Inhalt
Er arbeitet in einem Copyshop, ist permament pleite, und doch muss er gerade den Tod seines Bruders überwinden - Jerry Shaw (Shia LaBeouf) hat es im Leben wahrlich nicht leicht. Doch eines Tages wird er durch eine riesige Waffenlieferung, die an seine schäbige Wohnung adressiert ist, zur Zielscheibe von Sicherheitskräften und einer dubiosen Anruferin. Mit ins Boot geholt wird auch die alleinerziehende Mutter Rachel (Michelle Monaghan), und so scheucht die mysteriöse Stimme am Telefon das Paar wider Willen quer durch die Staaten - mit einem Ziel: das Weiße Haus...
Kritik
Zehn Jahre vor der Produktion dieses Actionthriller entwuchs die Idee dem Kopf einer Kinoikone - Steven Spielberg. Doch sah der Regiestar die Zeit Ende der 90er noch nicht gekommen, den Film zu realisieren, und so wurde eben noch ein wenig gewartet, bis er die Thematik an "Disturbia"-Regisseur D.J. Caruso und das Produzentengespann Kurtzman und Orci ("Star Trek") abtrat und lediglich als Executive Producer fungierte.
Die Story klang vielleicht zur Jahrtausendwende ein wenig zu abstrus, um sie im Kino realitätsnah an den Zuschauer zu bringen, doch schon 10 Jahre später schwang da etwas mehr Authentizität mit. Durch die Überwachungsmethodik mit unzähligen Kameras, Handys und Vernetzungsmöglichkeiten war es plötzlich kein Problem mehr, dem Kinogänger die Brisanz näher zu bringen, was dem Thriller ein leichtes Unbehagen mitgeben sollte. Man wird auch bis zum Filmmitte im Dunkeln gehalten, was die Motive und Auflösungen angeht. Man rätselt herum, findet keinen Ansatz, und schon lief der Film mit seiner Verfolgungsaction Gefahr, zum unlogischen Thriller zu verkommen.
Die hochgestylte Action und die Storyschnipsel haben auch sehr viel von inhaltsleerer Michael Bay-Inszenierung, nur dass Bay etwas mehr von Stil versteht. Mit Wackelkamera und Schwindelschnitten muss sich der Film auch schnell damit zurechtfinden, dass die Storyelemente in dem Gerenne untergehen. Das mutet dem Zuschauer viel zu viel zu. Hier die beiden Protagonisten, dort ein bisschen Militär, weiter wird das FBI eingeschaltet, und die auffällig vielen Storybausteine wirbeln nur so durch die Spielzeit, dass man Gefahr läuft, den roten Faden dabei schnell zu verlieren. Ab der zweiten Filmhälfte, wenn die gewichtige Auflösung ansteht, wird es dann endlich auch besser und verständlicher.
In all der Überwacherei, den Anspielungen und Rätseln entwickelt sich dann doch ein netter Verschwörungsplot mit cyberpunkartigen Aspekten und menschenfreundlicher Aussage, die zum Glück keine überpatriotischen Purzelbäume schlägt. Der Eindruck wirkt recht humanistisch und baut später mit erleichterten Seufzern im Hintergrund ein ansprechendes Fundament auf. Doch hier ist dies formal schlicht falsch gelaufen, denn baut man Fundamente nicht nach dem Hochziehen der Hauswände. So ist der Film einerseits berechenbar geworden, andererseits aber auch keine Offenbarung mehr.
Mit den Figuren verhält es sich derweil ähnlich. Zwar sind die beiden Protagonisten durch ihre Abhängigkeit und den Bedrohungsfaktor durchgängig an den Stoff gebunden, doch außerhalb weiß man nicht so recht, wo man was und wen einordnen sollte. Gerade Billy Bob Thornton als FBI-Agent kann zwar mal seine typisch trockenen Sprüche unterbringen, muss sich aber mit der Zeit der Geschichte unterordnen und wirkt dadurch nicht durchgängig präsent. Als Bauernopfer des Plots sieht man auch andere Figuren, die nur da auftauchen, wo man sie hinstellen musste, und das hat einen konstruierten Touch inne, den ein ordentlicher Thriller nicht gebrauchen kann. Man kann sich dagegen wenigstens an Shia LaBeouf und Michelle Monaghan aufhängen, die ihre schon früheren, gemeinsamen Engagements hier fruchten lassen. Man verfolgt gerne deren Weg im Film, und deren Performances lassen sich mindestens gut anschauen. Vor allem darf man dies LeBeouf zuschreiben, der seine ADHS-Ausraster aus "Transformers"-Tagen hier völlig liegenließ und recht souverän agiert.
Fazit
Die ambitionierte Idee um die Schlechtigkeiten moderner Technologien hatte zwar Potenzial, wurde aber formal so sehr umgeschmissen, dass es ein zweischneidiges Gefühl hinterlässt. Die Aussage geht in der Daueraction schlicht unter, was auch den Figuren die Luft zum Atmen nimmt. Der Vergleich zu Michael Bay ist daher nicht ganz von der Hand zu weisen, was letztlich bedeutet, dass man trotz der hochtrabenden Motive doch lieber den Kopf ausschalten sollte, um dem Streifen etwas abzugewinnen.
Autor: Sascha Wuttke