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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1968 unterrichtet der junge Edgar Reitz das Filmemachen an einer Mädchenschule – ein wegweisendes bildungspolitisches Experiment. 55 Jahre später kommt es zu einem Klassentreffen.

Kritik

As long as film is not taught in schools, we will not take note of the most important revolution in human education.", eröffnet Edgar Reitz‘ (Der Schneider von Ulm) und Jörg Adolph (Das geheime Leben der Bäume) dokumentarische Rückschau ein Zitat Béla Balász. Dessen Worte sollen die Bedeutung des in dem kinematischen Klassentreffen rekapitulierten Unterrichtsexperiments betonen, führen jedoch vor allem vor Augen, wie wenig sich in den 55 Jahren getan hat, seit der seinerzeit bekannte Filmemacher in einem Pionierprojekt an einer Münchner Mädchenschule unterrichtete. 

Kritik, sei es am verstaubten Schulsystem der BRD im Jahr 1968 oder am bankrotten Bildungsapparat der Gegenwart, wird nicht geübt. So versackt das progressive Potenzial der sich mit nostalgischer Rekapitulation begnügenden Inszenierung, deren prägnante Momente gerade die systemskeptischen sind. Wenn Reitz während eines Kinobesuchs mit den Mädchen darüber klagt, wie minderwertig der Jugendfilm-Kanon ist, während anspruchsvolle Werke durch Altersfreigaben vorenthalten werden, räsoniert dies unmittelbar mit der Gegenwart, deren Generation noch stärker durch Filmmedien geprägt ist. 

Umso enttäuschender ist die Beschränkung der im Jahr 2023 aufgenommenen Rahmenereignisse auf gefällige Gemeinschaftlichkeit und angeregtes Erinnern an die Zeit der 26 ehemaligen Schülerinnen der gutbürgerlichen Gymnasialklasse. Deren Lehrerin initiierte angeregt durch die analytischen Fragen der Mädchenklasse das Experiment, das filmisch begleitet und in den Lokalmedien verbreitet wurde. Warum es trotz der allseits positiven Resonanz offenbar keine Fortsetzung gab und woher die Geldmittel kamen, sind indes nur einige der unbeantworteten Fragen der allzu sentimentalen Schul-Doku.

Fazit

Ironischerweise sind es vor allem die eigenen Schwächen, sowohl auf dramaturgischer als auch dokumentarischer Ebene, durch die Edgar Reitz und Jörg Adolph in ihrer Leinwand-Memoire aufzeigen, wie wichtig eine feste Integration von Filmgeschichte und -theorie in den Schulunterricht wäre. Bezeichnenderweise sind die schwarz-weißen Super-8-Aufnahmen der Schülerinnen das visuell kreativste und inhaltlich differenzierteste Element der betulich braven Inszenierung. Die blendet die sich aufdrängende Kritik an konservativen Bildungsvorgaben und restriktiver Medienbewertung genauso aus wie die organisatorischen Hintergrundaspekte. 

Kritik: Lida Bach

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