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Berlin, April 1945. Während um ihn herum sein Hirngespinst Großdeutschland in Schutt und Asche liegt, deutsche Truppen quasi nur noch auf dem Papier existieren und die Alliierten die Macht übernehmen, hält Adolf Hitler in seinem Bunker Hof. Spielt sich und seinen Vasallen eine Mär vom unaufhörlichen Triumph der arischen Rasse vor, stachelt seine Untergebenen zu weiteren irrwitzigen Feldzügen an und präsentiert einen galoppierenden Realitätsverlust ungeahnten Ausmaßes. Bis auch im Bunker das große Sterben beginnt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist schwierig, einen Film wie Der Untergang adäquat zu bewerten, treffen sich im millionenschweren Prestigeprojekt unter der Regie von Oliver Hirschbiegel (Elser – Er hätte die Welt verändert) doch gleichermaßen Licht und Schatten. Nun ist der Ansatz, den Hirschbiegel und sein Drehbuchautor Bernd Eichinger in diesem Fall bemühen, wohl der interessanteste Aspekt, und zugleich, in der hiesigen Umsetzung, das Todesurteil für die einschlägige Resonanz des Werkes: Man versucht, dem Menschen Adolf Hitler (Bruno Ganz, Unknown Identity) in den letzten 12 Tagen seines Lebens nachzuspüren. Und in einigen durchaus eindrucksvollen Momenten findet man ihn auch, als physisch wie psychisch reichlich gezeichnetes Wrack. Erfolgt hier also die Entmystifizierung der popkulturellen Ikone des Bösen? Die Antwort darauf kann indes nur verneint werden, denn obgleich sich Der Untergang über eine Laufzeit von 150 Minuten anschickt, dem Führer auf engstem Raum zu begleiten, so negiert der Film jedweden Mehrwert, bleibt er doch schlichtweg ohne jede Haltung in Bezug auf sein Sujet.

Man muss sich nur einmal vorstellen, ein Mensch ohne einen Funken Vorwissen würde sich Der Untergang zu Gemüte führen. Welche Erkenntnisse könnte diese Person aus dem Film gewinnen? Nun, zuallererst würde ihm wohl die Vermutung anheimfallen, dass Adolf Hitler gar nicht das Monstrum gewesen ist, welches das Leben von Millionen von Menschen auf dem Gewissen hat, sondern ein Eiferer, der tragischerweise an seinen eigenen Zielen gescheitert ist. Kann dies eine Aussage sein, die Der Untergang zu erzielen versucht? Sicherlich, wenn man sich Adolf Hitler als Persönlichkeit hinter der mythologischen Fassade annimmt, dann muss man von Dämonisierungen Abstand halten, genauso jedoch darf das Narrativ sich nicht in der Glorifizierung, in der Verharmlosung, im Karikieren einnisten. Es ist, wie gewohnt bei Filmen, die sich einer klaren Historizität verschrieben haben, ein äußerst schmaler Grat, auf dem die Bebilderung der Vergangenheit stattfindet, doch ein Hitler, der uns zum Mitgefühl nötigt, scheint mehr als deplatziert.

Wir aber blicken ausschließlich auf einen gebrechlichen, alten Mann, der im Führerbunker hockt, cholerisch schreit und hin und wieder im Halbdunkeln, vertieft, fast hypnotisiert, auf ein Portrait des Alten Fritz, Friedrich, dem Großen, starrt. Ohne Zweifel sind dieses Augenblick intimer Couleur, weil sie einen nicht zu verachtenden Einblick in das Seelenleben des Führers geben, dessen Traum von seinem allmächtigen Dritten Reich vollends in Trümmer geschlagen wurde. Es reicht allerdings nicht, Adolf Hitler als Verlierer zu inszenieren, weil es seine Persönlichkeit an den falschen Stellen verkürzt und das verfremdete Bild eines verlebten Mannes auffächert, der letztlich nur zu stolz ist, seine Niederlage zu erkennen. Hirschbiegel und Eichinger waren sich diesem Umstand wohl ansatzweise bewusst und versuchten dieser unhaltbaren Perspektive der Empathie entgegenzusteuern, indem sie die blutjunge Sekretärin, Traudl Junge (Alexandra Maria-Lara, Rubbeldiekatz) als Identifikationsplattform darboten. Oftmals blicken wir durch ihre verschreckten, naiven Augen auf die letzten Stunden im Führerbunker. Immer müssen wir sie zwanghaft in Schutz nehmen.

