Das Steinzeitabenteuer Eine Million Jahre vor unserer Zeit war für die Hammer-Studios 1966 ein relativ großer Erfolg und wird auch heute noch von vielen geschätzt. Das lag/liegt vermutlich hauptsächlich an den Dino-Effekten von Ray Harryhausen und Raquel Welch (Die drei Musketiere) im knappen Outfit und obwohl man auf beides nicht mehr zurückgreifen konnte, wollten die Sparfüchse die Restbestände von Sets und Kostümen natürlich wiederverwerten. Michael Carreras (Bestien lauern vor Caracas) verfasste schnell ein Skript (unter dem Pseudonym Henry Young, eine ironische Anspielung auf Kollegen Anthony Hinds, der manchmal unter dem Namen John Elder veröffentlichte) und inszenierte mit den vorhandenen Mitteln Der Sklave der Amazonen bereits im Jahr 1966, doch das Release verzögerte sich etwas. Während er in Deutschland und den USA 1967 in die Kinos kam, erlebte er seine Premiere in Großbritannien erst 1968. Die Verantwortlichen bei Hammer merkten selber, dass der Film nicht sonderlich gelungen war, kürzten ihn deutlich und brachten ihn so erst im Double-Feature mit Die Braut des Teufels ins Kino. Wenn man so was schon selber merkt (und so anspruchsvoll war man bei Hammer selbst in den damals noch guten Zeiten nun wirklich nicht), dann sagt das schon einiges aus.
Wir lernen hier zu Beginn: Auch wenn man sein Geld mit dem Erschießen von vom Aussterben bedrohten Wildtieren verdient, hat man scheinbar eine gewisse ethische und moralische Verantwortung. So kann David (sieht aus wie der junge Dennis Hopper: Michael Latimer, Ein Mann zu jeder Jahreszeit) es nicht verknuspern, dass ein angeschossener Leopard vermutlich leidet. Er verfolgt ihn bis in das Gebiet eines Stammes, der ein legendäres, weißes Nashorn verehrt. Die nehmen ihn gefangen und wollen ihm ihren Gott opfern, doch als David die Statur dieses weißen Nashorns berührt, kommt es zu einer Art Zeitriss und David ist am selben Ort, allerdings (vermutlich) hunderte, tausende oder vielleicht sogar Millionen Jahre später, aber wer weiß das schon so genau. Ist auch echt schwer auszumachen, da hier alles ziemlich deplatziert und sonderbar, beinah anachronistisch wirkt. Die Eingeborenen, die tief im Dschungel leben und wohl nicht so oft „Besuch“ haben, sprechen grammatikalisch einwandfreies Englisch, nur mit leichtem Akzent (in der Vergangenheit übrigens auch, da sogar nahezu akzentfrei. Da schau her.) und diese Götzen-Statur des weißen Nashorns soll wohl aus Stein sein (erfahren wir aber auch erst am Schluss, wenn sie zerbröckelt), sieht aber zu 100% aus wie Kunststoff aus industrieller Fertigung. Halt so Zeugs, auf was sich Kinder in Freizeitparks setzen. Das selbe Vieh gibt es auch schon in der Vergangenheit, also ist es wohl auch noch sehr strapazierfähig, unverwüstlich und abwaschbar. Qualitätsarbeit.
Was erwartet denn aber nun unseren David in diesem Land vor unserer Zeit? Grundsätzlich erstmal die selbe, recht karge Studiolocation mit etwas Plastikpflanzen-Gedöns im Vordergrund und gemalten Hintergründen, wenn man denn mal kurz Weite vorgaukeln will, die gleiche Ausgangslage (gefangen von einem Nashörner-anhimmelnden Stamm), diesmal aber mit Frauen. Gott sei Dank sind die alle hübsch und gut gebaut, hat man(n) wenigstens was zum Gucken. Allerdings ist Frau hier nicht gleich Frau, rein von der Rangfolge. Die brünetten Damen nämlich sind so was wie die Alpha-Women, angeführt von Kari (Doppel-Bond Girl Martine Beswick, Liebesgrüße aus Moskau & Feuerball), die alle blonden Frauen unterjochen und als Sklavinnen, Tanzbärinnen und vorrangig als Opfergaben halten, da regelmäßig ein albern vermummter Kerl aus dem Unterholz stolpert und eine der blonden Dirnen einfordert, die stilecht auf dem zeitlosen Hoppe-Hoppe-Rhino drapiert wird. Da die dunkle Diktatorin die verbliebenen Männer schon lange eingekerkert hat und die inzwischen entweder längts nicht mehr knackig und vital sein dürften, wird David umgehend zum neuen Boy-Toy bestimmt. Der steht wohl mehr auf Blond oder ist eben – haben wir ja am Anfang gemerkt – der totale Idealist und stellt sich gegen diese stumpfe Sexualisierung und Anti-Emanzipation.
Was dann so alles passiert, kann man sich schon anhand des bisher Beschriebenen denken, denn wirklich einfallsreich, spannend, noch nicht mal unterhaltsam geht es hier (eben nicht) zur Sache. Der Plot ist öde, die immer gleichen Kulissen monoton und richtig provokant oder lasziv wie ein räudiger Exploitation-Knaller ist das natürlich auch nicht, da die britische Zensur in den 60ern praktisch alles untersagt hat, was auch nur grob in die Richtung ging. Das ist so eine Mischung aus Kostümparty, Bademodenkatalog und einem ziemlich dürftigen Abenteuerspielplatz für Kleinkinder. Wenigstens erwacht der ewig stumme Diener, diese allgegenwärtige Nashorn-Attrappe, im Finale sogar tatsächlich zum Leben. Was heißen soll, sie wird mal kurz nach links und rechts gedreht und dann geradeaus gefahren/geschoben, was freilich total bekloppt aussieht, wenn wir mal von einem „lebendigen“ Wesen ausgehen soll. Dann ist es endlich auch mal vorbei und am Ende muss man attestieren: schwächer, langweiliger und überflüssiger war man bei Hammer bis dahin noch nie. Später wurde sogar das noch unterboten, aber das ist eine andere Geschichte.