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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ein Sommer in Finnland. Juliane (Nina Hoss) verbringt den ersten gemeinsamen Urlaub mit ihrer großen Liebe August (Mark Waschke), für den sie ihren langjährigen Freund Philipp (Lars Eidinger) verlassen hat. Ganz plötzlich wacht sie, wie durch einen Zeitsprung, wieder im verschneiten Berlin auf. War der Sommer nur ein Traum? Hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen, macht sich Juliane erneut auf den Weg in die Zukunft. Ein Film über eine Liebe, die sich nicht an die Grenzen der Zeit hält. Und die so groß ist, dass sie nach einer zweiten Chance verlangt.

Kritik

Der deutsche Regisseur Hendrik Handloegten führte bisher eine Karriere der zweiten Blicke. Man schaut hin, schaut wieder weg. Und dann nochmal ganz schnell hin, um sich zu vergewissern, dass man sich auch nicht verguckt hat. Paul Is Dead, sein Abschlussfilm an einer Uni, genießt in kleinsten Kreisen Meisterwerkstatus. Vertrieben wird das kleine Werk jedoch nicht, da der Regisseur es nie für nötig hielt, die Lizenzen für die verwendete Musik einzuholen. (Man könnte den Film allerdings ohne Musik und unter dem Titel „Paul is deaf“ veröffentlichen. Ein Gedanke der nicht halb so geistreich ist, wie der Autor ihn empfindet.) Es folgte der DDR-Film liegen lernen und ein paar TV-Jobs, bis Handloegten 2011 den Roman Das Fenster zum Sommer der Autorin Hannelore Valencak adaptierte und mit Nina Hoss (Phoenix), Lars Eidinger (Alle anderen) und seiner Lebensgefährtin Fritzi Haberlandt (Freischwimmer) erstklassig besetzte. Mittlerweile arbeitet Handloegten als einer von drei Regisseuren an Babylon Berlin.

Langsam wird die Schrift scharf, bevor sie wieder im Nichts verschwindet. Wie eine Erinnerung, die erst irgendwo im Unterbewusstsein dämmert, dann Gestalt annimmt und sich innerhalb von Sekunden wieder vor dem inneren Auge zersetzt. Handloegten spricht bereits hier das Thema seines Films an. Auf den Moment kommt es an. Der Mensch mag sein Leben frei gestalten können, aber manche Momente kann er einfach nicht verhindern. Diese nennt man dann Schicksal. Und an Schicksal glaubt Fenster zum Sommer, ob der Film will oder nicht. Er ist quasi gezwungen, denn das Schicksal ist der einzige Antagonist der Hauptfigur Juliane, die von Nina Hoss gespielt wird. Juliane ist mit ihrer großen Liebe August auf dem Weg zu ihrem Vater nach Finnland, mitten im Sommer (die Namen haben es verraten), als sie aus ihrem Leben gerissen wird. Plötzlich lebt sie wieder sechs Monate früher, im Februar, im grauen Berlin. August gibt es noch nicht, sie ist noch mit ihrem Ex zusammen.

Juliane ist am Boden zerstört. Nicht nur ihre beste Freundin Emily läuft wieder putzmunter und lebendig durch die Hauptstadt, auch ihr Freund Philipp weiß gar nicht, warum seine andere Hälfte so durch den Wind ist. Juliane hat allerdings noch ihre Erinnerungen an August, an das Kennenlernen, die zufälligen Treffen in der Straßenbahn und einem Café. Mit Philipp fährt Juliane in einen Tunnel. In der Dunkelheit wird sie lernen, ihre Position zu dominieren. Wer in die Vergangenheit geschubst wird, weiß was in der Zukunft passieren wird. Was passieren sollte - und was man eventuell verhindern möchte. Als ihr das bewusst wird, endet der Tunnel, der Wagen taucht in das Tageslicht der Großstadt ein. Und Juliane hat einen Plan. Sie versucht, das Schicksal einerseits zu beschleunigen und andererseits auszubremsen. Manche Sachen will sie erzwingen, andere verhindern - ob das klappt weiß sie jedoch nicht sicher.

„Du glaubst es gibt den einen magischen Moment, indem die Liebe entflammt?“

Ja, der Film glaubt daran. Untersucht ihn sogar. Handloegten ist in seinem kontrastreichen und herrlich unkonventionellen Film stets zutiefst der Romantik verschrieben, die an den Zauber der schicksalhaften und unendlichen Liebe glaubt. Die an Unerklärlichem festhält und es akzeptiert. Das zeigt sich nicht nur an der erfrischenden Dramaturgie oder der Potpourri-ähnlichen Stilistik des Films, bei der der Regisseur auf unterschiedlichsten Materialien filmt und seinen inszenierten Spielfilm mit grobkörnigen und unwiederbringlichen Momenten garniert. Vom perfekten Sonnenuntergang eines roten Glutballes bis zur Tierfamilie, die über die Straße schlendert. Manchmal kommt es nur auf den perfekten Moment an. Mehr nicht. Von den mysteriösen Klängen von Timo Hietala unterlegt, bedient sich der deutsche Regisseur dabei an vielen Referenzen. Der Dutt aus Vertigo taucht genau so auf, wie Versatzstücke aus klassischen Horrorfilmen, 80er Thriller-Kino und zeitgenössischem Indie.

Fazit

Mit „Fenster zum Sommer“ ist Hendrik Handloegten ein wahrlich interessanter Film gelungen. Die fantastisch angehauchte Geschichte einer Frau, die plötzlich im Zeitstrahl ihres Lebens um ein halbes Jahr zurückgesetzt wird und sich alle Mühe gibt, ihr früheres Leben zurückzubekommen, hält die Spannung hoch und überzeugt durch die hervorragenden Darsteller vollends. Das ist selbstverständlich abnormales Kino, das man so im häufig logikverseuchten deutschen Film nicht so oft zu sehen bekommt.

Kritik: Levin Günther

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