Inhalt
Als der interstellare Minenarbeiter Tyler (ausgestattet mit der voluminösen Stimme von MichaelThey sucked his brains out Ironside) zufällig auf eine Scherbe des Loc-Nar stößt, verliert er augenblicklich den Verstand und wird von einer unersättlichen Gier nach Macht übermannt. Auf dem Weg zu einem Planeten, auf dem sich der Brunnen der Unsterblichkeit befinden soll, greift Tyler einen Himmelskörper der Kategorie F.A.K.K.² (Federation-Assigned Ketogenic Killzone to the second level) an, dessen Bewohner kleine Mengen Unsterblichkeitswasser in ihren Körpern tragen. Tyler entführt einige der Bewohner, um aus ihrem Blut ein kurzfristig wirksames Unsterblichkeitsserum zu generieren, und tötet die Restlichen. Als einzige Überlebende des Angriffs macht sich Julie (eine stimmlich überraschend solide Julie Strain, von der wohl nur 90erJahre Trashfans jemals etwas gehört haben dürften) auf, um Tyler zur Strecke zu bringen.
Kritik
Heavy Metal in Space
Der Animationsfilm „Heavy Metal“ aus dem Jahr 1981 setzt sich aus einer Anthologie von Fantasy- und Sci-Fi-Geschichten zusammen, die Großteils aus dem Schwermetall-Magazin (im Original: Heavy Metal Magazine oder auch Métal hurlant) entliehen wurden. Wie die gedruckte Vorlage pendelt der kanadische Streifen stilistisch zwischen grafischer Brutalität und freizügig zelebrierter Erotik und richtet sich damit an ein erwachsenes Zielpublikum. Trotz eines limitierten Kinostarts konnte der Film über die Jahre hinweg einen gewissen Kultstatus erlangen, der dadurch noch verstärkt wurde, dass auf Grund diverser Rechtsstreitigkeiten lange Zeit nur VHS-Bootlegs im Umlauf waren. Im Jahr 2000 folgte schlussendlich die Direct-To-Video Fortsetzung „Heavy Metal 2000“ (im deutschsprachigen Raum eher unter dem Titel „Heavy Metal F.A.K.K.2“ bekannt), die sich nicht wie der Vorgänger als Episodenfilm präsentiert, sondern eine zusammenhängende Fantasy-Sci-Fi-Story (basierend auf dem Graphic Novel The Melting Pot) zum Inhalt hat. Abgesehen von der Freude an archaischen Gewalteskapaden und nackten Frauenkörpern, ist der Loc-Nar, eine grün leuchtende Kugel, die die Summe alles Bösen verkörpert, das einzige Bindeglied zum Erstling.
Auf der Suche nach typischen 80er- und 90erJahre Fantasy-Comic-Motiven, wie sie beispielsweise Luis Royo oder Frank Frazetta seit jeher fabrizieren, ist der Erwachsenen-Zeichentrickfilm „Heavy Metal 2000“ für Animationsfans mit Sicherheit eine gute Wahl. Neben Amazonen, deren Kostüme mehr Haut zeigen als verbergen und muskulösen Barbaren, die zweischneidige Streitäxte schwingen, dominieren gigantische Weltraumfrachter, sprechende Steinwesen und dinosaurierartige Monster die Szenerie. Leider haben es die Verantwortlichen der produzierenden CinéGroupe verabsäumt diesem Füllhorn an kreativen visuellen Einfällen eine annehmbare Grundgeschichte zu verpassen. Stattdessen muss sich der geneigte Betrachter mit einer Storyline begnügen, die bei näherer Betrachtung relativ schnell in ihre wenigen Einzelteile zerfällt. Folglich schleichen sich trotz etlicher gelungener Kampfszenen, eines unglaublich nostalgischen Zeichenstils und einer wohlproportioniert designten Hauptdarstellerin einige unleugbare Längen ein. Da hilft es auch nur relativ wenig, dass „Heavy Metal 2000“ mit seinen knapp 84 Minuten Laufzeit zumindest relativ rasch wieder vorbei ist.
Die musikalische Untermalung mit Songs bekannter Heavy Metal Bands wie Monster Magnet oder Machine Head ist streckenweise gut gelungen, wirkt jedoch vielerorts auch etwas deplatziert. Hier wäre weniger Soundtrack und dafür mehr Score zielführender gewesen.
Trotz der berechtigten Kritik an der durchschnittlichen Story von „Heavy Metal 2000“ muss man einige Aspekte der kanadisch-deutschen Co-Produktion lobend hervorheben. Neben den bereits erwähnten Old-School-Zeichentrick-Animationen und der überbordenden Grundkreativität weiß vor allem die gelungene Auswahl der Sprecher zu begeistern. Sowohl Michael Ironside als auch Julie Strain und der Rockmusiker Billy Idol hauchen ihren jeweiligen Figuren Leben ein.
Fazit
„Heavy Metal 2000“ ist ein unterhaltsamer Sci-Fi-Animationsfilm für Erwachsene, der durch kreative Ideen, eine gute Optik und motivierte Sprecher besticht, jedoch auf storytechnischer Ebene nur (unter-)durchschnittliche Standardkost zu bieten hat. Für breit interessierte Comic- respektive Animationsfans ist der Streifen jedoch mit Sicherheit trotzdem eine Sichtung wert.
Autor: Christoph Uitz