6.1

MB-Kritik

Criminal Squad 2 2024

Action, Drama, Crime

6.1

Inhalt

Die Rechnung ist noch nicht beglichen! Zumindest wenn es nach FBI-Ermittler Nick 'Big Nick' O'Brien geht. In der actionreichen Fortsetzung des Heist-Thrillers 'Criminal Squad' trifft Gerard Butler in der Rolle des skrupellosen Cops erneut auf L.A. Räuber Donnie Wilson (O'Shea Jackson Jr.), der in die zwielichtige Welt unberechenbarer Diamantendiebe abtaucht und zusammen mit der berüchtigten Panther-Mafia seinen nächsten großen Coup in Europa plant: einen spektakulären Raubüberfall auf die weltgrößte Diamantenbörse...

Kritik

Mit seinem Regiedebüt wagte sich Drehbuchautor Christian Gudegast (London Has Fallen) an ein großes Vorbild: Michael Manns ikonisches Werk Heat (1995). Doch anstelle der charismatischen Oscargewinner und stellte Criminal Squad (Originaltitel: Den of Thieves) die eher rustikalen Gerard Butler und Pablo Schreiber in den Mittelpunkt. Trotz offensichtlicher Limitierungen und einiger skeptischer Stimmen überzeugte Gudegasts erster Versuch mit einem geradlinigen und testosterongeladenen Ansatz. Der Film, ein Hybrid aus Heist-Movie und Cop-Thriller, punktete mit präzise dosierter Action und einem Hauch klassischer Westernästhetik. Nun, sechs Jahre später, folgt das Sequel – erneut unter Gudegasts Regie und mit einem abermals kantigen Butler in der Hauptrolle.

Bereits im Vorgänger zeigte sich, dass Gudegast es vermeidet, sich klar einem Genre unterzuordnen. Criminal Squad 2 betont diesen Ansatz noch stärker. Wer auf spektakuläre Actionszenen hofft, wird enttäuscht: Die wenigen actiongeladenen Momente beschränken sich auf den Auftakt und das Finale. Doch selbst diese bleiben überraschend zurückhaltend. Stattdessen präsentiert der Film ein raues Heist-Drama, das in seiner Macho-Ästhetik schwelgt. Die Figuren agieren weniger mit der Eleganz eines Ocean’s Eleven (2001) und mehr wie Raubtiere, die einander belauern. Der „Masterplan“, der sich im Verlauf des Films entfaltet, fehlt es jedoch an Überzeugungskraft. Was bleibt, ist ein Spiel aus Machtgehabe und taktischem Ränkeschmieden, das gelegentlich spannend, oft aber auch zäh wirkt.

Während der erste Teil durch seine Wucht und Energie punkten konnte, wirkt der Nachfolger merklich gebremst. Trotz eines komplexen Handlungsgeflechts aus rivalisierenden Gruppen fehlt es dem Drehbuch an erzählerischer Stringenz. Gudegast versucht, verschiedene Perspektiven und Nebenstränge miteinander zu verweben, doch dies geht auf Kosten des Tempos. Immer wieder werden Szenen eingestreut, die eher wie Ballast wirken, als die Handlung voranzutreiben. Dadurch entsteht ein zögerlicher Erzählrhythmus, der den Film unnötig in die Länge zieht. Wer bereits beim ersten Teil Schwierigkeiten mit der behäbigen Inszenierung hatte, wird hier kaum zufriedener sein.

Visuell schlägt Criminal Squad 2 einen neuen Weg ein: Statt dem düsteren, gelbstichigen Los Angeles bildet die malerische Kulisse von Südfrankreich und Sardinien die Bühne für die Handlung. Diese sonnendurchfluteten Schauplätze verleihen dem Film zwar einen frischen Anstrich, bieten aber kaum erzählerischen Mehrwert. Gerard Butler und O’Shea Jackson dürfen hier durch Urlaubsidyll stapfen und sich in wortkargen Dialogen gegenseitig an die Wand spielen. Doch auch die Chemie zwischen ihren Figuren wirkt wenig elektrisierend. Ihr Zusammenwirken, statt Gegeneinander, entzieht der Dynamik zusätzliches Konfliktpotenzial.

Der geplante Coup, der das narrative Rückgrat des Films bildet, entwickelt zu wenig Gravitas, um über die gesamte Laufzeit zu tragen. Obwohl es immer wieder kurze Momente gibt, in denen Criminal Squad 2 aufblitzt, wird das Gesamtbild von zu vielen Leerlaufphasen überschattet. Gudegast inszeniert solide und ohne unnötige Ausschweifungen, doch genau diese Bodenständigkeit macht den Film auch wenig aufregend. Es fehlt schlichtweg an erzählerischem Biss und inszenatorischem Mut, um die Heist-Thematik voll auszureizen.

Am Ende bleibt ein handwerklich ordentlicher, aber uninspirierter Thriller, der zwar kein Desaster ist, jedoch die Erwartungen an eine gelungene Fortsetzung enttäuscht. Die abschließenden Hinweise auf einen dritten Teil wirken mehr wie ein Pflichtprogramm denn wie ein Versprechen auf Besserung. Ein weiterer Versuch könnte die Fehler des Sequels ausbügeln, doch dafür müsste Gudegast bereit sein, stärker auf das Gaspedal zu treten – sowohl in der Action als auch in der Figurenentwicklung.

Fazit

War Teil eins ein „Heat“ in der Proleten-Version, erinnert das Sequel eher an ein „Ocean’s Eleven“ im Macho-Stil – allerdings ohne jegliche Raffinesse. Trotz solider Inszenierung bleibt die Erzählung schleppend und verliert sich in Leerlauf, während Dynamik, Spannung und durchdringende Wucht weitgehend fehlen.

Autor: Sebastian Groß