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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Paradoxerweise ist es die tägliche Dosis Crack, die dem jungen, gut aussehenden Lehrer Dan (Ryan Gosling ) die Sympathie für seine überwiegend afroamerikanischen Schüler bewahrt. Selbst abhängig, versucht der weiße Geschichtslehrer, den ihm anvertrauten Jugendlichen mit anspruchsvollem Unterricht und idealistischen Appellen einen Ausweg aus dem von Drogenhändlern beherrschten Alltag aufzuzeigen. Doch dann erwischt ihn ausgerechnet seine Lieblingsschülerin Drey (Shareeka Epps) Crack rauchend auf der Schultoilette. Allen Erwartungen und Konventionen zum Trotz bringt dieses pädagogische "Debakel" Lehrer und Schülerin einander näher. Doch die unvermeidbare Konfrontation mit ihrer knallharten Umgebung schickt die zart keimende Freundschaft schnell auf eine emotionale Achterbahn.

Kritik

„Finger weg von Drogen!“ Ein Satz, den man in der Welt des Films nicht selten zu hören bekommt. Oftmals als sarkastische Standardfloskel in irgendwelchen Komödien abgefeuert, manchmal jedoch als ernsthafter Rat gemeint. Letzteres ist bei auch bei dem Drama Half Nelson der Fall, welches sich die Drogenabhängigkeit eines jungen Lehrers und die damit einhergehenden Lebensumstände als Prämisse setzt. Gespielt von Ryan Gosling (Blade Runner 2049) verliert sich der junge Geschichtslehrer und Trainer namens Dan Dunne in seinem Alltag. Was soll er denn Kids beibringen? Ausgerechnet er, ein erfolgsloser Schriftsteller, kann doch solch eine Aufgabe nicht übernehmen, meint Dan, als er wieder einmal alleine um die Häuser zieht und auf zwei feierlustige, junge Frauen trifft.  Hinzu kommt sein abgewracktes Privatleben, indem er überwiegend seiner verflossenen Liebe nachtrauert.

Um für einen Moment all dieser Tristesse zu entfliehen greift der deprimierte New Yorker täglich zum Röhrchen. Denn Dan hat ein großes Laster und das nennt sich Crack. Und trotz diesem sündhaften Verhalten in seiner Position als Sozialisierungsinstanz stellt er ein Vorbild für die nichtsahnenden Kids dar, auch, wenn er sich nicht an den vorgeschriebenen Lehrplan hält. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als er nach einem Basketball-Spiel zugedröhnt in der Umkleidekabine von seiner Schülerin Drey (Shareeka Epps - Milkshake) aufgefunden wird. Nicht nur Dans Anstellung ist in Gefahr, sondern hat er auch in seiner Rolle als Verantwortungsträger (nun auch offenkundig) versagt. Das afroamerikanische Mädchen, dessen soziales Umfeld selbst Teil des kriminellen Milieus ist und teils sogar hinter Gittern sitzt, verspricht allerdings kein Wort über diesen Vorfall zu verlieren. Es beginnt eine Schüler-Mentor-Beziehung, bei der nicht immer ganz klar ist, wer denn nun von wem lernt.

Ryan Fleck (It's Kind of a Funny Story) inszeniert das Geschehen dabei sehr greifbar und bodenständig. Die Kamera ist immer sehr nah an den Figuren und gewährt dem Zuschauer dadurch häufig einen Einblick in das so distanzierte Gemüt des Protagonisten. Es wird wenig gesprochen, viel mit Stille gearbeitet und man kann an Goslings Mimik ablesen, wie das innere Elend ihn allmählich aufzufressen droht. Ein Mann, der scheint sich selbst bereits aufgegeben zu haben, die Kinder die er unterrichtet, aber noch nicht. So sind seine Geschichtsstunden mit den Teenies das einzige, was ihn regelrecht antreibt. Seine unkonventionellen Methoden vermitteln nicht nur den Achtklässlern die Mentalität des gekränkten Lehrers, sondern auch dem Publikum. Geschichte ist das Studium der Veränderung im Laufe der Zeit und entfaltet sich durch Gegensätze. Das lehrt Dan seinen Schülern direkt zu Beginn. Und genau diese Gegensätze sind es, die auch Dans Veränderung bezwecken. Der Gegensatz von jung und alt, weiß und schwarz, stark und schwach, nur um ein paar genannt zu haben.   

Diese Gegensätze werden dabei subtil in den Film verbaut und von dem unterschwellig depressiven Ton begleitet. Half Nelson, was im Sportjargon eine Nackenhebel-Technik beim Ringen bezeichnet, bei der das Opfer zu Boden geworfen und aufs Kreuz gelegt wird, nimmt sich Zeit bei der Darstellung der Figuren, ihren Entwicklungen und ist insgesamt langsam in der Erzählung. Es ist ein Film der sich bewusst Zeit nimmt und auf großartige inszenatorische Mittel verzichtet. Eine 107-minütige Lehrstunde über Verantwortung, Vertrauen und den Ausweg aus der Ausweglosigkeit, bei der nicht nur die Kids im Unterricht etwas mitnehmen  können.  

Fazit

Ruhig, beständig und geerdet erzählt "Half Nelson" die Geschichte über einen Mann, der verloren scheint, aber durch eine im warsten Sinne des Wortes kleine Rettung ereilt wird. Eine warme, teils aber auch schmerzhaft anzusehende Leher-Schüler-Beziehung, die vor allem von der Perfromance der beiden Hauptdarsteller lebt. Also Ohren spitzen und Blick zur Tafel, denn "Half Nelson" ist tatsächlich mehr als nur einen Blick wert. 

Kritik: Oliver Koch

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