regisseur Ken Russell sollte sein zweiter und erster wirklich große Spielfilm eigentlich den Durchbruch bedeuten, dieser erfolgte dann erst später durch eigenwillige Genre-(Kult)Filme wie Tommy, Der Höllentrip oder Der Biss der Schlangenfrau. Die negativen Erfahrungen vor allem in der Kooperation mit dem erfolgsverwöhnten und herrischen Harry Saltzman hatten ihm wohl die Lust an Big Budget-Produktionen verhagelt. Dabei ist es besonders seine Inszenierung, die beim dritten Auftritt von Harry Palmer schon von Beginn an hervorsticht. Der (bis auf den Ostblock natürlich) an Originalschauplätzen gedrehte Film ist handwerklich vielleicht sogar der beste Teil der Reihe, beeindruckt durch starke Aufnahmen und ein hohes Tempo, wobei dies zunächst auch einiges an Verwirrung stiftet. Die verworrene Geschichte lässt sich kaum in die Karten gucken und der Plot wirkt (zunächst) wie mit der heißen Nadel zusammengestrickt. Da kündigt sich ganz gewaltiger Unfug an und wenn man ehrlich ist, tritt auch genau dies ein. Die positive Überraschung dabei: Das ist so total super.

Sobald Das Milliarden Dollar Gehirn etwa ab der Hälfte die Hosen komplett runterlässt und jegliche Rest-Seriosität jauchzend über Bord wirft, ist man plötzlich doch näher an einem James Bond, als es die Reihe bisher erfolgreich vermeiden konnte. Aber immer noch im Harry Palmer-Style. Es gibt kein ausuferndes Actionfeuerwerk, dafür einen größenwahnsinnigen Mega-Crazy-Schurken, der auf texanischen Ölfeldern seine Jünger um sich schart, um gegen die gottlosen Kommunisten zu hetzen und mit Hilfe seine super-futuristischen Gigantomat-KI sowie virenverseuchten Überraschungseiern eine absurde Revolution von innen zu starten. Der Kalte Krieg steht vor der Tür und ein übergeschnappter, stinkreicher Texaner mit Jesus-Komplex klingelt sturm. Genau das richtige Futter für einen famosen Michael Caine, dessen Harry Palmer auf dies bald exploitativ anmutenden Entwicklungen mit noch mehr Selbstironie, britischem Understatement und furztrockenem Sarkasmus reagiert. Der Film tanzt auf der Klinge zu eigenen Genreparodie, jedoch niemals ausversehen. Er reflektiert mehr den gesamten Irrsinn der damaligen Realität wie der schier grenzenlosen Fiktion, die zwangsläufig daraus resultieren musste. Alles mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ohne dabei lächerlich zu wirken. Das Milliarden Dollar Gehirn ist eigentlich ein verdammt mutiger und kreativer Film, der es wagt seine angesammelten Sicherheiten auf Spiel zu setzen und damit der Serie neuen Schwung zu verleihen. Was leider kommerziell nach hinten los ging. Dabei hätte man das Franchise gerade jetzt noch so ergiebig ausbauen können. Selbst eine Rückkehr zum vorherigen Standard wäre noch mühelos praktikabel gewesen und Ken Russell hätte hiermit eben das etwas skurrile Kuckucksei ins Nest gelegt, das man aber nie und nimmer missen möchte. Echt schade, eine verpasste Chance.

Fazit

Auch der dritte Einsatz von Harry Palmer ist äußerst sehenswert. Diesmal sogar besonders amüsant aufgrund seiner bald absurden Ideen und seinem furiosen Schlussspurt, dem der Film mit der notwendigen Portion Selbstironie jedwede Anfeindungen dagegen eigentlich sofort den Wind aus den Segel nimmt. Man weiß sehr wohl, was man hier auftischt und will es genau so haben. Toll inszeniert und von Michael Caine abermals großartig verkörpert. Leider von der Allgemeinheit nicht in dieser Form aufgenommen und gewürdigt, weswegen der Film als Stiefkind und Totengräber der Reihe gilt. Völlig zu Unrecht, wovon man sich gerne selbst überzeugen sollte.

Kritik: Jacko Kunze

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