{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Jahr 1957 arbeitet der ehemalige SS-Offizier Max in einem eleganten Wiener Hotel als Nachtportier. Seine ganze Leidenschaft gilt der Erfüllung der Wünsche seiner Gäste. Viele davon sind ehemalige Kriegsverbrecher, die in dem Hotel regelmäßig geheime Treffen abhalten, um sich auf bevorstehende Prozesse vorzubereiten. Die Gruppe recherchiert nach belastenden Archivbeweisen und Zeugen, die sie beseitigen wollen. Auch Max bereitet sich auf seinen Prozess vor. In dieser von Nazi-Nostalgie geprägten Atmosphäre trifft Lucia in dem Hotel ein. Sie war als junges Mädchen in einem Wiener Konzentrationslager inhaftiert und ist die einzige Überlebende, die gegen Max aussagen kann. Der hatte sie im Lager wiederholt sexuell missbraucht und kann sich auch jetzt dem Sog der quälerischen Beziehung nicht entziehen. Beide fühlen sich unkontrollierbar zueinander hingezogen...

  • Xbqpqq4vbznm4gysdiyzsvpx2lh
  • G8mdz2njkwj5yxbdqoxfpxrop1n
  • Tufg6gslsrsms0wajlz3psukuzq
  • 5rx1orufxmng5hzgf0dzdiknczk
  • Iqmnd9bn6axtudfpiwi4b8x0rja
  • Sqdora0jzmbui6gontzhi52ueoq
  • Oz6jyimcodpig0tpxikvtq5myx3
  • N6turf5hwjqmh1vob4t0do6np5s
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Schatten der Nacht will der ehemalige Nazi-Offizier Max ein unauffälliges Dasein fristen, das seiner eigenen Aussage nach dem einer harmlosen Kirchenmaus gleichen soll. Hierfür hat er seine SS-Uniform gegen die Uniform eines Nachtportiers getauscht. 12 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet Max 1957 in einem Wiener Hotel, wo er für das Wohlbefinden verschiedenster Gäste verantwortlich ist. Nichts ist jedoch mehr wie zuvor, als sich die Blicke von Max und der jüngeren Lucia treffen, die mit ihrem Ehemann in das Hotel absteigt. Wie Smaragde funkeln die grünen Augen der Frau, die Max sofort wiedererkennt. In seiner Vergangenheit, die Regisseurin Liliana Cavani (Galileo) in ihrem Film Der Nachtportier regelmäßig über Rückblenden heraufbeschwört, führten Max und Lucia eine ungewöhnliche Liebesbeziehung, als er noch SS-Offizier war und sie eine Gefangene innerhalb des Konzentrationslagers.

Gänzlich ohne eindeutige Dialoge inszeniert Cavani dieses Wiedersehen nur mit der Mimik ihrer beiden Hauptdarsteller Dirk Bogarde (Tod in Venedig) und Charlotte Rampling (Die Verdammten). Ohne zunächst den genauen Hintergrund über Max und Lucia zu kennen, genügen die Gesichtsausdrücke des Nachtportiers und der Dirigentengattin völlig, um schlagartig eine gemeinsame Welt zwischen ihnen zu eröffnen. Trotzdem wird es nach diesem anfänglichen Höhepunkt, den die Regisseurin zwischen überraschter Irritation und sichtlicher Aufregung schildert, noch eine ganze Weile dauern, bis Max und Lucia wiedervereint werden. Zuvor zeigt sich Cavani viel stärker an dem historischen Kontext interessiert, der beide Figuren im Rahmen des nationalsozialistischen Deutschlands ursprünglich zusammenführte. In kühlen Bildern, denen eine gewisse Distanziertheit anhaftet, beschreibt die Regisseurin das Verhältnis zwischen Lucia und Max als sadomasochistisch-komplexe Abhängigkeit, bei der die junge Frau von ihrer anfänglichen Rolle des widerwilligen Opfers aus in einen deutlichen Zustand des Lustempfindens wechselt. 

