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Quelle: themoviedb.org

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Eigentlich hatte die 21-jährige Sophie (Lisa Tomaschewsky) geplant, bald ins Unileben einzusteigen und sich in eine WG-Party nach der anderen zu stürzen. Doch alles kommt anders, als Sophie erfahren muss, dass sie an einer seltenen Form von Krebs leidet und ihr eine schwere Chemotherapie bevorsteht. Sophie sieht aber nicht ein, dass sie von nun an ihr Leben nur auf ihre Krankheit ausrichten soll und schöpft neuen Lebensmut, auch durch ihre vielen verschiedenfarbigen Perücken. Mit jeder einzelnen bringt sie einen anderen Teil ihrer Persönlichkeit zum Vorschein und nutzt sie, um der Krankheit den Rücken zu kehren. Mit ihrer langjährigen Freundin Annabel (Karoline Teska) tanzt sie die Nächte durch, verliebt sich dabei in ihren besten Freund Rob (David Rott) und spricht sich in ihrem Blog täglich aus. Sophie will dabei keineswegs vor ihrer Krankheit davonlaufen, sondern ist entschlossen, mit Hilfe ihrer Familie und mit viel Humor dem Krebs in den Hintern zu treten.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Regisseur Marc Rothemund ist in der deutschen Filmlandschaft schon lange kein Unbekannter mehr und wird von Schauspielern und Kollegen sehr geschätzt. Nachdem er 2005 schon mit „Sophie Scholl“ einige Filmpreise verliehen bekam, wagte er sich mit „Heute bin ich blond“ erneut an einen dramatischen Stoff.
Die Tragikomödie ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches der Niederländerin Sophie van der Stap, die während der Dreharbeiten vor Ort war und ein weitreichendes Mitspracherecht eingeräumt bekam. Im Alter von 21 Jahren und kurz vor dem Studium erhielt van der Stap die schockierende Diagnose an einem Lungentumor erkrankt zu sein. Überlebenschancen: Sehr gering. Als ihr während einer Chemotherapie die Haare ausfielen, beschloss sie sich unterschiedliche Perücken zu kaufen, die allesamt einen Charakterzug von ihr repräsentieren sollten, um das Leben jetzt erst recht in allen Zügen zu genießen. Nebenbei schrieb sie alle ihren Gedanken und Gefühle in einem Blog nieder, aus dem sie später ein Buch verfasste.

Rothemund entschied sich schließlich diesen Bestseller zu adaptieren und schuf mit einem Drehbuch von Katharina Eyssens einen Film, der sich in Sprache und Tonalität nah an der Wahrheit und somit der Wirklichkeit bewegt.
Einen Film der eine Krankheit wie „Krebs“ in den Mittelpunkt stellt ist für Macher und Zuschauer sicherlich kein leichtes Unterfangen. Als Macher steht man vor der Herausforderung den Stoff einfühlsam zu vermitteln, als Zuschauer blenden wir doch solch düstere Themen am liebsten aus. Und so kann man „Heute bin ich blond“ auch vorwerfen, die Krankheit und deren Verlauf mit all dem körperlichen und seelischen Elend und den kräftezehrenden Therapien nicht drastisch genug darzustellen. Jedoch will der Film weder dokumentarisch, noch ein Schlag in die Magengrube wie Andreas Dresens „Halt auf freier Strecke“ sein. Rothemund will nicht die schlimme Krankheit zeigen, sondern die mutige Haltung des Mädchens, das dem Krebs den Kampf ansagt und sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzt
.
Glücklicherweise wird auf kitschige Szenen verzichtet. Alle Handlungen sind nachvollziehbar und glaubwürdig. Die Hilflosigkeit der besten Freundin, die Betroffenheit der Familie, die Überforderung des Freundes… Sophie möchte sich nicht bemitleiden lassen und bricht regelmäßig aus dem Krankenhaus aus um sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, Spaß zu haben und ihre Träume weiterzuleben. Auf dieser Reise lernt sie viel über sich selbst, aber auch über andere Menschen die Anteil an ihrem Leben nehmen und in vielen (leider zu kurzen) Nebensträngen der Handlung zu Wort kommen.

