Der Film ist leider überwiegend wie ein Urlaub im Süden, der nicht das halten kann, was er verspricht. Man spart einige Monate, bucht rechtzeitig, lässt die Vorfreude auf Sonne, Strand und Meer langsam zu einer prächtigen Blume wachsen, die ihre seidenen Blüten in Perfektion entfaltet, als der Flieger abhebt, und … in Windeseile verdorrt, sobald man das Hotel erblickt. Viele „Sommer, Sonne, Sand“-Gefühle entpuppen sich als etwas, worauf man auch getrost verzichten kann. So verhält es sich auch mit Filmen. Und leider auch mit „Ein griechischer Sommer“.
Olivier Horlait feiert mit „Ein griechischer Sommer“ sein Regiedebüt. Der Titel wird der Bedeutung des Films aber nicht gerecht. Ein ganzer Sommer wirkt zu episch für die gesehenen Ereignisse, das Ergebnis ist eher ein griechischer Kurzurlaub mit dreckigem Pool und schlechtem Wetter. Luftig-locker soll der Film wohl daherkommen, gespickt mit ernsthaften Einschüben, die ihn irgendwo zwischen Komödie und Drama ansiedeln. Tatsächlich ist „Ein griechischer Sommer“ wenig lustig und bestenfalls klischeebelastet tiefgründig, da hilft auch eine Erzählerstimme aus dem Off nicht viel.
Die größten Probleme hat der Film gleich zu Beginn. Wie am Fließband werden dem Zuschauer nach und nach unsinnige Inhalte präsentiert, die den wichtigen ersten Eindruck, deutlich gesagt, versauen. Liebe auf den ersten Blick geht anders. Es ist geradezu traurig, dass einem die Entscheidung des Protagonisten, das Kreuz seiner Mutter gegen einen Pelikan einzutauschen, als nachvollziehbares Handeln verkauft wird. Das Kreuz symbolisiert quasi die Verbindung zwischen Kind und Mutter, die viel zu früh von ihm gegangen ist. Ein Symbol der Trauer, aber auch der Erinnerung und somit ein Weg, mit ebendieser Trauer umzugehen und den Schicksalsschlag zu verarbeiten. Dass dieses Erinnerungsstück gegen einen Pelikan eingetauscht wird, der Sekunden vorher versucht hat, den Jungen zu beißen, ist, erneut deutlich gesagt, absurder Schwachsinn. Das sorgt in Kombination mit einigen anderen falschen Drehbuchentscheidungen dafür, dass sich Zuschauer und Film anfangs nicht sehr sympathisch sind. Wie soll daraus eine cineastische Liebe entstehen?
Aber dann, zum Ende hin, darf man doch noch in ein anderes, wesentlich schickeres Hotel umziehen, um den Griechenland-Urlaub angenehm ausklingen zu lassen. Denn so aufgesetzt die Filminhalte hier und da auch wirken, der Schluss ist tatsächlich gelungen. Und kann sogar emotional überzeugen. Es geht hier nicht nur um den Jungen oder den Vater allein, sondern um ihre jeweils individuelle Reise hin zu einer Familie, die nun auch zu zweit funktionieren muss. Dass der Pelikan Nicostratos indirekt dafür sorgt, dass Vater und Sohn sich wieder annähern, wird seiner Rolle als eigentlicher Star des Films gerecht. „Auch wenn er hier ist, fehlt er mir“, sagt Yannis irgendwann und meint damit seinen Vater, der zu sehr damit beschäftigt ist, seinen Weg der Trauer zu finden. Ein Weg, den er alleine geht, ohne seinen Sohn. Folglich werden die gemeinsamen Szenen auch überwiegend in kaltem Grau dargestellt, das im starken Kontrast zu den ansonsten hellen, sonnengetränkten und meerblauen Bildern steht. Schöne Bilder, wohl gemerkt; auch hier kann der Film punkten.
Zum Abschluss noch ein paar Worte zur DVD an sich, wobei es gemessen an der Ausstattung nicht verwunderlich ist, dass der Absatz kürzer ausfällt. Das Problem ist einfach: Es gibt keine Extras, lediglich die Option, sich den Trailer in deutscher Sprache sowie den Originaltrailer anzuschauen. Bild und Ton sind aber in Ordnung.