Inhalt
Die Protagonistin Akosua ist queer, ghanaisch-deutsch, polyamourös und möchte ein Kind. Ihre Freundin, die Regisseurin Mala Reinhardt, begleitet sie drei Jahre lang auf ihrer Reise durch Deutschland und Ghana.
Kritik
„Jetzt sind wir an einem Punkt, wo du dir selber viele Fragen stellst.“, spricht Mala Reinhardt aus dem Off zu ihrer langjährigen Freundin Akosua, mit der sie biografisch mehr als den gemischt ethnischen Familienhintergrund gemeinsam hat. „Du möchtest mich an deiner Seite haben, als Filmemacherin, die deine Suche nach Zugehörigkeit begleitete“. Doch umso weiter die in Deutschland aufgewachsene Regisseurin mit malaysisch-indischen Wurzeln den Weg ihrer ghanaisch-deutschen Protagonistin verfolgt, umso mehr verschiebt sich der dokumentarische Fokus.
Dabei wollte sie eigentlich nie in ihrem eigenen Film vorkommen, erklärt Reinhardt wie zur Versicherung, ihr Langfilm-Debüt keiner jener selektiven Selbstbespiegelungen ist, in die Erstlingswerke so häufig abgleiten. Dass die zweifache Identitätserkundung sich trotz des autoreflexiven Ansatzes nicht dorthin entwickelt, verdankt sie dem vielschichtigen Thema. Jenes findet erst in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit durch eine junge Generation Medienschaffender, die in kulturell gemischten Familien und im weiteren Sinne einer xenophoben Gesellschaft ihren individuellen Platz suchen.
Für die Frauen ist es „ein Ort, an dem wir ankommen können“. Doch das ist nicht einfach, wenn sie stets als Fremde gesehen werden. Das gilt nicht nur für Deutschland, wo Rassismus und Diskriminierung beider Kindheit überschattete. In Ghana ist Akosua „oboronyi“, was „weiß“ bedeutet. Mala fällt in Süd-Indien durch ihre helle Hautfarbe und Größe auf. Konfrontiert mit Klassifikationen, die sie als andere ausgrenzen, finden sie ihre „Heimat“ immer mehr in Menschen an ihrer Seite.
Fazit
Auch wenn Mala Reinhardt etwas anderes sagt, scheint es letztlich sie selbst, die in der Hauptfigur ihres dokumentarischen Debüts eine Verbündete sucht. Die gemeinsame Reise in die Heimat Akosuas Vorfahren wird für die Regisseurin Anlass einer inneren Kontemplation ihrer Erfahrungen von Othering, Entfremdung und Entwurzelung. Zusätzliche Komplexität gewinnt die Identitätssuche durch Akosuas Queerness, die in der intimen Interaktion nur am Rande Raum findet. Die persönliche Perspektive bleibt trotz kritischer Ansätze zu privat für allgemeines Interesse.
Autor: Lida Bach