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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Kommt ein Kind bereits in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt, befindet es sich in der sogenannten Grauzone. Die Eltern entscheiden, ob es kurativ oder palliativ behandelt, ob es also am Leben erhalten oder sanft in den Tod begleitet werden soll. Daniela Meressa Rusnoková hat fünfzehn Minuten Zeit zu überlegen. Sie entscheidet sich für Ersteres. Fortan befindet auch sie sich in einer Grauzone, ohne Halt und Orientierung in einem blinden gesellschaftlichen Fleck, in dem der Umgang mit Frühgeburten ausgespart und unbesprochen bleibt.

Kritik

Der vieldeutige Titel Daniela Rusnokovás (Sona and her Family) intimen Dokumentarfilms, der den gängigen Begriff für die komplexe ethische und medizinische Situation aufgreift, wird unweigerlich zum Marker dessen vielfacher ambivalenter Aspekte. “Grey zone” bezeichnet in der Neonatologie, die sich speziell mit der Heilkunde Neugeborener und Frühgeborener befasst, den Entwicklungszeitraum extremer Frühgeburten, deren Chancen auf Überleben und Entwicklung kaum vorhersehbar sind. Für die Eltern bringt eine solche Frühgeburt emotionale Konflikte und ethische Fragen von erdrückendem Gewicht. Die slowakische Regisseurin kennt diese Zerrissenheit aus eigener Erfahrung.

Rusnoková selbst hat ein in der 24. Woche frühgeborenes Kind. Die Kamera auf dieses zu richten, ist für sie womöglich auch ein Weg, die beständige Ungewissen über den Zustand des Kindes zu verarbeiten. Doch hier beginnt bereits eine der filmischen Grauzonen. Die kritische Zeitspanne erschließt sich dem Publikum kaum. Nur wenige Bilder zeigen das winzige Neugeborene umringt von Ärzten. Das Kind selbst in dieser Phase kaum zu zeigen, ist ein nachvollziehbarer und angemessener Entschluss. Doch keine fachliche Information und medizinische Hintergründe vermitteln diesen diffizilen Zeitraum.

Kommt ein Kind zwischen der 22 und 25 Woche zur Welt, sind Organe, Knochen und mentale Funktion nicht ausreichend entwickelt. Entsprechend schwer sind die Folgeschäden für die Kinder, von denen die meisten sterben. Statistisch liegen die Chancen auf ein Überleben bei 0-15 Prozent. Wer das wissen möchte, muss es selbst herausfinden. Rusnoková verwehrt den ethischen Kontext und die medizinischen Kenntnisse, für die ihr experimenteller Erfahrungsbericht Bewusstsein schaffen könnte. Das Ausnahme-Szenario ist kaum mehr als ein Aufhänger für eine emotional und ethisch frustrierend vage Befindlichkeitsskizze.

Fazit

Die kühle, triste Farbpalette Daniela Rusnokovás privaten Porträts verstärkt den Eindruck einer bedrückenden emotionalen Kälte. Jene schleicht durch das selbstfixierte Szenario, das nicht nur die erste und essenziellste der ethischen Fragen um das Thema extremer Frühgeburten ausblendet: Soll die ärztliche Behandlung palliativ sein oder kurativ? Was fühlt ein so früh geborenes Kind? Leidet es, hat es Schmerzen? In wessen Interesse ist der Kampf um nur Tage oder ein paar Wochen Leben? Landschaftsbilder, Alltagsszenen und unbestimmte Selbstaufnahmen ersten informative Einblicke, objektive Abwägungen und humanistische Debatten. Die Grauzone wird zum weißen Fleck. 

Kritik: Lida Bach

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