Dass „Heute bin ich blond“ als Komödie beworben wird, ist unverständlich. Der wenige Humor im Film setzt sich hauptsächlich aus Situationskomik und Sophies Sarkasmus zusammen. Der Rest ist eher dramatisch, da Sophie zwei Extreme auslotet. Einerseits der Kampf mit dem Krebs, bei dem sie ständig den Tod vor Augen hat. Andererseits der neu entdeckte exzessive Lebensstil, der ihre mögliche Genesung gefährdet.

Dass der Film am Ende doch recht intensiv und emotional ausgefallen ist, liegt vor allem an der Besetzung der Darsteller. Marc Rothemund hatte schon immer ein gutes Gespür für seine Figuren.  Die Hauptrolle der Sophie besetzte er schließlich mit dem ehemaligen Model Lisa Tomaschewsky. Eine Wahl, der ein monatelanges Casting voraus ging. Schließlich musste die Hauptdarstellerin dieselbe Kraft und Lebensfreude wie die echte Sophie ausstrahlen, ebenso hübsch wie diese sein und sich dabei noch die Haare vor laufender Kamera abschneiden. Und das alles noch möglichst glaubwürdig. Doch die Suche hat sich gelohnt, denn Lisa Tomaschewsky ist wirklich eine der Entdeckungen des Jahres und spielt mit einer Natürlichkeit, dass man kaum glauben kann, sie in ihrem Filmdebüt zu sehen. Positiv hervorzuheben sind auch Alexander Held, als Sophies behandelnder Arzt. Anfangs völlig kühl und teilnahmslos ist er am Ende Sophies Charme erlegen. Auch David Rott mimt sehr sympathisch den Fotografen Rob, der sich vom besten Kumpel zu Lisas Liebhaber entwickelt, aber mit den Gefühlsschwankungen seiner Freundin überfordert ist. In einer Nebenrolle ist Jasmin Gerat als Sophies Mitpatientin Chantal zu sehen, an der der Krankheitsverlauf eines Hirntumors besonders drastisch gezeigt wird.

Obwohl das Happy End auch auf Grund der biografischen Vorlage eigentlich außer Frage steht, schafft es Rothemund die Spannung im Fortgang der Handlung hoch zu halten. Die Fortschritte und Rückschläge in der Chemotherapie wechseln sich mit Sophies Stimmungen ab. Neun Perücken für neun unterschiedliche Stimmungslagen und Charakterzüge, die Einblick in das Seelenleben der Protagonistin geben. Doch der Ton bleibt grundsätzlich optimistisch und ist eine Ode ans Leben.

Blu-Ray: Egal ob Aufnahmen im Krankenhaus oder Panoramafahrten durch Hamburg, das Bild beeindruckt mit einer tollen Schärfe. Auch an Bonusmaterial wird nicht gegeizt. So gibt es ein Making Of und aufschlussreiche Interviews. Auch kommt die "echte" Sophie van der Step zu Wort, die bewegende Einblicke in ihr damaliges Leben gibt.

Fazit

Es gibt Szenen, da kann sich der Film nicht zwischen Drama und Komödie entscheiden und verfällt in typische Genre-Floskeln. Im Gegensatz zum Buch geht die Verfilmung auch selten dahin, wo es wirklich weh tut und existentiell wird. Trotzdem haben Marc Rothemund und sein Team es geschafft, eine gute Mischung zwischen Humor und Dramatik zu finden, ohne das ernste Thema „Krebs“ abzuwerten. Der Film ist mitreißend gespielt und außerordentlich gut fotografiert. Das macht ihn durchaus sehenswert.

Kritik: André Schiemer

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