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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Greta M. (Mira Partecke), 40, eine Frau in Berlin mit einer postmodernen, brüchigen Architektinnenbiografie, verliert ihren Job. Auch im Callcenter wird sie gefeuert. Wie Don Quichotte kämpft sie gegen unheimliche Mächte an: ihren Sohn, die gefährliche Mutterschaft, den Bewerbungscoach, die verhinderte Architektur des neuen Berlins (Townhäuser, Humboldtforum, soziale Stadtgrenzen) und nicht zuletzt gegen die eigene Paranoia und Statusangst, eine Frau ohne Auftrag zu sein. Sie trinkt und driftet zwischen Anpassung und Widerspruch durch ihr Leben.

Kritik

Ist doch toll, dass du jetzt mal Zeit hast“, sagt eine Bekannte zu Greta (Mira Partecke). Arbeitslos – ganz toll. Greta, Architektin Anfang vierzig, kann und will sich den Forderungen der auf Assimilation und Klüngelei setzenden Berufswelt nicht beugen. Aber Tatjana Turanskiys markantem Protagonistin hat auch Schiss: vor dem Verlust des sozialen Status, dem Schritt ins gesellschaftliche Abseits. Also nimmt sie einen stupiden Call-Center-Job an und tingelt die Jobberatung, Vorstellungsgespräche und Kurzzeittätigkeiten ab. Gegen Versagensangst und Frust hilft Alkohol. „Eine Zynikerin“, nennt eine Bewerbungshelferin Greta pikiert. Das ist die Hauptfigur von Turanskiys scharfsinnigem Kinodebüt. Der Filmtitel könnte eine von Gretas selbstironischen Bemerkungen. Ihr unerbittlicher Spott richtet sich gegen das Unabänderliche. Ihre trotzige Selbstbehauptung muss auf einem Arbeitsmarkt, der Anpassung als höchsten Wert hochhält, zum beruflichen Scheitern führen. Beruflich ist gleichbedeutend mit persönlich. 

Erfolg ist Voraussetzungen für Sozialprestige, an dem der menschliche Wert bemessen wird. Der Nimbus ist untrennbar mit dem Einkommen verknüpft. Wer sich sozial rentiert, kann sich in Sicherheit wiegen, nicht nur materiell. Supersauber und sicher ist es in dem schicken Privatvillenviertel, das Greta in einer Szene besucht. Die Kraft des satirischen Charakterporträts liegt in dessen bissiger Sozialkritik und den pointierten Dialogen. Sie demaskieren eine Gesellschaft, in der Emanzipation radikalem Reaktionismus gegenübersteht. Gretas Freundinnen haben den Kampf aufgegeben und sind Ehefrauen und Mütter geworden. „Diese Schnullibulli-Welt, diese heile Mutti-Welt, die Zuverdienerinnen-Welt“ ist Greta zuwider. Wie sie das direkt sagt, ist schon cool und es ist mutig. Über ein Drittel der Frauen haben statistisch betrachtet keine Lust auf die heile Mutti-Welt. Aber von ihnen hört man kaum in den Medien. Die erzählen lieber von Frauen, die ihre Entscheidung ewig bereuen oder doch noch zum Mutterglück bekehrt werden. 

Greta zieht die Selbstständigkeit vor, doch ihr als aufmüpfig empfundenes Verhalten erntet Verachtung und Irritation. Die Lehrerin ihres Sohnes setzt Greta wortwörtlich zur Schulbank, beim Coaching heißt es: „Als Hausaufgabe definieren Sie Ihre Ziele. Konkret.“ Doch Gretas Problem ist nicht Mangel an Zielen, sondern deren Unerreichbarkeit. Wer scheitert, ist selbst schuld, einer der drei Prozent, von denen eine Berufsberaterin sagt, dass sie trotz ihrer „Erfolgsquote von 97 Prozent“ versagen. Mit dem gleichen Scharfblick wie ihre unkonventionelle Heldin erkennt Turanskiy die perfiden Mechanismen des Sozialsystems und die Rigidität sozialer Strukturen. „Dem Leitfaden folgen, präzise und auf die Situation eingespielt“, fordert die Call-Center-Chefin (Laura Tonke). Man selbst sein darf man nach Feierabend. Dann ext die Grundschullehrerin drei Schnäpse und die Sozialarbeiterin öffnet die Thermosflasche mit Wodka. Beide führen Greta das Leben vor Augen, vor dem sie unbewusst flieht. Dann doch lieber abstürzen, dass es kracht.

Fazit

Über das minimale Budget sind der Sarkasmus des lebensechten Gesellschaftsverrisses erhaben. Inszenatorische Unausgeglichenheit gibt es. Aber man kann keinem Film böse sein, in dem die Heldin im Berliner Oberspießer-Restaurant „Entrecote“ eines dieser pseudolässigen Geschäftsessen sprengt und schreit: “Ich habe doch nur gesagt, dass ich Architektin bin, dass ich meinen Job verloren habe und dass heute mein Geburtstag ist! Was ist denn daran so schlimm?!“

Kritik: Lida Bach

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