Inhalt
Nach einer durchzechten Nacht wird der Chauffeur des Hauses Lebanon tot aufgefunden. Die Tatwaffe, ein Tuch aus Indien, wird zwar umgehend gefunden, doch tappt die Polizei bei der Jagt nach dem Täter im Dunkeln. Rätsel gibt auch die Familie Lebanon selbst auf. Willie Lebanon, der jüngste Spross der Familie, wird von seiner strengen Mutter, Lady Lebanon Amersham, auf Schritt und Tritt beobachtet. Die Witwe des verstorbenen Lord Lebanon regiert ihr prunkvolles Herrenhaus mit einer eisernen Hand und ihre Abneigung gegenüber den Ermittlungen der Polizei werden schnell ersichtlich.
Von solchen Widrigkeiten lassen sich der kluge Sergeant Totty und dessen Vorgesetzter, Detective Sergeant Ferraby, jedoch nicht beirren, schließlich gilt es einen Mordfall aufzuklären. Doch hinter jeder neuen Antwort verbergen sich weitere Rätsel. Was hat es mit den beiden amerikanischen Bediensteten der Lebanons auf sich ? Welche Rolle spielt die hübsche Aisla Crane in dieser Geschichte ? Was hat es mit dem verschlossenen Zimmer im ersten Stock auf sich ? All diese Fragen muss Totty beantworten, um diesen verzwickten Fall zu knacken.
Kritik
Edgar Wallace gehört ohne Zweifel zu den erfolgreichsten Schriftstellern des vergangenen Jahrhunderts. Aus der Welt der Kriminalromane ist sein Name ebenso wenig wegzudenken, wie der von Agatha Christie. Im Vergleich zur erfolgreichsten Autorin der Welt, legten die Romane von Wallace grundsätzlich ein etwas gehobeneres Tempo an den Tag. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut, um sich dann in einem Paukenschlag zu entladen. Während eine Miss Marple, oder ein Hercule Poirot, am Ende des Buches den Tathergang lang und breit wiedergeben, setzten die Helden von Wallace eher auf eine spannende Verfolgungsjagd, samt Schusswechsel. Besagtes Tempo erlebt man auch in der BBC Produkten des Romans The Case of the frightened Lady, aus dem Jahre 83. Knapp 20 Jahre nachdem die Verfilmung von The Fellowship of the Frog in Deutschland eine wahre Wallace Manie auslöste.
Die englische Produktion steht der deutschen natürlich in nichts nach, auch wenn man gerade zu Beginn des Filmes feststellen wird, dass das Budget des Filmes sehr einseitig verteilt ist. Während das Herrenhaus, welches den Hauptschauplatz des Filmes darstellt, prachtvoll in Szene gesetzt wird, wirken die restlichen Sets recht uninspiriert. Gleiches gilt auch für die Nebendarsteller, welche im ersten Drittel des Filmes deutlich schwächer ausfallen. Das Alles ist aber halb so wild, schließlich ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte das Anwesen der Lebanons. Der Charme des englischen Landadels kommt sofort rüber. Vom perfekten Butler, samt passender vornehmer Attitüde, bis hin zur ehrwürdigen Ahnengalerie strahlt das Set eine Landhaus Romantik aus, in die man sich sofort verliebt.
Auch die Schauspieler können auf ganzer Linie überzeugen. Allen voran William Maxwell als Sergeant Totty, der mit einem klugen Kopf und einer Prise italienischen Temperaments den Fall knacken will. Seine ärgste Widersacherin wird verkörpert durch die Golde Globe nominierte Virginia McKenna, die in der Rolle der kaltherzigen Witwe auf ganzer Linie überzeugt. Im besonderen ihr Umgang mit Sohnemann Willie, gespielt vom renommierten Tim Woodward, lässt den Zuschauer innerlich zusammenzucken. Es ist schlicht eine Freunde diese Frau zu hassen. Woodward liefert ebenfalls eine tolle Performance ab. Als verhätschelter Sohn, der auch als gestandener Mann noch am Rockzipfel seiner Mutter klebt, balanciert er auf dem Schmalen Grad zwischen Abscheu und Mitgefühl. Sicherlich, all diese Charakterzüge mögen in Retrospektive etwas eindimensional wirken, doch wie bei Wallace üblich ist der Film bereits lange vorbei, bevor etwaige Ermüdungserscheinungen auftreten.
Fazit
„Der Fall der verängstigten Lady“ ist sicherlich nicht die beste Edgar Wallace Verfilmung. Dafür stimmen Budget, sowie die schauspielerische Leistung einiger Nebendarsteller einfach nicht. Dennoch kann der Film über seine volle Laufzeit von 74 Minuten den Zuschauer gut unterhalten, nicht zuletzt dank starker Hauptdarsteller und einem guten Drehbuch. Für Fans des großen Autoren auf jeden Fall zu empfehlen.
Autor: Sebastian Pierchalla