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Irland Ende des 19. Jahrhunderts. In einer lauen Mittsommernacht wird aus dem anfänglichen Flirt zwischen dem adeligen Fräulein Julie und dem weltgewandten Diener John ein gefährliches Spiel aus Verführung und Zurückweisung. Die eigenwillige Julie ist von der Bildung und dem Charisma Johns fasziniert, während dieser sich insgeheim auch eine Verbesserung seiner gesellschaftlichen Stellung verspricht. Doch gerade diese und Johns Verlobte Kathleen stehen zwischen den beiden. Dennoch können die beiden nicht voneinander lassen und steigern sich zusehends in eine verhängnisvolle Leidenschaft, bis ihr Liebesreigen schließlich eine dramatische Wendung nimmt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Liv Ullmann, welch schillernder Name des internationalen Weltkinos. Als Ingmar Bergmans Muse wurde sie maßgeblicher Teil unumstößlicher Meilensteine der Filmgeschichte, darunter beispielsweise „Persona“, „Die Stunde des Wolfs“ und der beachtliche Publikumserfolg „Szenen einer Ehe“. Und auch dem Regiestuhl hat sich die renommierte Schwedin bereits versucht (was ja ohnehin nahe liegt, wenn man von einem der größten Künstler aller Zeiten gelernt hat), wenngleich „Sofie“ und „Die Treulosen“ dann auch ausschließlich in cineastischen Zirkeln ein Begriff sein sollten. Ihre neuste Regiearbeit aber ist nun umwittert von überdimensionalen Fragezeichen. Dass Liv Ullmann das berühmte Theaterstück von August Strindberg, welches im Jahre 1899 seine Uraufführung hinter geschlossenen Türen erfuhrt, um Moralapostel vor dem Ohnmachtsanfall zu bewahren, am Herzen liegt, ist durchaus verständlich, ihre Umsetzung widerrum kaum: Einen Stoff, der bereits ein halbes Dutzend Mal verfilmt wurde, um ein Weiteres in Szene zu gießen, ohne diesem auch nur im Ansatz neue Facetten abzuringen, läutet das Scheitern auf filmschaffender Ebene nicht nur ein, dieser Umstand besiegelt es geradewegs.

Starpower aber hat sich Liv Ullmann für „Fräulein Julie“ nun reichlich besorgt: In den Hauptrollen sehen wir Colin Farrell, der bald in der heißersehnten zweiten Staffel des HBO-Formats „True Detective“ mit Schnauzer anzutreffen sein wird, so wie Jessica Chastain, die nicht umsonst als eine der stärksten Darstellerinnen unserer Zeit gehandelt wird. Dass sich auf Schauspieler dieser Größe zu verlassen ist, ist von vornherein erwartbar, und letztlich sind sie es auch, ihre ungeschliffene Ausstrahlung im Zusammenspiel, die „Fräulein Julie“ geradeso am Leben halten. Chastain in der titelgebenden Rolle der manipulativen Baroness beweist mit ihrer Darstellung vor allem, wie viel Fragilität hinter den aus gesellschaftlicher Hand entnommenen Schutzwallen lauert, wie schnell Machtverhältnisse verrückt werden können, bis nur noch das bloße Verlangen nach einem anderen Menschen auf der Habenseite steht. Colin Farrell darf der Hochwohlgeborenen Julie als weltgewandter und nicht minder temperamentvoller John ordentlich Contra vor den Latz knallen, ist letzten Endes aber genauso Sklave seiner emotionalen Verwirrung.

Flankiert werden Jessica Chastain und Colin Farrell von der gerne mal sträflich unterschätzten Samantha Morton („The Messenger – Die letzte Nachricht“), die das verquere amouröse Treiben ihres Verlobten John nicht mehr dulden kann. Doch all das gerechtfertigte Lob für die Schauspielriege ändert nichts daran, dass „Fräulein Julie“ ein ungemein phlegmatisches Sittengemälde geworden ist, welches Rollenklischees innerhalb der Standesunterschiede nicht entkräftet, sondern einzig und allein ausstellt. Die Aristokratin und der Diener: Sie liebt ihn, er liebt sie, sie liebt ihn nicht, er liebt sie nicht und wieder von vorne. Es steht außer Frage, dass die Thematik von „Fräulein Julie“ auch in unserer Zeit noch das Zeug dazu hat, mitzureißen, werden hier doch mit dem starren Klassenkampf und einer unerwünschten Liebe Blickwinkel eingenommen, die universelle, überzeitliche Tragweite genießen. Liv Ullmann aber macht nichts daraus, sie verharrt im theatralisch-blumigen Sprech, lässt die Schauspieler, während sie größtenteils im hochherrschaftlichen Anwesen in der Küche kauern, uninspiriert aneinandergereihte Worthülsen herunterbeten. Dass man das Sujet nicht modernisieren möchte, ist in Ordnung, dass man den strengen Grenzen des Bühnenhaften so gnadenlos erliegt, ist äußerst bestürzend.

Fazit

Phlegmatisches Peroid Picture, welches aus ihrer doch recht reichhaltigen Grundlage nichts zu machen weiß und an den strengen bühnenhaften Grenzen zerschellt. Immerhin gibt es da noch Schauspieler wie Jessica Chastain, Colin Farrell und Samantha Morton, die das Projekt versuchen am Leben zu halten, obwohl die Möglichkeiten längst verstrichen sind.

Kritik: Pascal Reis

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