Inhalt
"Väter und Töchter - Ein ganzes Leben" ist die Liebesgeschichte zwischen einem Vater und seiner Tochter, die im Abstand von 25 Jahren in Manhattan leben. Die Handlung springt zwischen den 1980er Jahren, wo ein berühmter Schriftsteller mit einer psychischen Störung versucht, seine fünfjährige Tochter zu erziehen, und der Gegenwart, wo das mittlerweile erwachsene Mädchen mit ihren eigenen Dämonen kämpfen hat, die aus ihrer turbulenten Kindheit stammen.
Kritik
Gabriele Muccino hat sich mit Das Streben nach Glück und Sieben Leben einen Namen gemacht. Nun bringt uns der italienische Regisseur das Drama Väter & Töchter – Ein ganzes Leben. Diesmal ohne Will Smith dafür mit Russell Crowe, der als verwitweter Schriftsteller Jake sich nicht nur mit schlechten Buchkritiken, sondern auch mit der Familie seiner verstorbenen Frau herumschlagen muss. Die wollen das Sorgerecht für seine Tochter Katie, nachdem er wegen einer Psychose, ausgelöst durch den tödlichen Unfall seiner Frau, monatelang in eine Klinik musste. Aber frei nach dem Motto „Jede Aktion hat eine Reaktion zufolge“ behandelt Muccinos vierte Hollywood-Regiearbeit nicht nur die Vergangenheit, sondern wirft auch einen Blick in die Gegenwart. Dort arbeitet Jakes erwachsene Tochter (Amanda Seyfried) mittlerweile als Sozialarbeiterin und kompensiert ihre emotionale Leere mit Quickies auf der Toilette und dem einen oder anderen One Night Stand. Klar, so eine Frau muss natürlich ein Problem haben.
Das will uns Väter & Töchter – Ein ganzes Leben zumindest weiß machen, denn in der Dramaturgie des Films sind Frauen entweder Opfer oder Wracks. Starke Persönlichkeiten sind hier den Männern vorbehalten. Das endet im Film dann sogar mit der Aussage, dass schwachen Frauen nur mit einem starken Mann aus ihrer persönlichen Krise entkommen können. Dargereicht wird das Ganze natürlich so manipulativ und sentimental, dass die Bezeichnung Tränenzieher fast schon untertrieben ist. Väter & Töchter – Ein ganzes Leben bohrt mehr mit einem Presslufthammer in den Tränensäcken der Zuschauer herum und versucht jeden noch so kleinen Partikel salzige Flüssigkeit herauszuquetschen. Die Mechaniken dahinter erinnern fast schon an psychischen Elendstourismus und bieten so ziemlich alles was von einer rührseligen Seifenoper zu erwarten ist. Von der Kleidung der Protagonisten (man achte nur einmal auf Diane Krugers Kostüme, die einen wirklich an Soap-Biester wie Joan Collins erinnern), bis hin zu ihrer Körpersprache. Manchmal erreicht dies sogar fast schon unfreiwillig komische Dimensionen, wie etwa die gestelzten, dramaturgischen Posen, die bei dem einen oder anderen Zuschauer wahrscheinlich hin und wieder sogar etwas Fremdscham auslösen könnten.
Da ist es umso befremdlicher, dass das Drehbuch von Autor Brad Desch einst auf der Blacklist stand. Auf dieser Liste versammelt Hollywood die besten Drehbücher, die bislang noch nicht produziert wurden. Aber gut, auch das Drama Im Rausch der Sterne mit Bradley Cooper war einst auf dieser Liste beheimatet und dieser Film erwies sich ebenfalls nicht als verkanntes Meisterwerk, auch wenn dieser gewiss deutlich mehr zu bieten hat als Väter & Töchter – Ein ganzes Leben.
Allerdings gibt es bei Väter & Töchter – Ein ganzes Leben durchaus zwei Stärken, die auch in diesem Verriss eine positive Erwähnung verdient haben. Da wäre zum einen Oscar-Preisträger Russell Crowe. Der verleiht seiner Figur, dem Autor Jake, eine durchaus überzeugende Verletzlichkeit und wenn er von Krämpfen gepeinigt wird und versucht dagegen anzukämpfen, gelingen Väter & Töchter – Ein ganzes Leben wohl die einzigen wirklich mitfühlenden Momente. Eine weitere Stärke des Dramas ist die Kameraführung von Shane Hurlbut, das war der Kameramann, der beim Dreh zu Terminator: Die Erlösung von Christian Bale ordentlich ausgeschimpft wurde, was einige Zeit lang zu einem Internet-Hit wurde. Für Väter & Töchter – Ein ganzes Leben verdient Hurlbut aber großes Lob: Voller Dynamik gleitet die Kamera durch die Settings, immer wieder kommt es zu wunderbaren aber niemals zu aufdringlichen One-Takes, die jedes Mal perfekt zur dramaturgischen Stimmung passen. Neben seinem Frauenbild ist die Verschwendung dieser Raffinesse, das wohl zweitgrößte Ärgernis von Väter & Töchter – Ein ganzes Leben.
Fazit
Eine rührselige Seifenoper mit Star-Besetzung, die ihr antiquiertes Weltbild in teils wunderbare Perspektiven kleidet. Doch selbst die schönste und passendste Kamerafahrt rechtfertigt keine peinlichen und widerfährtigen Überzeugungen wie die, dass schwache Frauen nur mit einem starken Mann ihr Glück finden können.