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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Cherbourg, in der Silvesternacht: Der über jeden Verdacht erhabene Notar Maître Jerôme Martinaud sitzt Inspecteur Antoine Gallien gegenüber. In einem stundenlangen Verhör gilt es herauszufinden, ob der freundliche und überall angesehene Mann ein Mädchenmörder ist. Wird es dem routinierten Kriminalbeamten gelingen, in dieser verregneten Nacht die Wahrheit zu erfahren?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es dürfte kein großes Geheimnis sein, dass sich Hollywood gern bei europäischen und zunehmend auch bei asiatischen Filmproduktionen bedient und erfolgreichen und hochgelobten Filmen ein oftmals nicht notwendiges Remake verpasst. Claude MillersDas Verhör aus dem Jahre 1981, der seinerseits eine Adaption des Romans Brainwash von John William Wainwright ist, wurde diese „Ehre“ ebenfalls zuteil. Verwunderlich ist nur, dass es so lange dauerte. Erst im Jahre 2000 erschien Under Suspicion – Mörderisches Spiel mit Gene Hackman (Heartbreakers), Morgan Freeman (The Dark Knight) und Monica Bellucci (Mafia Mamma). Der Film von Stephen Hopkins (Lost in Space) ist nun wahrlich kein schlechter Film und hat durchaus seine sehenswerten Momente, dennoch ist Das Verhör atmosphärischer, eindringlicher und damit zugleich spannender.

Während Under Suspicion in der sonnigen Karibik spielt, ist Das Verhör im verregneten Cherbourg angesiedelt. Es ist die Silvesternacht, es ist kalt, es ist dunkel und es wirkt von Beginn an ungemütlich. Die Bilder erzeugen keine freudige Feierstimmung zum Jahreswechsel, sondern vermitteln unmittelbar ein Gefühl des Unbehagens. Schon hier punktet Das Verhör, weil man atmosphärisch alles richtig macht, um die richtige Szenerie für die Ermittlungen zu den grausigen Verbrechen zu kreieren. Zudem bleibt man in dem kammerspielartigen Film vornehmlich im Polizeirevier und beschränkt sich auf äußerst kurze Rückblicke. Was aber noch mehr ins Gewicht fällt, sind die darstellerischen Leistungen von Lino Ventura (Die Filzlaus) als Inspecteur Gallien und Michel Serrault (Das Auge) als Maître Jerôme Martinaud. Die Dialoge und die damit einhergehenden Psychospielchen der beiden sind eine Wucht und das Herzstück des Films. Beide Darsteller legen ihr ganzes schauspielerisches Können in diese Rollen, sodass man als Zuschauer nicht nur gebannt dem Verhör folgt und selbst versucht, die Wahrheit zu ergründen, sondern  auch vor dem Hintergrund der Thematik ein beklemmendes und unangenehmes Gefühl verspürt.

Dabei fängt alles zunächst sehr harmlos an. Maître Martinaud, ein angesehener Notar, wird als Zeuge geladen, um seine offensichtlich schon einmal getätigte Aussage zu ergänzen und offengebliebene Fragen zu beantworten. Völlig arglos geht er ins Polizeirevier, beantwortet die Fragen des Inspecteurs, beide scherzen miteinander und sie stehen sich augenscheinlich wohlgesonnen gegenüber. Doch nach und nach schlägt die Stimmung um und die eigentliche Zeugenvernehmung verwandelt sich mehr und mehr in eine Beschuldigtenvernehmung. Immer mehr verzettelt sich Martinaud in seinen Antworten und sein Lügengerüst scheint langsam aber stetig einzustürzen. Ist er aber wirklich der Täter oder hat er etwas anderes zu verbergen? Nicht nur für Inspecteur Gallien gilt es, die Wahrheit herauszufinden, sondern ebenso für den Zuschauer. Der Film lebt vor allem von diesem Schlagabtausch der beiden Hauptfiguren und der sich mit jeder Minute steigernden Spannung. Der Ton wird rauer, die Sprache vulgärer und die Stimmung aufgeheizter. Private Abgründe kommen zum Vorschein und das wohlgesittete Leben des gutbürgerlichen Notars scheint nur Fassade zu sein. Die Frage nach der Schuld stellt sich immer deutlicher.

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie weit darf die Polizei gehen, um die Wahrheit herauszufinden. Die Fragen von Inspecteur Gallien werden zunehmend provokativer und beziehen sich auf die intimsten Lebensbereiche. Ein weiterer Inspecteur (Guy Marchand, Der Boss), der nur Protokoll führen soll, greift in einem Moment, in dem er sich mit dem vermeintlichen Täter allein fühlt, zu Gewalt. Ist das angemessen, angesichts der grausamen Morde? Die Frage nach moralischer und tatsächlicher Schuld stellt sich also nicht nur auf der vermeintlichen Täterseite, sondern ebenso auf der Seite der Ermittler. Claude Miller (Das freche Mädchen) gelingt es, die Spannung immer weiter zu steigern und als dann noch Martinauds Frau (Romy Schneider (Mädchen in Uniform) in ihrer vorletzten Rolle) auftaucht, um gegen ihn auszusagen, scheint die Sache klar. Aber ist alles tatsächlich so, wie es zu sein scheint? Das soll an dieser Stelle nicht beantwortet werden, aber zum Ende des Films darf so viel verraten werden, dass es im Rahmen einer Gesamtbetrachtung und des ganzen Aufbaus des Spannungsbogens dann doch etwas enttäuschend banal ausfällt.

Fazit

„Das Verhör“ ist ein über weite Strecken höchst spannender Thriller mit gut agierenden Darstellern, die ihr Handwerk wahrlich verstehen und deren Dialoge letztendlich die ganze Spannung des Films erzeugen. Dabei scheut sich Claude Miller nicht, den Blick nur auf den vermeintlichen Täter zu richten, um diesen zu überführen, sondern ebenso wirft er die Frage in den Raum, wie weit Ermittler gehen dürfen, um eine Tat aufzuklären. Dadurch wird der Film gleichzeitig abwechslungsreicher. Doch so gut das alles ist, im Ergebnis enttäuscht "Das Verhör" im Schlussakt, wobei der Film in der Gesamtbetrachtung dennoch sehenswert bleibt.

Kritik: Andy Mieland

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