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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als eine Bekannte des Autors Dixon Steele ermordet wird, ist er der Hauptverdächtige, denn er war am Abend ihres Todes noch mit ihr zusammen. Seine Nachbarin Laurel gibt ihm ein Alibi, denn sie will ihn schützen – und mehr sein als nur seine Nachbarin. Kann diese Konstellation auf Dauer funktionieren?
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nicholas Ray war ein Regisseur, dem viel zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Bekannt sind zwar die Namen seiner Werke, mit …denn sie wissen nicht, was sie tun hat er gar einen der berühmtesten Filme aller Zeiten abgeliefert; doch der Name des Regisseurs bleibt ungenannt. Dabei ist er ein maßgebender Filmregisseur Hollywoods gewesen, der immer schon eine Art Außenseiterrolle inne hatte und sich deshalb wohl freier bewegen konnte, als viele seiner Kollegen. Künstlerisch wertvolle Filme hat er abgeliefert, fast schon am laufenden Band, und mit dem Film Noir Ein einsamer Ort mit Allerzeits-Legende Humphrey Bogart und Gloria Grahame in den Hauptrollen, liegt vielleicht Rays persönlichstes Werk vor. Er und Grahame waren in einer Beziehung während der Dreharbeiten, wussten aber beide um das baldige Ende dergleichen. Ein Film als Abschiedsgeschenk, ein Film als Zeichen für absolute Hingabe zur Kunst des Mediums.

Denn in einem Ort, wie Hollywood es in den 50er Jahren war, nämlich einer, indem das Ego ganz oben auf der recht kurzen Liste der natürlichen Charakterzüge stand, ist es nicht üblich, dass zwei Menschen private und berufliche Schicksale derart professionell trennen konnten wie Ray und Grahame dies gelang. Dabei sollte letztere gar nicht mal unbedingt die Rolle bekommen, zumindest nicht, wenn es nach Bogie ging, der natürlich seine Lebensgefährtin Lauren Bacall haben wollte. Die aber durfte nicht ausgeliehen werden und Ray wollte eh einen anderen Typ Frau in der Rolle der Nachbarin von Dixon Steele haben. Eine Frau, die nicht derart offensichtlich rau und derb aussieht, sondern weiche Züge hat, die jedoch eine feste Fassade bilden. Laurel Gray ist eine Frau, die viel hinter sich gebracht hat - und manches nicht mit einer weißen Weste überstanden hat. Und dennoch ist sie eine starke Frau, geleitet von Interesse, nicht von Lust. Sie ist ein standfester Charakter, dessen stete Unsicherheit hin und wieder daran erkennbar wird, dass sich ihre rechte Augenbraue leicht hebt. Nur für eine kleine Sekunde, bis sie die Variablen berechnet hat und ihre Fassung zurückgewinnt.

Doch der Film beginnt natürlich nicht mit der Femme Fatale des Films, sondern mit der Person, die durch sie verführt wird. Dixon Steele, gewohnt herausragend gemimt von Humphrey Bogart, ist seines Zeichens Drehbuchautor in Hollywood. Zwar nicht top notch, wie man sagen würde, dafür hat er zu lange nichts mehr geschrieben, dafür waren seine bisherigen Drehbücher nie meisterlich genug. Aber er hat einen Namen und bekommt hin und wieder noch einen kleinen Deal, wenn er sich nicht grad mit Hollywood-Produzenten prügelt, die sich über vergessene Schauspieler lustig machen. Dix fährt über nasse und mickrig beleuchtete Straßen der Stadt, sein besorgter Blick verfängt sich hin und wieder im Rückspiegel. Er ist einsam, er fühlt sich unsicher, nicht unbedingt verfolgt, aber er ist alles andere als entspannt, wenn er mit sich allein ist. Er ist unzufrieden, zerfressen und weiß, dass er selbst daran irgendwie Schuld sein muss. Vielleicht, weil er Teil der giftigen Filmindustrie ist. Oder noch schlimmer, weil er es nicht mehr ist, aber sein muss. Er ist loyal, aber Teil der Maschinerie, die Menschen ebenso schnell vergisst wie der Autor binomische Formeln.

Hollywood kann ein verdammt einsamer Ort sein, Nicholas Ray weiß das wohl wie kein zweiter. Das wird vor allem immer wieder über die genialen Dialoge und Oneliner bewusst, die das Drehbuch von Andrew Solt und Edmung H. North auf den Zuschauer abfeuert. Die Zitierwürdigkeit des Films ist wohl fast unübertroffen im Genre. Jede Szene ist bis oben hin rammelvoll mit Sätzen, die die Welt der Figuren und ihre Seele umkrempeln und den bitteren Kern der Wahrheit ans Licht führen. There is no business like show business wird dann zu Just like show business, there is no business. Oder: Kein Opfer ist zu groß für eine Chance aus Unsterblichkeit. Oder: I was born when she kissed me, I died when she left me, I lived a few weeks while she loved me. Man könnte ungelogen ewig so weitermachen und möchte niederknien vor den Sätzen, die hier gesprochen werden. Doch was den Film zu einem herausragenden Meisterwerk des Genres macht, ist die Vielfalt, mit der Ray es schafft, mehrere Ebenen an Subtext zu jonglieren. Was macht einen guten Film aus? Dix ist auf der Suche nach dem gewissen Etwas, Ray ist auf der Suche nach Erlösung. Gleichzeitig bringt er seine eigene Beziehung zu Gloria Grahame auf den Punkt und feilt ihr hiermit ein formvollendetes Abschiedsgeschenk.

Fazit

Nicholas Rays Film Noir „Ein einsamer Ort“ ist ein Meisterwerk des Film Noir. Mit punktgenauen darstellerischen Leistungen von Gloria Grahame und Humphrey Bogart, unvergesslichen Bildern und Sätzen aus dem wertvollen Drehbuch und der intelligenten Abhandlung greifbarer Emotionen und filmischer Theorie, kommt Ray mit perfektem Timing am Ziel an. Das Ergebnis ist pechschwarzes Film Noir-Gold. Unbedingt anschauen!

Kritik: Levin Günther

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