Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Nach über 40 Jahren im Geschäft taumelten die einst ruhmreichen Hammer-Studios Mitte der 70er Jahre nach zahlreichen Flops endgültig dem Bankrott entgegen und Die Braut des Satans wurde 1976 ihr vorletzter Spielfilm, bis das Studio 2008 reanimiert wurde, ohne dabei je an Glanz vergangener Tage anknüpfen zu können. Der Schlussstrich, er war inzwischen unausweichlich, nachdem man bereits Ende der 60er den Trend der Zeit verpasst hatte. Viel zu lange hielt man an der einstigen Erfolgsformel inzwischen hemmungslos veraltet wirkender Gruselfilme im Stil des klassischen Universal-Horrors fest, molk Dracula und Frankenstein bis zum Erbrechen aus und als man viel zu spät versuchte, mit modernen Horrorfilmen mitzuhalten, wurde es oftmals eher unbeholfen. Ein absolutes Paradebeispiel dafür ist Die Braut des Satans, sowas wie das letzte Aufbäumen vor dem Exitus, bei dem man noch mal auf Biegen und Brechen versuchte, sich nun endlich dem Zeitgeist anzupassen und dafür noch mal ein paar bekannte Gesichter zusammenkratzen konnte.
Neben dem bis zum Schluss treuen, obwohl mit seinen Rollen schon lange vorher längst nicht mehr zufriedenen Urgestein Christopher Lee (Die brennenden Augen von Schloss Baltimore) konnte man neben Denholm Elliott (Jäger des verlorenen Schatzes) sogar Hollywood-Ikone Richard Widmark (Nur noch 72 Stunden) für die Hauptrolle verpflichten. Zudem ist die beim Dreh gerade einmal 14jährige Nastassja Kinski (Tess) in ihrer erst zweiten Filmrolle zu sehen, noch vor dem skandalumwobenen Tatort: Reifezeugnis, mit dem sie 1977 hierzulande für Aufsehen sorgte. So gesehen konnte sie sich schon mal dafür warmlaufen, denn auch hier wird sie in voller Nacktheit präsentiert und darf in für ihr Alter völlig unangemessene Sexszenen mitwirken, nicht nur aus heutiger Sicht eine mehr als fragwürdige Entscheidung. Sie spielt Catherine, eine junge Ordensschwester kurz vor ihrem 18. Geburtstag, die sich aus dem vermeintlich behüteten Schoß ihrer nur augenscheinlich christlichen Glaubensgemeinschaft im beschaulichen Bayern aufmacht, ihren leiblichen Vater in London zu besuchen. Denn in Wahrheit huldigt die Sekte um Father Raynor (Christopher Lee) dem Satan bzw. dem Dämon Asteroth, mit dem sich Catherine an ihrem Ehrentag vereinigen soll. Gott sei dank gibt es Richard Widmark als Bestseller-Autor und Okkultismus-Fachmann Varney, der sich auf bitten deren Vaters um das Mädchen kümmert.
Warum macht das ein Star-Autor, weil ihn ein wildfremder und auf den ersten Blick eher als geistesgestört wirkender Mann mit seiner wirren Story auf der eigenen Premieren-Feier belästigt? Nun, das erfahren wir nicht, ihm ist wohl langweilig und auch wenn er schon bei seiner ersten Begegnung mit seinem neuen Mündel merken sollte, das hier irgendwas nach mächtig viel Ärger riecht, er macht den Spaß einfach mit. Das wäre ganz grundsätzlich auch die einzig wahre Empfehlung für jeden, der irgendwas mit diesem Film zu tun hatte bzw. noch haben sollte, denn ohne eine gehörige Portion Galgenhumor geht hier leider gar nichts. Wer das natürlich gecheckt hatte – schließlich war er schon lange genug auf dem sinkenden Schiff dabei -, ist der göttliche Christopher Lee, der das Ganze offensichtlich überhaupt nicht ernst nimmt und sich auch nicht zu schade ist, in einem völlig lächerlichen Sex-Ritual seinen nackten Hintern in die Kamera zu halten, während über ihm ein scheinbar kackender Mann am Kreuz hängt. Der war wohl noch leicht im Wicker Man-Modus oder hat das Elend zumindest mit Humor genommen. Das genau Gegenteil davon ist Richard Widmark, der seinen Agenten für diese eingebrockte Suppe wohl am liebsten selbst mit Wonne in so einer beschämender Stellung ans Kreuz geschlagen hätte.
Statt klassischem Gothic-Horror und altbekannter Monster versuchte man nun kläglich, irgendwo im Fahrwasser von Der Exorzist mitschwimmen zu können. Statt der erhofften, modernen Frischzellenkur wirkt das aber noch viel biederer und stocksteifer als es die ollen, aber charmanten Kamellen von einst jemals sein könnten und wenn schlussendlich noch versucht wird, mit etwas Sex, Blut und – nennen wir es mal – „Creature-Effekten“ das aktuelle Publikum abzuholen, ist das schlichtweg peinlich. Wenn little Asteroth lüstern angekrabbelt kommt, wünscht man sich doch sehnsüchtig wieder den x-ten Vampirfilm von damals herbei. Als reiner Trash-Film kann das aber stellenweise tatsächlich funktionieren. Zu absurd wird es speziell in der zweiten Hälfte, Christopher Lee gibt alles, damit zumindest irgendjemand Spaß daran hat (wenn auch aus den völlig falschen Gründen) und wenn es nicht so traurig wäre, was aus den Hammer-Studios geworden ist, dann kann man vielleicht einfach den Kopf zumachen und sich diesem völlig verplanten Schrott genauso hingeben wie Nastassja Kinski ihrem kleinen, blutverschmierten Freudenbringer. Igitt.