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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nachdem sie ihre Haftstrafe für den Tod ihres Mannes verbüßt hat, kämpft eine Frau darum, die Beziehung zu ihrem entfremdeten Sohn wiederherzustellen und gesellschaftliche Akzeptanz zu finden. Ihr Weg zur emotionalen Freiheit gestaltet sich schwieriger als das Gefängnis selbst.

Kritik

Paradoxerweise schmälert gerade der unmittelbar an Xiaoyu Qins dokumentarische Filmarbeit anknüpfende Drang nach Realismus die Glaubhaftigkeit ihres dramatischen Langfilm-Debüts. Das bewegt sich auf der Grenzen zwischen Doku-Drama und Biopic mit der fiktionalisierten Interpretation einer realen Geschichte von Einsamkeit und Einsperrung, hinter Gitter und in Freiheit. Die von außen betrachtete gegensätzlichen sozialen Kreisen offenbaren sich als bedrückend spiegelgleich für die leidgeprüfte  Protagonistin. Als ihr langjährige Haftstrafe wegen eines Tötungsdelikts, das tatsächlich Notwehr war, auf Bewährung ausgesetzt wird, ist dies erst der Anfang ihres schwierigen Wegs zurück in die Freiheit.

Als die nur Hong genannte Hauptfigur interpretiert Laiendarstellerin Zhao Xiaohong ihre eigene Lebensgeschichte als Mutter, die sich gegen den gewalttätigen Vater ihres Sohnes mit fatalen Folgen verteidigte. Der konkrete Hergang der Tat, die von Hong nur bruchstückhaft Bericht wird, bleiben ebenso vage wie Urteil und Ausmaß der verhängten Strafe. Die in gradliniger Chronologie erzählte Handlung zeigt sie erstmal im Frauengefängnis, aus dem sie nach zehn Jahren frühzeitig entlassen werden kann. Die kühle Inszenierung liegt in ihrer sachlichen Distanz oftmals näher an einer observativen Doku als einem Familiendrama. 

Jenes entfaltete sich in isolierten Alltagsmomenten nach Hongs Rückkehr zu ihrer Schwiegermutter und ihrem Sohn Lele (Wang Junyan). Der fast Jugendliche reagiert verschlossen und abweisend gegenüber seiner Mutter, die er in der letzten Dekade kaum gesehen hat. Hong, die unter der Zurückweisung spürbar leidet, versucht sich ihm anzunähern. Zugleich muss sie sich unter dem allgegenwärtigen Blick des chinesischen Überwachungsstaats aktiv um gesellschaftliche Wiedereingliederung bemühen. Das musikalische Förderprogramm für weibliche Häftlinge enthüllt seine repressive Funktion, als Hong gegen ihren Wunsch auf Tour und ihre Familie erneut verlassen muss.

Ruhige, lange Einstellungen beobachten die verunsicherte Protagonistin und ihr Umfeld frei von jeglicher Wertung. Weder visuelles noch formales Emotionalisieren in Form von Soundtrack oder Stilmitteln lenkt die Wahrnehmung der alltäglichen Situationen. Darin ist die Unerfahrenheit der Schauspielenden ein konstanter Faktor der Irritation. So wirkt Lele oftmals geradezu apathisch. Unterhaltungen Hongs und ihre Mitinsassinnen klingen auswendig gelernt und ihre Mimik und Gestik wirken reduziert. Zugleich brechen in emotionalen Einzelmomenten echte Gefühle durch und zeigen realen Schmerz. Eine Mischung aus Intimität und Distanz, die lange nachwirkt, aber ambivalent  bleibt. 

Fazit

Strenge Kameraeinstellungen unterstreichen die räumlich und persönlich eingeschränkten Möglichkeiten der verunsicherten Protagonistin Xiaoyus Qins kargen Debüt-Dramas. Das hinterfragt weder das durch drakonische Strafen und ideologische Indoktrinierung bestimmten Gefängnissystem, noch die Justiz, die eine Notwehrhandlung als Kapitalverbrechen behandelt. Die konsequente Zurückhaltung nimmt dem betont unspektakulären Geschehen jeden Sensationalismus und Moralismus, schafft zugleich jedoch eine nahezu unüberwindbare emotionale Distanz zu den Figuren. Deren Verkörperung durch viele der realen Persönlichkeiten der tatsachenbasierten Handlung macht das psychologische Gefüge umso fragiler. Freiheit bleibt eine Illusion in diesem seelischen und systemkritischen Käfig.

Kritik: Lida Bach

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