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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

"High Performance" ist die Geschichte zweier erwachsen gewordener Brüder, die voneinander immer noch wissen, wie sie sich gegenseitig verletzen können. Plötzlich ergibt sich für beide die Möglichkeit dem jeweils anderen zu helfen. Was als harmloses Gegengeschäft mit Aussicht auf Annäherung beginnt, entwickelt sich zu einem Kampf um Werte und Liebe, der den Zusammenhalt der Familie und die Existenz eines Unternehmens bedroht.

Kritik

Rennradfahrer, Anzugträger und die Hippiekommune von nebenan

Man kommt nicht umhin zu bemerken, dass das Regiestudium an der Filmakademie in Wien einige talentierte Filmemacher hervorbringt. Wobei sich die Überraschung über diese Tatsache eventuell relativiert, wenn man bedenkt, dass kein anderer als der großartige Michael Haneke unter anderem dort seinen Lehreinfluss geltend macht. Zu diesen jungen Talenten der Wiener Filmakademie gehört auch Johanna Moder, die nach mehreren mit verschiedensten Preisen ausgezeichneten Kurzfilmen nun mit „High Performance“ ihren ersten Langfilm inszenierte. Ob ihr Film auf ganzer Linie eine high performance darstellt, lässt sich diskutieren. Fest steht jedoch, dass die Regisseurin ihr Handwerk versteht und von ihr mit Sicherheit in Zukunft noch mehr zu hören und zu sehen sein wird.

High Performance“ wirkt vom ersten Moment an frisch und saftig, wie die Mandarine, die nach einem Blick auf den Nebentitel und das Plakat des Films einen entscheidenden Platz darin einnehmen sollte. Die Energie und unvoreingenommene Begeisterung der jungen Menschen vor und hinter der Kamera ist in jeder Faser dieses Werkes zu spüren. In der Besetzung beweist sich Manuel Rubey als aalglatter, verklemmter Manager eines Unternehmens, der keine Skrupel davor hat, seinen eigenen Bruder nach Strich und Faden zu belügen. Marcel Mohab spielt hingegen die Rolle des Bruders, der als mäßig erfolgreicher Schauspieler und Vollbluthipster sein Leben auf die Kette bekommen will. Zwischen den beiden Brüdern Rudi und Daniel entwickelt sich ein ungewöhnlicher Wettstreit um die in Rudis Firma angestellte Nora (Katharina Pizzera). Was für alle Beteiligten zu Anfang wie ein Liebeswettstreit zwischen Teenagern aussieht, entpuppt sich als Konflikt mit weitreichenden Konsequenzen für ihr gesamtes soziales Umfeld.

Auf differenzierte Weise gibt der Film Einblick in verschiedenste Milieus und behandelt nebenbei die schwerwiegende Frage nach einem erfüllten Leben. Als Zuschauer fühlt man sich in der einfachen Welt des heimlichen Idealisten und Lebemanns Daniel schnell heimisch. Man fühlt mit ihm, wenn die Hippies von nebenan mit ihrerTrommelzeremonie seinen Schlaf am helllichten Tage stören oder ihm die Tiefkühlpizza im Ofen verbrennt. Im Kontrast zu dieser vermeintlich heilen Welt steht der knallharte Büroalltag des Bruders, der durch Verhandlungen mit Vertretern chinesischer Konzerne und dauerhaften Stress dominiert wird. Bis zu Beginn des Films klaffte eine gesunde Lücke zwischen dem Milieu des Schauspielers und dem des Anzugträgers. Der zentrale Punkt des Films ist die Konfrontation und Verschmelzung dieser zwei Luftblasen und damit der Lebenswelten von Daniel und Rudi, die nicht verschiedener sein könnten. Indem „High Performance“ dem Zuschauer zwei extreme Beispiele für die Art der Lebensführung präsentiert und diese unkontrolliert aufeinander prallen lässt, spitzt sich die Frage nach der Erfüllung in der Existenz des Menschen zu. Die endgültige Beantwortung bleibt letztendlich dem Zuschauer selbst überlassen.

Vor allem in der ersten Hälfte des Films macht sich das lückenhafte Drehbuch bemerkbar, das von der Regisseurin selbst verfasst wurde. Neben amüsanten Dialogen und einer hinreißenden Situationskomik verlaufen einige unpointierte Inhalte im Sand des Alltagsgeschehens. Allzu oft entfernt sich der rote Faden von der Hauptthematik des Films und verliert sich in der zugegebenermaßen überaus authentischen Darstellung des normalen Lebens. Darüber hinaus gelingt es nicht immer die Klischees ohne Verluste zu umschiffen, sodass aus der lebensechten Hippiesession schnell eine lächerliche Idiotenrunde wird. Über manche dieser Schwächen wird der Zuschauer jedoch durch die spürbare Spontaneität und Spielfreude der Schauspieler hinweg gehoben.

Zum Ende hin bringt „High Performance“ es noch zu Stande, die Kurve zu kratzen und taucht tief in die persönlichen Probleme der Hauptfiguren ein, die dann wirklich den Zuschauer zu berühren verstehen. Aus einer unangenehmen Mischung aus Manipulation, Familienbande und Grundsatzdiskussionen entsteht ein echtes menschliches Dilemma, das sich nicht ohne den bitteren Beigeschmack von psychischem Schaden lösen lässt. Und welche Kulisse eignet sich für eine solche Konfliktsituation und Konfrontation der Milieus besser als das schicke Wien mit seinen glänzenden Fassaden?

Fazit

Mit ihrem ersten Langfilm schafft es Johanna Moder mit einer augenzwinkernden Beschwingtheit, substanzielle Fragen des Lebens aufzuwerfen. Die Lebenswelten zweier grundverschiedener Brüder kollidieren vor den Augen einer Frau, die unweigerlich darin verwickelt wird. Mit humorvollen Dialogen, ungekünstelten Alltagssituationen und einem sympathischen österreichischen Deutsch gelingt es dem Film teilweise über das lückenhafte Drehbuch hinwegzutäuschen. Ein netter filmischer Beitrag aus Österreich, der grundlegend von seiner jugendlichen Frische und Begeisterung profitiert.

Kritik: Jonas Göken

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