Die Menschheit stiehlt. Seit jeher ist es ein gern genutztes Mittel, von den Reichen zu stehlen und seien es nur Ideen. Ideen lassen sich halt schlecht schützen, das Endprodukt dann schon eher. So darf ein Film nicht raubkopiert werden, er ist Eigentum der Rechteinhaber. Vom Setting und den Charakteren, solange sie nach Möglichkeit andere Namen tragen, kann aber ein jeder Gebrauch machen. Steth genug Budget zur Verfügung, könnt also auch ihr einen Mad Max 2-Klon drehen.
Mad Max 2 ist dank seines Erfolges und seiner Stilsicherheit ein prägender Film im Genre der Endzeit-Action. Bullige Karren, aus den Überresten der Zivilisation zusammengesetzt; schweigsame Charaktere und eine Welt, die oft nur einen gedanklichen Steinwurf von der ach so sicheren Existenz der Menschheit entfernt zu sein scheint. Wo George Miller 1981 Akzente im Genre setzte, waren selbstredend die Geier nicht weit, die von der Nachfrage nach solchen Filmen zu profitieren suchten. Was heute The Asylum mit ihrer schier unendlichen Flut an Rip-Offs sind, waren in den 70er und 80er Jahren südeuropäische Filmemacher, die sich keine Gelegenheit entgehen ließen, vielleicht jetzt den großen Wurf zu landen. Dabei entstanden sind solch Machwerke wie Stryker (1983) oder Wheels of Fire (1985), die den willigen Besucher mit der Versprechung nach berauschender Action und (guter) Unterhaltung ins Kino locken sollte.
Auch Exterminators of the Year 3000 hat unverkennbar bei den Australiern gespickt. Da ist der deutsche Verleihtitel, der sich mit Mad Max II den Nebentitel „Der Vollstrecker“ teilt, nur eine Randnotiz. Im Jahr 3000 hat es die Menschheit wieder geschafft. Das nukleare Armageddon hat die Ozonschicht zerstört, seither fällt kein Tropfen Regenwasser auf die verdorrte Erde. Die übrigen Menschen kämpfen nun nicht mehr um Erdöl und andere Bodenschätze, sondern um den Quell, ohne den jedes Leben undenkbar wäre: Wasser.
„Dieses Wasser, Trash, ist genauso viel wert wie das Öl, nach dem so vor der Katastrophe so verrückt waren. Ich war noch ein kleiner Junge, aber ich weiß noch genau, wie es war. Wer das Öl hatte, war ein reicher Mann.“
Um eine glaubhafte Postapokalypse, dazu noch im Jahr 3000 nach Christus zu zeichnen, braucht es vor allem eines: ein hohes Budget. Denn das durch den Titel selbst auferlegte Versprechen, Kammerjäger im Jahr 3000 bei ihrer Arbeit zu zeigen, bedarf mehr als eine Handvoll umgebauter 70er Jahre Schlitten, die irgendwo in den Weiten der andalusischen Wüstenei halsbrecherischen Verfolgungsjagden das Adrenalin der Zuschauer in Wallung zu bringen. Mehr ist es aber leider dann doch nicht, denn die Geschichte rund um den wortkargen Alien (Robert Iannucci), der sich als Lone Wolf in seinem Exterminator genannten Schlitten auf der Suche nach den letzten Wasserreserven mit Banditen und verflossenen Liebschaften rumschlagen muss, strotzt nur so vor inhaltlichen Löchern, die sich ein Beispiel am Ozonloch über Australien zu nehmen schienen.
Wie kam es dazu, dass sich die Menschheit an den Rand des Abgrunds wagte? Die technischen Fortschritte haben zwar vor den Fahrzeugen haltgemacht, im Film wird übrigens ganz im Gegensatz zu seiner gedanklichen Vorlage nie das Thema Benzin angesprochen, aber dass es die Menschheit inzwischen bis auf den Mars geschafft hat, will man angesichts des alternden Astronauten, der sich jetzt als Einsiedler handwerklich an alten Schüsseln versucht, nicht so recht glauben. Glaubwürdigkeit lässt man aber nur allzu gerne links liegen, kann ein Film an anderen Stellen punkten. Doch leider ist Exterminators of the Year 3000 durch und durch schwächer als seine Vorlage. Da hilft auch die durchaus ansehnlich Auto-Action und ein allgemein positiverer Ausblick auf das Ende der Welt nicht mehr.