Ein Team von Interpol ermittelt rund um mysteriöse Todesfälle im Zusammenhang mit Korallen. Angelehnt an das amerikanische Kabelfernsehen der 90er-Jahre verschlägt es das titelgebende Dream Team für Ermittlungen von Kanada nach Mexiko, wobei der eigentliche Fall immer wieder in den Hintergrund rückt.
„Fax on the Beach“ und „Asses to Ashes“ sind nur zwei der insgesamt sieben Episodentitel, in die Dream Team von Lev Kalman und Whitney Horn (L for Leisure) unterteilt ist. Eingeleitet werden diese fiktiven Episoden jeweils von einem kurzen Intro, in welchem das titelgebende Team von Interpol in einer ästhetisch überhöhten Montage vorgestellt wird. Mit ihren zahlreichen Überblendungen und Farbspielereien wirken diese einleitenden Sequenzen stellenweise wie ein experimenteller Avantgarde-Kurzfilm. An Gleichförmigkeit sind die einzelnen Episoden dabei nie interessiert. Zwar erzählen sie eine weitestgehend fortlaufende Geschichte rund um ein Ermittlungsteam von Interpol, das wegen mysteriöser Todesfälle im Zusammenhang mit Korallen nach Mexiko reist, jedoch schwanken die in Episoden unterteilten Kapitel dabei inhaltlich ebenso stark wie in ihren formalen Mitteln, mit denen sie erzählt werden.
Überhaupt zeichnet sich Dream Team durch seinen formalen Experimentierwillen gepaart mit einer Leidenschaft für das Absurde aus. Eine 10-minütige Folge, in der fast ausschließlich die biologischen Fakten rund um Korallen erläutert und die Bedrohung deren Lebensraums durch den Klimawandel monologisiert wird, wechselt sich dabei mühelos mit einer musikuntermalten Trainingssequenz ab. Da scheint es auch gar nicht überraschend, dass die Handlung bereits vor dem eigentlichen Filmende abgeschlossen ist und das letzte Kapitel eine Vorschau auf die nächste Staffel darstellt, die es freilich nie geben wird. Die Schauspielriege rund um Esther Garrel (Call Me By Your Name), Isabelle Barbier (Actual People) und Alex Zhang Hungtai (I was a Simple Man) schwankt zwischen Übertreibung und Monotonie, was vermutlich der einzige Weg ist, die bewusst lächerlichen Dialogzeilen darzustellen. Die billige Erotik wird dermaßen überzeichnet präsentiert, dass sie ebenso wenig ernstzunehmend ist, wie die Wendungen der Handlung. Dass plötzlich ein unsichtbarer Mann auftaucht, der seinen Garten gießt, in der Wüste Sport treibt und der Ermittlerin von Interpol unverständliche Hinweise gibt, sticht aus dem ohnehin absurden Verlauf der Geschichte kaum hervor.
Voller Kreativität wird ein Teil der Film- respektive Serienlandschaft gefeiert, den eigentlich niemand vermisst. Freilich versteht sich Dream Team in erster Linie als eine Hommage an US-amerikanische Low-Budget-Serien der 90er Jahre, aber dennoch tappt er nie in die reine Nostalgiefalle. Dafür entlocken Kalman und Horn der Ästhetik zu viel Eigenständigkeit und damit auch einen neuen Blickwinkel auf eine Zeit, bevor die sogenannten „Qualitätsserien“ kamen. Formal gewagtes Kino, das seine Handlung als überflüssige Notwendigkeit begreift, um auf der Bild- und Tonebene zu experimentieren. In diesem wilden Wirrwarr aus audiovisuellen Ideen findet sich ein sympathisches Desinteresse an narrativen Regeln und Gepflogenheiten, auf die sich zukünftig durchaus mehr Produktionen zurückbesinnen sollten.
Fazit
Schrill, absurd, Camp! Lev Kalman und Whitney Horn schaffen es mit Dream Team eine eigenständige Hommage an das US-amerikanische Kabelfernsehen der 90er-Jahre zu kreieren, welche im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen unserer Zeit nicht zu einem selbstzweckhaften Nostalgieprodukt verkommt, sondern in ihrer visuellen Experimentierfreudigkeit einen neuen, erweiterten Blick auf eine filmisch vergessene Zeit wirft.
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