Erwähnungen
Evidence (2025)

- 76 Min Dokumentarfilm
- Regie
- Drehbuch
- Cast
Inhalt
Eine Filmemacherin erforscht die Karriere ihres Vaters bei Olin Corp. und verbindet dabei persönliche Erinnerungen und physische Erfahrungen mit einer Untersuchung des wachsenden Einflusses konservativer Denkfabriken auf die amerikanische Gesellschaft und Politik.
Kritik
Das zentrale Motiv der Vergiftung, mit dem sich Lee Anne Schmitts essayistisches Exposé auf ideologischer, politischer und ökologischer Ebene befasst, windet sich unterschwellig auch durch ihre Inszenierung. Jene ist nicht nur die des jüngsten Dokumentarfilms der US-amerikanischen Regisseurin, sondern auch ihres eigenen Images. Dessen Reinwaschung scheint das eigentliche Anliegen der investigativen Enthüllungs-Doku. Deren thematische Aktualität und politische Dringlichkeit untergräbt der kalkulierte Einsatz der systemkritischen Ambition. Schmitts familiäre Verwicklung in die Machtstrukturen, die sie aufzeigt, wird zum manipulativen Momentum einer analytisch eindrucksvollen Strategiestudie.
In ihrem gleichermaßen persönlichen und politisch aufgeladenen Plädoyer gegen die Verstrickung von Industrie, Staatsmacht und Religion illustriert die Geschichte der Olin Corporation exemplarisch die konspirative Komplizenschaft von Populismus und Plutokratie. In ihrem gleichermaßen persönlichen und politisch aufgeladenen Plädoyer gegen die Verstrickung von Industrie, Staatsmacht und Religion illustriert die Geschichte der Olin Corporation exemplarisch die konspirative Komplizenschaft von Populismus und Plutokratie. Die Auswahl der Organisation, deren rentables Repertoire von Waffenproduktion über giftige Chemikalien bis hin zu finanziellen Förderung rechts-reaktionärer Poltiker*innen reicht, lag nahe.
Nicht nur, weil die auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblickenden Olin Corporation ein Musterbeispiel für die politische Macht mächtiger Konzerne durch Think Tanks und Stiftungen darstellt, sondern buchstäblich. Schmitts Vater arbeitete für die Organisation, deren machiavellistische Machenschaften sie mit bemerkenswerter Systematik ausbreitet. Süßliche Kindheitserinnerungen, verkörpert durch die Puppen, die ihr Vater ihr von seinen Geschäftsreisen mitbrachte, stehen neben den harschen Szenen der ökologischen und humanitären Verwüstung, an der die Olin Corporation Teil hatte. Die stilistische Analogie definiert beide Aspekte als Facetten des gleichen korrupten Konglomerats.
Wenn ihre präzise Kartographie von Olins Aktivitäten diese im Kontext der globalen Umweltzerstörung betrachtet, erscheint Schmitts familiäre Verbindung plötzlich nur noch als Allegorie für eine gesamtgesellschaftliche Implikation in menschliche und ökologische Ausbeutung sowie die direkte oder indirekte Unterstützung quasi-faschistischer Ideologien. Richtet die Regisseurin im letzten Akt der ambivalenten Aufarbeitung die Kamera schließlich voll auf sich, scheint der strukturelle Bruch als logische Konsequenz. Im Grunde ging es die ganze Zeit nur um sie; nicht die beunruhigende Beeinflussung eines Konzerns, sondern ihre Befindlichkeit dazu.
Fazit
Konzise und klarsichtig kombiniert Lee Anne Schmitt private Erinnerungen, Archivmaterial und melancholische Naturszenen zu einem fundierten Essay über Lobbyismus, Oligarchie und das bedenkliche Verbünden neo-liberalen und neo-konservativen Fundamentalismus. Statische Perspektiven und strenge Komposition schaffen Raum für die Materialfülle, die penibel gesetzte Farbkontraste akzentuieren. Die Intimität des 16-mm Materials erscheint im letzten Kapitel jedoch als Mittel ausgerechnet der emotionalen Dialektik, die Schmitt anprangert. Selbstzentrierung und Selbstrechtfertigung unterminieren die konzentrierte Exposition der Verflechtung von Umwelt-, Wirtschafts- und Familienpolitik. Die Selbstinszenierung als Opposition und Opfer wirkt bezeichnend opportunistisch.
Kritik: Lida Bach
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