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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Der 50-jährige Armando sucht in Caracas die Gesellschaft junger Männer, bezahlt sie nur für ihre Gesellschaft. Eines Tages trifft er dabei auf Elder, einen 17-jährigen Jungen, der der Anführer einer Gaunerbande ist. Die Begegnung verändert das Leben der beiden für immer.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Caracas, Venezuela. Armando (Alfredo Castro, »No!« ist fünfzig und hat sein sicheres Auskommen als Zahntechniker. Doch jenseits der Arbeit streicht er schweigend und ruhelos durch die Straßen von Caracas, sucht junge Männer, denen er sich unauffällig nähert. Ein Bündel Geldnoten, ein paar Worte, die die Kamera nicht einfängt, und Armandos Angebot ist gemacht. Immer wieder bringt er sich einen jungen Mann nach Hause, der sich für ihn ausziehen muss – ohne dass Armando ihn je berührt. Es sind Begegnungen ohne Worte und ohne Namen.

Bis Armando eines Tages Elder (Luis Silva)  aufgabelt, Straßenjunge und Automechaniker, impulsiv und gewalttätig. Statt Armandos knappen Befehlen zu gehorchen, schlägt er den älteren Mann nieder und raubt ihn aus. Aber es ist nicht das letzte Mal, dass sich Armandos und Elders Wege kreuzen. Langsam und zögerlich kommen die beiden Männer einander näher. Doch während Elder sich immer weiter öffnet und Vertrauen fasst, bleibt Armando auf Distanz.

Es ist ein eigenwilliger Film, den Regisseur Lorenzo Vigas da abliefert, ein stiller Film, der dem Zuschauer vielfach Geduld abverlangt. Vigas’ Drehbuch basiert auf einer Erzählung des Mexikaners Guillermo Arriaga, dessen Schaffen einem breiten Publikum bereits bekannt sein dürfte: Arriaga arbeitete mit Alejandro González Iñárritu zusammen an »Amores Perros«, »21 Gramm« und »Babel«. Und vielleicht tragen die stille Eindringlichkeit, aber auch die stets präsente Brutalität, die »Caracas, eine Liebe« prägen, ein Stück weit auch Arriagas Handschrift.

Bereits die Optik des Films ist vielfach ungewöhnlich. Gedreht in einem breiten Bildformat – 2,66:1 – spielt der Film mit Scharfstellung und Weichzeichnung, legt den Fokus immer wieder auf Armando, während dessen Umfeld verschwimmt, sieht dem Mann über die Schulter, wie er durch ein diffuses Caracas tigert. Oft fängt die Kamera nichts ein als Armandos Miene, wachsam, irgendwo zwischen Skepsis und Ausdruckslosigkeit. Kameramann Sergio Armstrong arbeitet auch mit ungewöhnlichen Bildausschnitten, schneidet Armandos Kopf gern an, lässt durch den gewählten Blickwinkel immer wieder Dinge verborgen. Das visualisiert, bisweilen vielleicht eine Spur zu plump, die Grundlinie des gesamten Films, in dem vieles verborgen, weil unausgesprochen bleibt.

Überhaupt sind Worte sparsam dosiert, oft braucht es Geduld, bis sie fallen. Armando und Elder sprechen miteinander, immer wieder, aber oft genug sehen wir sie auch einfach miteinander schweigen. Das Schweigen sagt in diesem Film mindestens ebenso viel wie die Dialoge. Dass das funktioniert, liegt vor allem an den Schauspielern. Besonders Alfredo Castro in seiner Rolle als Armando liefert eindrucksvolle Arbeit ab, hält seine Mimik minimalistisch und dennoch auf eine stimmige Art ausdrucksvoll. Den ewig distanzierten und reservierten Beobachter nimmt man ihm rundum ab. Luis Silva, Elders junger Laiendarsteller, liefert dazu einen überzeugenden Kontrast. Sein Elder ist impulsiv und brutal, misstrauisch und immer geradeheraus. Der Erfahrungsunterschied ist Silva kaum anzumerken, Castro gegenüber vermag er sich in jeder einzelnen Sequenz auf Augenhöhe zu behaupten.

Regisseur Lorenzo Vigas hat Wert darauf gelegt, dass Silva und Castro einander vor Beginn der Arbeiten möglichst wenig kannten, kaum geprobt und die Szenen möglichst chronologisch gedreht, um die Dynamik zwischen beiden Figuren so authentisch wie möglich zuzulassen. Das ist gelungen und gehört zu den Elementen, die »Caracas, eine Liebe« mit die größte Überzeugungskraft verleihen.

»Desde allá« heißt der Film im Original, das lässt sich etwa übersetzen mit »von dort, aus der Ferne«. Nichts bringt Armandos Wesen besser auf den Punkt. Aus sicherer Entfernung beobachtet er nicht nur die jungen Männer, die er begehrt, sondern auch seinen Vater. In sicherer Entfernung hält er das Unausgesprochene, eine alte Schuld seines Vaters. Was wirklich geschehen ist, erfahren weder Elder noch der Zuschauer. Nur die Auswirkungen zeigen sich auf schmerzhaft eindrückliche Weise in Armandos Gegenwart.

Ebenso wie seine Figuren ist Zugänglichkeit nicht unbedingt die große Stärke des Films. Auch wenn es lohnt, sich auf seine Einsilbigkeit einzulassen, auf seine schnörkellose Rauheit, verlangt es dem Zuschauer zum Teil eben doch einiges ab. Das Spiel mit der Geheimniskrämerei ist ein gewagtes und bewegt sich oft auf einem schmalen Grat: Jenseits davon bleibt das Rätselhafte nämlich schlichtweg unverständlich – und leer. Größtenteils gelingt »Caracas, eine Liebe« dieser Spagat, stellenweise aber steht sich gerade das Grundprinzip der Erzählung selbst im Weg. Besonders den finalen Entwicklungen fehlt es dadurch ein Stück weit an emotionaler Kraft, obwohl andererseits gerade ihre Nüchternheit besonders gut zum übrigen Film passt.


Fazit

»Caracas, eine Liebe« ist vor allem bildsprachlich gewöhnungsbedürftig, nimmt sich erzähltechnisch Zeit und gestattet sich auch Unklarheiten und offene Fragen. Punkten kann das venezolanische Drama, das unter anderem in Venedig den Goldenen Löwen gewann, mit der eindrucksvollen schauspielerischen Leistung seiner Hauptdarsteller und einer leise, schroff und eindringlich erzählten Geschichte um Geld, Vertrauen und Schweigen.

Kritik: Sabrina Železný

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