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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Bei Recherchen in Schweizer Museen stößt die sri-lankische Künstlerin Deneth Piumakshi Veda Arachchige auf Depot-Objekte, die als Zeugnisse für das Alltagsleben einer Indigenen Adivasi-Gemeinschaft ihres Landes zusammengetragen wurden. Sie macht sich auf eine Reise und setzt sich, gemeinsam mit Adivasi-Repräsentant*innen, erneut für die Restitution ein. Ein Hürdenlauf durch Behörden und starre Museumsstrukturen beginnt.

Kritik

Ein Land muss keine Kolonialmacht sein, um Kolonialmacht auszuüben und Jahrhunderte lang davon zu profitieren. Kaum eine andere Nation hat das so anschaulich vorgeführt wie die Schweiz. Auch dort sind die Spuren des Kolonialismus weiterhin offensichtlich. Dies gilt wortwörtlich im Basler Museum der Kulturen. Dort sah die in Sri Lanka geborene Künstlerin und Aktivistin Deneth Piumakshi Veda Arachchige im Jahr 2020 eine ganze Sammlung an Artefakten ihres Heimatlandes. Entschlossen, deren Rückgabe zu erreichen, folgt sie der Spur der Schweizer Forscher bis nach Dambana und wieder zurück.

Inspiriert von Bernhard C. Schärs Buch „Tropenliebe“, das sich mit den kolonialen Verbindungen der Schweiz auseinandersetzt, begleitet Gregor Brändlis dokumentarisches Geflecht aus Observation und Investigation Arachchige nach Dambana. Der Ort, den die Naturforscher Paul und Fritz Sarasin Anfang des 20. Jahrhunderts ausbeuteten, ist durch einen Staudammbruch überschwemmt. Doch Arachchige findet einen Verbündeten in Uruwarige Wannilaththo, dem Sprecher der Wanniyala-Aetto Gemeinde. Jahrzehnte nach Ablehnung Sri Lankas erster Bitte um Rückgabe des Raubguts - darunter menschliche Überreste, die im Museumsarsenal in Boxen lagern - nehmen die beiden den Kampf wieder auf. 

Restitution und Reparation sind die Kernmotive, die in den letzten Jahren mehrere Rückführungen großer internationaler Museen ins öffentliche Bewusstsein rückten. Doch hinzu kommt der spezielle Aspekt der kollektiven und individuellen Korrektur einer Fiktion historischer Unbedarftheit. Mit Sklavenarbeit betriebene Kaffee- und Baumwolle-Plantagen, Kredite für die Kongogräuel König Leopold II, Versicherungen für Sklavenhändler: Die Schweiz wuchs durch kolonialistischen Kapital, während ein Narrativ “kolonialer Unschuld” bis in die jüngste Vergangenheit gepflegt wurde. Die vielschichtige Aufarbeitung zeigt den langwierigen Prozess der Restitution und die neokolonialistischen Muster hinter postkolonialen Konstrukten. 

Fazit

Mit klarem Blick und Forschungstiefe lässt Gregor Brändli nicht nur seine Protagonistin und Vertreter*innen beider Seiten des Diskurses um Restitution sprechen, sondern Archivmaterial, Arsenale und Architektur. Die Gegenüberstellung der musealen Bauten in Basel und Dambana zeigt die Diskrepanz in würdiger Aufbewahrung der kultursensiblen Objekte und Gebeine. Das Nebeneinander klassischer Kolonialikonographie und zeitgenössischen Darstellungen verdeutlicht, wie koloniale Narrative sich äußerlich und ästhetisch, aber nicht inhaltlich ändern. Der Ausgang der reparativen Reise ist bekannt, doch die Fragen um verantwortungsbewusste Wissenschaft, historische Wahrhaftigkeit und ethische Wiedergutmachung bleiben bestehen.  

Kritik: Lida Bach

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