Inhalt
Frankenstein Junior gibt dem Monster das Leben zurück, erkennt dann aber, daß das Monster eine große Gefahr für die Menschen und auch für sich selbst ist.
Kritik
Mit Frankenstein erschufen die Universal Studios 1931 ein zeitloses Meisterwerk des Horrorfilms, welches – besonders im direkten Vergleich mit dem zweiten, großen Klassiker Dracula des selben Jahrgangs – bis heute nichts von seiner Faszination und Brillanz eingebüßt hat. Damit nicht genug, denn Regisseur James Whale gelang vier Jahre danach das Kunststück, mit Frankensteins Braut eine mindestens ebenbürtige Fortsetzung zu kreieren. Trotzdem sollten noch vier weitere Jahre ins Land ziehen, bis schließlich der dritte Teil der Reihe realisiert werden konnte. Whale war nicht mehr mit an Bord, dafür nach wie vor Boris Karloff (Narbengesicht), der einst als das Monster seinen großen Durchbruch feiern konnte. Für Karloff blieb es der letzte Auftritt in seiner Paraderolle. Auch wenn der Film erneut ein Erfolg und grünes Licht für weitere Sequels gegeben wurde, verabschiedete sich der Star danach von „seinem“ Monster. Zwar blieb er bis zu seinem Lebensende stets dem Genre verbunden und nur dort eine echte Ikone, dennoch gelang es ihm somit sich auch ein stückweit zu emanzipieren von dem Stigma, immer nur auf diese eine Figur reduziert zu werden. Wahrscheinlich zum exakt richtigen Zeitpunkt, denn Frankensteins Sohn kann trotz einiger nicht von der Hand zu weisenden Qualitäten längts nicht mehr an das hohe Niveau der beiden Vorgänger anknüpfen.
Von seiner Stimmung ist Regisseur Rowland V. Lee (Tower of London) sehr bemüht darum, der großen Bürde durch James Whale gerecht zu werden. Zudem fährt man ein beachtliches Staraufgebot auf. Neben Boris Karloff wurde der legendäre Sherlock Holmes-Darsteller Basil Rathbone für die Rolle des jungen Baron Wolf von Frankenstein engagiert und auf besonderen Wunsch des Regisseurs bekam sogar Dracula-Star Bela Lugosi einen anfangs gar nicht vorgesehenen Part, der nach und nach zu einer der wichtigsten Rollen ausgearbeitet wurde. Lugosi glänzt als ehemaliger Frankenstein-Gehilfe Ygor, der seine Hinrichtung durch den Strang trotz eines gebrochenen Genicks überlebt hat und nun maßgeblich dafür verantwortlich wird, dass Frankenstein Junior bei dem Versuch den Familiennamen wieder reinzuwaschen den gleichen Reizen erliegt wie einst sein Erzeuger. Dies ist sogar einer der besten Punkte der Geschichte und es ist im Nachhinein für Nicht-Insider kaum noch rekonstruierbar, wie man den sonst den Film inhaltlich gestalten wollte. Trotz der vier Jahre Vorlaufzeit wirkt der Plot nicht besonders ausgereift oder einfallsreich, ohne die Figur von Ygor vermutlich noch viel weniger.
Nebenbei erscheint auch das Setdesign selbst für die späten 30er mitunter erstaunlich karg. Die Ausstattung des Anwesen Frankenstein ist mit spartanisch noch höflich umschrieben. Gähnende Leere zwischen vereinzelten Dekostücken erzeugt nicht gerade die perfekte Illusion, hatte man die alten Kulissen schon alle auf den Sperrmüll geworfen? Das trübt den sonst handwerklich bemühten Eindruck, deutlicher fallen jedoch die inhaltlichen Defizite auf. So bleibt man weit hinter der dramaturgischen Tiefe der ersten Teile zurück und kopiert deren Ansatzpunkte mehr schlecht als recht, auch weil die Ambivalenz der Figuren – insbesondere die der Kreatur – längst nicht mehr so zur Geltung kommt. Misslungen ist Frankensteins Sohn in Gänze aber keinesfalls. Besonders die hervorragende Besetzung, eine weitestgehend anständige Atmosphäre und die grundsätzlich nie uninteressante Grundthematik sind relevant genug, um auch dem letzten Akt der Karloff-Trilogie einiges abzugewinnen.
Fazit
Qualitativ ein Vergleich zu den direkten Vorgängern, allerdings mit seinen über 80 Jahren auf dem Buckel wenigstens noch relativ unterhaltsam ausgefallen. Hier wurde sich auf inszenatorischer wie darstellerischer Ebene viel Mühe gegeben, das Skript ist allerdings nicht mehr als ein Aufguss, der dem Thema nichts Essentielles beisteuern kann. Für Fans aber okay.
Autor: Jacko Kunze