Inhalt
Nachdem ein Junge sieht, wie ein Bankräuber von jemandem erschossen wird, nimmt man ihn bei einem Banküberfall als Geisel. Sein Vater (Hayden Christensen) arbeitet gegen die Zeit und mit einem Polizeichef (Bruce Willis) zusammen, um seinen Sohn zu retten. Währenddessen wird der Polizeichef jedoch misstrauisch. Könnte es sein, dass der Vater mit Kriminellen unter einer Decke steckt?
Kritik
In undurchdringlichen Hinterwäldern wird der Junge zum Mann, der Angsthase zum Helden, der Mensch zum Amerikaner. Der von Jalmari Helander inszenierte Big Game mit Samuel L. Jackson (Django Unchainend) in der Hauptrolle hat sich zuletzt noch in spielerischen Ansätzen darum bemüht, den Wald als Austragungsort antiquierter Männlichkeitsrituale mit parodistischen Impulsen zu begegnen, während sich First Kill vom zukünftigen Escape Plan 2: Hades-Regisseur Steven C. Miller so rückständig gibt, wie es seine Handlung vorlebt: Ein Vater fährt mit seinem Sohn in die Provinz, um ihn durch den Edelmut der Hirschjagd abzuhärten. Dass dieser Vater auch noch ausgerechnet von Hayden Christensen gespielt wird, der für die Rolle des Anakin einst nicht aufgrund seiner Souveränität, sondern seiner Verletzlichkeit interessant war, möchte man am liebsten nicht wahrhaben.
Natürlich hat diese Besetzung Methode, denn zum einen hat sich Christensen durch sein Mitwirken in Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger und Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith einen Namen gemacht, mit dem so ziemlich jeder Filmfreund etwas anfangen kann, zum anderen ist seine fragile Erscheinung natürlich der gefundene Nährboden, um einen Charakter zu zeichnen, der im Laufe der Geschichte zusehends über sich hinauswächst. Nur fehlt Christensen dafür der Facettenreichtum, was dann deutlich wird, wenn er den Vater in Nöten mit dem immer gleichen Dackelblick verkörpert. Da hilft dann natürlich auch nicht die Information, dass sich auch Bruce Willis (Stirb langsam) in das Ensemble verirrt hat. Der Mann, der einst das Action-Kino maßgeblich geprägt hat und sich inzwischen fast ausschließlich für den letzten Direct-to-Video-Ramsch hergibt.
Mit First Kill ist also alles beim Alten an der Schleuderwaren-Front. Der Film bedient sich nach Videothekenregal-Vorschrift den Mottenkisten-Erzählbausteinen des Kidnapping-Thrillers und möchte dem Zuschauer unbedingt versichern, dass die hiesige Entführung nicht nach den normalen Mustern einer Lösegeldforderung abläuft. Und man könnte beinahe zustimmen, denn im Kern hätte Steven C. Miller die Chance gehabt, einen Diskurs über die verqueren Vorstellungen amerikanischer Erziehungsideale anzustreben, indem er die Bedeutung der Jagd als Mannwerdungszeremonie hinterfragt, anstatt sie in ihrer augenscheinlichen Notwendigkeit zu glorifizieren. Das Gewehr des Großvaters wird hier zur Devotionalie, zur Reliquie, die in der Vergangenheit Männer formte und auch in der Zukunft Männer formen wird. Das Endergebnis ist ein DTV-Heuler von gestern, der bedeutungsloser und anonymer nicht sein könnte. Also exakt das, wofür Bruce Willis inzwischen einsteht.
Fazit
Unheimlich dröge DTV-Schleuderware, in der Bruce Willis mal wieder aufzeigen kann, was er von seinem Job hält: Gar nichts. Hayden Christensen ist bemüht, dem Vater in Nöten ein Gesicht zu verleihen, seine Performance allerdings krankt – wie gewohnt – an der Limitierung seiner schauspielerischen Fähigkeiten. So wird der von Steven C. Miller inszenierte "First Kill" ein weiterer Eintrag die unendliche Liste von Staubfängern im Videothekenregal, für die sich Brucie mal wieder hergeben hat.
Autor: Pascal Reis