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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ein 18-jähriger Junge aus einem Einwandererghetto wird angeklagt, seinen Vater, der ihn seit seiner frühesten Jugend immer wieder geschlagen hat, in einem Streit erstochen zu haben. Sein Pflichtverteidiger hat ihn mit wenig Energie verteidigt, und die Beweise scheinen eindeutig zu sein. Zunächst sind 11 Geschworene fest von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Nur der Geschworene Nr. 8 hat „berechtigte Zweifel“. Da der Richterin ein einstimmiger Beschluss vorgelegt werden muss, folgt daraufhin an diesem laut Wettervorhersage „heißesten Tag des Jahres“ eine lange, lebhafte Diskussion. Weil die Geschworenen (alle sind Männer) von Herkunft, Hautfarbe, Bildung, Lebensalter und Persönlichkeit sehr unterschiedlich sind, kommt es zu Spannungen und Angriffen. Dem Geschworenen Nr. 8 gelingt es in der zermürbenden Sitzung durch Beharrlichkeit, Logik, Redekunst und Einfühlungsvermögen die anderen nach und nach auf seine Seite zu bringen.

Kritik

Ungemein müßig ist es an dieser Stelle, über den Sinn und Unsinn eines Filmes wie William Friedkins „Die 12 Geschworenen“ zu debattieren. Natürlich steht diese TV-Produktion im gigantomanischen Schatten des Originals von 1957, einem der bedeutsamsten Klassiker der Geschichte und phänomenaler Karriereeinstieg für den im Jahre 2011 verstorbenen Regiegroßmeister Sidney Lumet. Die Frage, die sich angesichts von „Die 12 Geschworenen“ aber unabdinglich stellt, ist, ob sich die zweite Neuauflage des prominenten Stoffes aus der Feder von Reginald Rose nun dafür entscheidet, der Vorlage nach Strich und Faden Tribut zu zollen, ohne eigene Duftnoten zu hinterlassen, oder ob womöglich doch neue Wege beschritten werden, was in Bezug auf die inhärente Zeitlosigkeit von „Die zwölf Geschworenen“ wieder neuen Zündstoff für langwierige Diskussionen generieren würde. Bei einem Filmemacher wie William Friedkin, der seinen Namen mit „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ und „Der Exorzist“ ebenfalls in den Annalen der Cinematik gravieren konnte, aber war das Durchschnaufen gesichert.

Es erwies sich zweifelsohne als die klügere Entscheidung, der ersten Möglichkeit, also der szenischen Rekonstruktion, Folge zu leisten, muss sich „Die 12 Geschworenen“ so zwar durchaus den Vorwurf gefallen lassen, Sidney Lumets filmische Meisterschaft einfach noch einmal aufzuwärmen, ist im Umkehrschluss aber eben auch so pointiert geschrieben und nuanciert gespielt, dass man sich der Sogwirkung des Sujets schier nicht entziehen kann. Wieder einmal finden wir uns im Gerichtsaal wieder und werden Zeuge, wie die Richterin (Mary McDonnell) die zwölf Geschworenen auf die Signifikanz ihrer Arbeit aufmerksam macht: „Das Leben eines 18-Jährigen hängt von ihrem Entscheid ab“. Dem jungen Mann, der in den Slums aufgewachsen ist, liegt zur Last, seinen Vater ermordet zu haben, und der Tatbestand spricht deutlich gegen den Anklagten, was 11 der 12 Geschworenen ohne große Überlegungen zu Anfang noch ohne große Überlegungen bestätigen. Einzig Nummer 8 (Jack Lemmon beerbt Henry Fonda) ist darauf erpicht, den Dialog zu suchen, einen Meinungsaustausch anzuregen, die Objektivität zu wahren.

Und natürlich ist es auch in „Die 12 Geschworenen“ unglaublich interessant zu verfolgen, wie die gesitteten Gespräche von Minute zu Minute verschärft werden, wie Redundanzen auf die persönliche Ebene abdriften und die passiv-aggressive Haltung einiger Beteiligter immer bis kurz vor die schweißtreibende Explosion anschwillt. „Die 12 Geschworenen“ lässt differente Charakter- und Ideologiemodelle kollidieren, individuelle Erfahrungen treffen auf einen verbalen Schwanzvergleich, bis die Gerechtigkeit Gefahr läuft, nur noch als schwammiger Gegenstand einer situativen Laune wahrgenommen zu werden. Die drückende Schwüle des Sommers erscheint in diesem psychologisch aufgeladenen Kammerspiel spätestens nach der ersten Hälfte zum Schneiden dick, was geradewegs auf die hervorragenden Schauspielleistungen zurückzuführen ist – George C. Scotts Zusammenbruch in den letzten Minuten ist famos, ebenso Jack Lemmons Beharrlichkeit, die Fakten noch einmal minutiös zu sezieren. Dass „Die 12 Geschworenen“ letztlich vielleicht ein Stück weit der klaustrophobischen Dichte des Originals abhandenkommt, mag auch am fehlenden Schwarz-Weiß-Kolorit liegen, arretierend aber ist Friedkins Remake dennoch bis zuletzt.

Fazit

Natürlich muss man William Friedkins „Die 12 Geschworenen“ nicht gesehen haben, wenn man sich bereits mit Sidney Lumets „Die zwölf Geschworenen“ vertraut gemacht hat. Bis auf eine politisch-korrekte Besetzung nämlich hat Friedkins Version keine Änderungen vorgenommen, was man ihm unsinnigerweise als Nachteil ankreiden könnte, dabei aber außer Acht lässt, wie zeitlos und elementar dieser Stoff doch immer noch für unsere Gesellschaft ist. Das Drehbuch von Reginald Rose zeigt sich jeder Überarbeitung respektive Modernisierung überdrüssig und bleibt, egal in welcher Dekade wieder uns befinden, immer ein einnehmendes Kammerspiel um den dringlichen Wert von Zivilcourage.

Kritik: Pascal Reis

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