Hierbei gibt sich die erst 14-jährige Lucia irgendwann selbst als dominante Verführerin, wenn sie oben ohne und nur mit Teilen einer SS-Uniform bekleidet ein Lied von Marlene Dietrich (Zeugin der Anklage) singt und sich lasziv zwischen den Wärtern des Konzentrationslagers bewegt. Von Max wird ihr Auftritt belohnt, indem er ihr den abgetrennten Kopf eines hingerichteten Wärters überreicht, der Lucia quälte. 12 Jahre später soll es nun wieder ausschließlich er sein, der Macht über sie ausüben darf. Eine famos inszenierte Szene in der Oper dient Cavani noch als ungewisses Vorspiel, wenn Max wenige Reihen hinter Lucia sitzt und sich seine Blicke immer wieder angetan in den Rücken der jungen Frau bohren, bevor sein Platz plötzlich leer ist, als sich Lucia doch noch zu ihm umdreht. Lange Zeit wird Der Nachtportier sehr deutlich von dieser Anspannung getragen, die sich nicht nur aus den zwei unterschiedlichen Zeitebenen der Geschichte ergibt, sondern vor allem aus der reizvollen Analogie zwischen den Gräueln der NS-Zeit und einer daraus resultierenden, geradezu grenzüberschreitenden Leidenschaft. Bedauerlicherweise löst die Regisseurin diesen provokanten Zwiespalt nicht tiefgreifend genug auf. 

Sobald sich Max und Lucia in der zweiten Hälfte des Films wieder aufeinander einlassen und Cavani die Beziehung zwischen beiden Figuren als destruktives Wechselspiel voller schmerzhaft ausgelegter Glasscherben in Szene setzt, verweilt Der Nachtportier die meiste Zeit über ähnlich schmerzhaft an der Oberfläche dieser Beziehung. Mit einem Nebenhandlungsstrang konstruiert die Regisseurin zudem eine konkrete Gefahr in Form von Maxs ehemaligen SS-Kameraden, die in der Gegenwart immer noch dafür sorgen wollen, dass sämtliche noch lebenden Zeugen beseitigt werden, die die Männer mit ihrer Nazi-Vergangenheit in Verbindung bringen und damit schwer belasten könnten. Die Wohnung von Max, in der sich das unkonventionelle Liebespaar schließlich einschließt, wird ein weiteres Mal zum Verlies und der Schutzraum vor der Bedrohung aufgrund von Nahrungsknappheit und Hungersnot zur Todesfalle. Bevor sich Der Nachtportier zwischen angedeuteter Nazisploitation und skandalöser Romanze in aufgeworfenen Ansätzen verläuft, treten Max und Lucia ein letztes Mal auf die offene Straße. Max in seiner SS-Uniform und Lucia in dem Kleid, das sie so ähnlich schon als 14-Jährige im Konzentrationslager trug. Nur der endgültige Schritt in die Vergangenheit kann sie noch vor der Zukunft retten, die es für beide nicht gibt.

Fazit

Mit "Der Nachtportier" schuf die italienische Regisseurin Liliana Cavani ein seinerzeit skandalumwobenes Werk, in dem die sadomasochistische Beziehung zwischen einem ehemaligen SS-Offizier sowie seiner damaligen Gefangenen im Wien der 1950er-Jahre neu entfacht wird. Dabei wird der Film neben den exzellenten Schauspielleistungen von Dirk Bogarde und Charlotte Rampling von der Erzählweise zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen und vager Anspannung getragen. Das volle Potenzial der provokanten Geschichte, die Nazisploitation und destruktive Romantik anschneidet, kann die Regisseurin jedoch nie einlösen. Zu oberflächlich und redundant verläuft die Geschichte schließlich über die zweite Hälfte hinweg, bevor "Der Nachtportier" zu einem eindringlichen Ende von prägnanter Tragik findet. 

Kritik: Patrick Reinbott

Wird geladen...

×