Tatsächlich hadert man als Zuschauer auch mit Traudl Junge, diesem Mädchen Anfang 20, welches sich beinahe selbstgefällig einen Schutzall darauf errichtet hat, dass sie ja „noch jung ist“. Zum Glück hängt Der Untergang in der letzten Szene des Films noch einen Ausschnitt aus einem Interview mit der echten Traudl Junge an, in dem sie sich eingesteht, dass das Alter niemals eine Rechtfertigung dafür ist, weggesehen zu haben. Die Traudl Junge, die szenisch, zusammen mit Adolf Hitler, die zentrale Figur darstellt, aber bleibt eindimensional und leer – und darf am Ende unter aufgehender Sonne und Vogelgezwitscher mit dem Rad in Richtung Freiheit (!) radeln. Der Untergang suggeriert an dieser Stelle tatsächlich, dass nicht nur der Krieg mit dem Suizid Adolf Hitlers vorbei sein Ende, die Stunde null, erreicht hat, sondern auch, dass mit ihm auch der Faschismus begraben wurde. Anhand dieser Sachlage scheint es wohl kaum verwunderlich, dass Der Untergang niemals das Format besitzen wird, als Referenz innerhalb seines Genres zu fungieren.

Dass Oliver Hirschbiegel und Bernd Eichinger einige sachliche Ungenauigkeiten nicht vermeiden konnten (zum Beispiel, in welcher Art und Weise sich SS-Offiziere nun das Leben nahmen), wird wohl letzten Endes eher die Historiker echauffieren. Revisionistische Tendenzen aber bleiben unverkennbar: Nicht nur das angesprochene Ende oder die fragwürdige Ehrerbietung, die Leichen von Adolf Hitler und Joseph Goebbels nicht in den Fokus zu rücken, sondern auch die Darstellung von Kriegsverbrechern wie Albert Speer, die hier gar wie lautere Edelmänner auftreten und von einem humanistischen Interesse getrieben werden. Hier wandeln sich obskure Formen des Pietät an, die dem Thema selbst vollkommen sinnwidrig entgegenstreben. Und doch, auch wenn Der Untergang unverkennbare Defizite mit sich bringt, die ihn ganz entschieden davon abhalten, ein guter Film zu sein, so weist das Werk doch immer noch Impulse beachtlicher Intensität auf, womit nicht allein die inzwischen schon legendär gewordene Performance von Bruno Ganz gemeint ist, der vollkommen hinter seiner Rolle verschwindet.

Die Detailversessenheit der Inszenierung ist eindrucksvoll. Mit welcher Ausstattungswut, an der sich der tautologische Der Untergang auch zweifelsohne labt, hier in die Vollen gegangen wurde, ringt dem Zuschauer schon einiges an Respekt ab. Wenngleich der Anspruch auf Authentizität hier ein, wie so oft, trügerischer ist, so erweckt der Film in seinen besten Momenten doch den Eindruck eines unverstellten Naturalismus, einer bedrückenden Unmittelbarkeit, der das Publikum vor der Leinwand mit dem Glauben begegnet: Ja, so könnte es gewesen sein. Wenn es darum geht, Stimmungen filmisch zu beschreiben, beweist Oliver Hirschbiegel jedenfalls ein nicht zu verkennendes Talent, Räumlichkeiten eben mit diesen auszustaffieren. Ob im Führerbunker, in dem die Luft nicht nur dünner geworden ist, sondern in jedem Gang bereits ein lähmendes Todesröcheln widerhallt, oder auf den in Schutt und Asche liegenden Straßen Berlins, auf denen sich die Leichen türmen und Bombe um Bombe neue Krater in den Asphalt schlagen. Klaustrophobie trifft hier auf Chaos und Terror. Nur leider hat der Film keinerlei eigene Meinung.

Fazit

Es gestaltet sich natürlich für jeden Filmemacher als äußerst diffiziles Unterfangen, sich mit der Person Adolf Hitler auseinanderzusetzen: Wie zeigt man den Führer? Wie weit darf man gehen? Wo liegen die Schnittstellen zwischen Dämonisierung, Glorifizierung, Verharmlosung und Karikatur? "Der Untergang" geht allerdings den wohl schlechtesten Weg: Er verbleibt ohne jeden Standpunkt und verkürzt die Person Adolf Hitler dahingehend, dass er nur noch als alter, gescheiterter Mann zu erkennen ist, während sich Kriegsverbrecher als ehrenhafte Lebemänner wiederfinden und mit dem Selbstmord Hitlers auch der Faschismus unter Berliner Erde vergraben wurde. Diesem geschichtlichen Revisionismus können auch einige sehr stimmungsvolle Augenblicke und die famose Ausstattungswut nicht entgegensteuern.

Kritik: Pascal Reis

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