Inhalt
Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel), Bayerns entspanntester Dorfpolizist, könnte sich eigentlich auf sein Dienstjubiläum freuen. Leider bekommt er es vorher nicht nur mit unverhofftem (Familien)-Zuwachs, sondern auch mit Glücksspiel und dem organisierten Verbrechen zu tun. Und als mafiöse Geldeintreiber auch noch die frischgebackenen Guglhupfe der Oma (Enzi Fuchs) zerschießen, hört für den Eberhofer der Spaß endgültig auf! Eberhofers Ermittlungen werden noch zusätzlich erschwert, denn Rudis (Simon Schwarz) neue Flamme, die diskutierfreudige Theresa (Stefanie Reinsperger), sprengt das eingespielte Fahndungs-Dreamteam. Darüber hinaus ist ganz Niederkaltenkirchen im Lottofieber, Flötzinger (Daniel Christensen) wähnt sich gar schon als Millionär und was hat es eigentlich mit diesem Lotto-Otto (Johannes Berzl) auf sich, der Franz verdächtig ähnlich sieht? Zu allem Unglück wird der Franz von seiner Susi (Lisa Maria Potthoff) auch noch zur Paartherapie genötigt – für den phlegmatischen Niederbayern eine ganz und gar nervenaufreibende Erfahrung.
Kritik
Eigentlich ist das beschauliche Örtchen Niederkaltenkirchen der Traum aller Leser*innen von Magazinen über Stadtflucht und Landidylle. Die Luft ist sauber, die Einwohner urig sowie liebenswert und hier kennt jeder jeden. Wer hingegen die zugrunde liegende Romanreihe von Autorin Rita Falk kennt, der*die weiß, dass man lieber nicht Niederkaltenkirchen besuchen sollte, denn die Verbrechensquote, vor allem die Mordrate, ist erschreckend hoch. Schlecht für die Einwohner des fiktiven Städtchens im Landkreis Landshut, aber gut für uns, denn so bekommt es Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel, Nanga Parbat) etwas zu tun. Das Urgestein aus Niederkaltenkirchen schlechthin, der mit Youngtimer-Dienstwagen, legerer Uniform und dem Hang in den unpassendsten Situationen Zigaretten zu drehen, bereits siebenmal auf der Leinwand auf Mörderjagd ging – meist mit seinem ehemaligen Kollegen und jetzigen (Kaufhaus-) Detektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz, Braunschlag).
Nach einer Corona-Zwangspause erscheint Anfang August 2022 endlich mit Guglhupfgeschwader der neue Eberhofer-Krimi, erneut inszeniert von Ed Herzog (Schwesterherz). Wer bereits beim ersten Absatz dachte „Das weiß ich alles, jetzt sag endlich wie der Film ist“, dürfte wahrscheinlich auch wissen, dass die Filme bislang noch keinen echten Stinker hervorbrachten. Gewiss gibt es auch in dieser Reihe bessere und schlechtere Geschichten, aber keiner von diesen ist eine Zeitverschwendung. Da ist es umso schöner, dass Guglhupfgeschwader neben Grießnockerlaffäre und Kaiserschmarrndrama zu der Speerspitze der Eberhofer-Fälle gehört.
Das liegt zum einen daran, dass das eingespielte Team vor und hinter der Kamera mittlerweile anscheinend genau weiß, was in dem fiktiven, westbayrischen Städtchen und Umgebung funktioniert und dass immer wieder Experimente gewagt werden. So gleicht der Showdown einem zwar familienfreundlichen, aber dennoch sehr bleihaltigen Bajuwaren-Western – wenn man so will, die Kreis Landshut Variante von The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz. Auch wenn Franz Eberhofer und seine Fälle durchaus etwas von Gewohnheitstieren haben, beweisen die Filme doch immer wieder Freude und Mut auch mal den Versuch eines Ausbruchs aus der Komfortzone, ohne dabei jedoch an Spielfreude und urigem Lokalkolorit zu verlieren.
Diese Ausbruchsversuche funktionieren aber nicht immer. In Guglhupfgeschwader bekommt der selbsterklärte Womanizer Flötzinger (Daniel Christensen, Der junge Häuptling Winnetou) deutlich mehr Screentime, als andere Bürger von Niederkaltenkirchen. Das ist an sich nicht schlimm, aber der gesamte Sideplot mit ihm erschöpft sich rasch in einem Wüst aus überdrehter Komik, zu der auch eine Gesangsszene zählt. Die gehören mittlerweile ja fast schon zum Alltag bei den Eberhofer-Filmen, aber dieses Mal will es sich nicht so richtig einfügen. Das ist Mäkeln auf hohem Niveau. Flötzinger kann ja gerne immer wieder im Spotlight stehen, aber es ist schon schade, wenn dafür andere beliebte Charaktere wie Metzger Simmerl (Stephan Zinner, Eine ganz heiße Nummer), Susi (Lisa Maria Potthoff, Männerhort) oder Eberhofer Senior (Eisi Gulp, Zuckerbaby) unverhältnismäßig wenig zu sehen und zu tun bekommen.
Abseits von solchen bedauerlichen, aber gleichzeitig auch nicht sonderlich tragischen Mängeln bietet auch Guglhupfgeschwader wieder ein wunderbares Kleinod. Auch weil das Zusammenspiel zwischen Sebastian Bezzel und Simon Schwarz noch genau so prima ist wie eh und je. Somit ist auch Guglhupfgeschwader ein urig-charmanter Spaß, irgendwo zwischen Marcus H. Rosenmüller, Joseph Vilsmaier und Fargo von Ethan und Joel Coen. Der neunte Film, Rehragout-Rendezvous, kann kommen und das wird er auch - nächstes Jahr.
Fazit
Die Selbst- und Stilsicherheit ist auch beim achten Fall von Franz Eberhofer ungebrochen. "Guglhupfgeschwader" erweist sich also erneut als gelungene Dekorierung von Provinzialität, die mit allerlei Kauzigkeit und Schabernack verziert und teilweise konterkariert wird. Ein uriger wie überaus charmanter Spaß, so wohltuend wie eine Leberkäsesemmel auf leerem Magen.