Inhalt
Buddy Russo und seine drei Kollegen sind die Seven-Ups. Eine zivile Spezialeinheit des NYPD, die sich mit den ganz schweren Jungs beschäftigt. Bei einem ihrer Fälle, der sich um Entführungen im Mafia-Milieu dreht, kommt einer von ihnen ums Leben. Von nun an werden die wenigen noch existenten Grundregeln völlig ignoriert, es gilt Gerechtigkeit…zu rächen.
Kritik
Die Seven-Ups, das sind nicht etwa die glorreichen Sieben von Brooklyn. Denn erstens sind sie nur zu viert und zweitens sind ihre Methoden alles andere als glorreich, am Ende ja nicht mal ansatzweise gesetzeskonform. Ihren spritzigen Namen tragen sie aufgrund ihres Spezialgebietes: Kapitalverbrechen, für die mindestens eine 7jährige Haftstrafe droht. Die Betonung liegt auf mindestens, denn für Kinkerlitzchen ist die Zeit zu schade und die Straßen des New York der 70er viel zu überflutet mit Kriminalität in jedweder Form. So weit inzwischen, dass die Unterwelt sich gegenseitig terrorisiert. Hochrangige, vermögende Mobster werden Opfer von Lösegeld-Entführungen und die Seven-Ups bekommen Wind davon. Die Spur führt in die eigenen, Polizei-internen Reihen, doch dann verläuft eine Observierung nicht nach Plan und schon sind die hitzigen vier nur noch zu dritt. Ein Grund mehr, alle bis dato eh schon großzügig ausgelegten Ermittlungs-Etiketten ad acta zu legen, jetzt ist Schluss mit vorher schon nicht mal angedeutet lustig.
Die Seven-Ups ist das oft übersehene und fast vergessene Spin-Off zum fünffachen Oscargewinner und Ultra-Meisterwerk French Connection – Brennpunkt Brooklyn, welches mehr oder weniger als einer der ersten Versuche zu sehen ist, aus einem Kassenschlager ein eigenes Mini-Universum zu spinnen. Kein direktes Sequel – das folgte ein Jahr später -, aber ein mit Wonne im Fahrwasser schwimmender Ableger, der die zweite Geige Buddy Russo (nach wie vor: Roy Scheider, Atemlos vor Angst) nun an alter Wirkungsstätte in einem anderen Department zum Häuptling eines ganz speziellen Haufens befördert. Um ihn herum einige alte Bekannte, von denen aber nur der Off-Screen-Star Don Ellis noch ein und der selbe ist. Sein Score ist oftmals identisch, teilweise sogar besser als einst bei French Connection – Brennpunkt Brooklyn. Nervös, aufregend, ungemein treibend. Er liefert hier genau genommen die beste Leistung ab. Was nicht gegen den Rest spricht, aber der Score ist einfach fantastisch. Sonst tauchen auch noch vor der Kamera aus dem großen Bruder bekannte Gesichter wie Bill Hickman (Blondinen bevorzugt) oder Tony Lo Bianco (The Honeymoon Killers) auf, allerdings in anderen Rollen, was besonders für Lo Bianco natürlich Sinn macht.
Das hochkarätige Niveau der Inspirationsquelle kann der Film unmöglich erfüllen, auch weil er eindeutig als hurtige Milchkuh aus dem Ärmel gezaubert wurde. Auftrag: Im Glanz des prachtvollen Goldesels Profit generieren, auf grob ähnliche Weise. Reduziert man es auf diese Vorgabe, dann kann der Film von Philip D’Antoni (tatsächlich die einzige Regiearbeit) sogar als Erfolg gewertet werden. Die Geschichte beherbergt einige reizvolle Ansätze. Eine sich selbstzerfleischende Unterwelt; zwielichtige, bis zum Schluss ambivalente Doppel-Spitzel und mit viel hitziger Wut im Bauch: Die Seven-Ups ist ein handwerklich bestechender und grundsätzlich brodelnder Großstadt-Reißer, der wie die Faust aufs Auge seines Zeitgeistes passt. Inhaltlich mitunter etwas zu dünn, da rumpelt und holpert es etwas mühselig vor sich hin, was dem Unterhaltungswert allerdings kaum schadet. Dafür geht hier alles zu straff, kompakt und mit kräftigem Stallgeruch von statten.
Wie sehr sich auf die Erfolgsformel von French Connection – Brennpunkt Brooklyn verlassen wird, das wird überdeutlich in der prägnantesten XXL-Sequenz: Einer wahnwitzig rasanten Verfolgungsjagd, das scheppert auch ohne Fremdeinwirkung die Motorhaube weg. Was nicht ihre Klasse schmälern soll. Da fliegt richtig die Kuh und obwohl Die Seven-Ups nur selten mit Kreativität und narrativen Geistesblitzen auffällt (oder es wenigstens versuchen würde), die impulsive Inszenierung, die energische, kribbelige und wuchtige Vorgehensweise, das ist richtig deftiges, authentisches 70er-Kino auf höchstem B+- Niveau.
Fazit
Ein sicherlich etwas zu unüberlegter und profitorientierter, trotz der offensichtlichen Mängel aber immer noch sehr unterhaltsamer und strammer Genre-Hobel, der von einem Einmal-und-nie-wieder-Regisseur erstaunlicherweise sogar richtig schmissig in Form gepresst wurde. „Die Seven-Ups“ ist die Fast-Food-Variante von „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ mit der teilweise selben Crew und dem grob selben Bouquet, nur mit stark reduziertem Anspruch. Funktioniert aber weitestgehend, besonders weil er so unverkennbar ein schön-schmuddeliges, rebellisches Kind seiner Zeit ist. Ein Kind einer goldenen Generation. Mit Makeln, aber proportional mit so viel mehr an Wert.
Autor: Jacko Kunze