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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

In der westlichen Gesellschaft leidet jeder zweite Mensch an Übergewicht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind an der Tagesordnung. Unser Fleischkonsum hat sich in den letzten 50 Jahren verfünffacht. 65 Milliarden Tiere werden jährlich für unsere Ernährungszwecke geschlachtet. Ein Drittel des produzierten Getreides wird an die Masttiere verfüttert. Gleichzeitig hungern weltweit 1,8 Milliarden Menschen. Kann es für all diese Probleme eine einfache Lösung geben? Die Autorin und Filmemacherin Nina Messinger verfolgt in ihrer 100-minütigen Dokumentation die Spuren unserer Ernährung und trifft dabei auf namhafte Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Veterinärmediziner, Verhaltensforscher, Aktivisten, Agrarwissenschaftler sowie Bauern und durch eine Ernährungsumstellung von schweren Erkrankungen genesene Patienten in Europa, Indien und den USA. In erschütternden Bildern und berührenden Geschichten zeigt Hope for All, dass eine pflanzliche Ernährung keine vorübergehende Lifestyle-Erscheinung, sondern notwendig für die langfristige Sicherung unseres gesamten Lebensraumes ist. Der Film bietet uns eine verblüffend einfache, aber gleichzeitig umfangreiche Lösung, die vor uns auf unseren Tellern liegt: Die Veränderung unseres Essverhaltens und der Verzicht auf tierische Produkte können unsere Gesundheit und unseren Planeten wieder ins Gleichgewicht bringen.

Kritik

Der westliche Lebensstil macht krank – Menschen, Tiere und unseren Planeten. So könnte man in aller Knappheit die Botschaft hinter Nina Messingers Dokumentarfilm »Hope For All« zusammenfassen. Und die angebotene Lösung: eine möglichst pflanzliche Ernährung.

Im Prinzip stellt sich der gesamte Film ganz in den Dienst dieser Aussage, wirkt aber zweigeteilt: Im ersten Teil zeigt Messinger anhand konkreter Beispiele, wie gesund eine pflanzliche Ernährung (der Begriff vegan fällt hier nie) tatsächlich ist. Menschen, die es mit Krebs, schweren Herz-Kreislauferkrankungen und anderen Krankheiten zu tun hatten, berichten davon, wie sie – meist mithilfe des Mediziners Caldwell Esselstyn – ihre Ernährung komplett umgestellt haben und ihre Krankheiten dadurch besiegen konnten.

Im zweiten, gefühlt noch umfangreicheren Teil der Dokumentation geht es ganz um die fatalen Auswirkungen des Fleisch- und Milchkonsums auf der Systemebene. Hier entwirft Messinger das akribische Porträt einer skrupellosen Industrielandschaft und setzt auch immer wieder schonungslos auf schockierende Bilder aus Mastbetrieben und Schlachthöfen. Nicht selten erinnert der Film hier an den zehn Jahre älteren Streifen »We Feed The World«, der – interessanterweise ebenfalls eine österreichische Produktion – auf ähnlich aufrüttelnde und verstörende Weise die Strukturen der Lebensmittelindustrie aufzeigte.

Wo »We Feed The World« häufig einfach auf die Kraft seiner Bilder setzte und krasse Aussagen eher zurückhaltend inszenierte, scheint »Hope For All« in jeder Sequenz emotionale Wucht zu wollen. Dafür nimmt der Film sich Zeit, sein Anliegen zu zeigen, und setzt gleichzeitig höchst bewusst und teilweise zu penetrant die Hintergrundmusik ein. Perlende Klavierklänge werden dramatischen Einspielungen gegenübergestellt. Wenngleich das insgesamt gut funktioniert, schleicht sich mitunter das Gefühl ein, dass weniger mehr gewesen wäre – auch in der Länge mancher Bildsequenzen. Und angesichts der Holzhammermethode, mit der die Betroffenheitswirkung mancher Bilder verstärkt werden soll, wird sich beim ein oder anderen Zuschauer vielleicht Widerwillen gegen die Botschaft des Films einstellen.

Gerade im ersten Teil, in dem es um die Vorzüge der pflanzlichen Ernährung geht, verschenkt »Hope For All« leider auch deutlich Potenzial. Die Aneinanderreihung positiver Beispiele wirkt mitunter wie die Visualisierung eines Kettenbriefs, und das Projekt pflanzlicher Ernährung bleibt trotz farbenfroher Bilder aus Gemüsegärten und Bioküchen letztlich sehr abstrakt. Das ist deshalb schade, weil so der Eindruck entsteht, als ob »Hope For All« sich vor allem an jene richtet, die von pflanzlicher Ernährung ohnehin schon überzeugt und mit ihr vertraut sind. Hier wäre es reizvoll gewesen, gerade den Prozess der Ernährungsumstellung noch greifbarer und lebensnäher für den Zuschauer zu machen.

Auch blendet der Film fast vollständig aus, dass auch der Obst-, Gemüse- und Getreideanbau Teil weltwirtschaftlicher Systeme ist, die durchaus problembehaftet sind: Aspekte wie Gentechnik, Pestizide oder aber Ausbeutung werden nicht einmal ansatzweise thematisiert, nur kurz klingt an, dass es vorteilhaft sein kann, regionale Produkte zu beziehen. Nun hätte all das möglicherweise den Rahmen des Films gesprengt oder lief vielleicht Messingers Anliegen zuwider. Dennoch hätte ein kritischer, facettenreicherer Umgang mit den Aspekten einer veganen Ernährung – vor allem eben im Hinblick auf Produktionsbedingungen der Nahrung im globalen System – diesen Ernährungsstil weiter greifbar und in seiner Komplexität vor allem glaubwürdiger gemacht.

Durch das strikte Ausklammern all dieser Punkte und der etwas oberflächlichen Beweihräucherung des abstrakt bleibenden Konstrukts »pflanzliche Ernährung« entsteht ein doch recht holzschnittartiger Eindruck. Als würde der Film nicht recht darauf vertrauen, seine Botschaft auch ohne überhöhenden Sockel vertreten zu können. Dabei hätte die Thematisierung von Schwierigkeiten und Herausforderungen gerade im Bezug unbedenklicher Nahrungsmittel den veganen Lebensstil nicht etwa abgewertet, sondern ihn eben gerade für Skeptiker zugänglicher, greifbarer und vor allem glaubwürdiger gemacht. So aber bleibt »Hope For All« ein wenig zu sehr gefangen in missionarischem Eifer und stellenweise dogmatischer Selbstgerechtigkeit.

Bleibt »Hope For All« gerade im ersten Teil recht lange konkrete Zahlen und Zusammenhänge schuldig, gewinnt der Film zunehmend an Fahrt, als die Haltungsbedingungen von Rindern, Schweinen und Hühnern angeprangert werden. Hier fällt es zuweilen schwer, hinzusehen, und exakt das ist auch das Ziel. Vieles, was die Dokumentation hier klarstellt und auf den Bildschirm bringt, ist dem durchschnittlichen Verbraucher bekannt, vielleicht aber nicht unbedingt bewusst. Die kompromisslose Visualisierung von Tierleid wirkt verstörend und besitzt dadurch das Potenzial, auch wirklich zum Nachdenken anzuregen. Eindrucksvoll sind in diesem Abschnitt des Films vor allem die nüchternen Interviews mit zwei ehemaligen Schlachtern, die von ihren Erfahrungen und der Brutalität ihres Berufs berichten.


Fazit

Insgesamt ist »Hope For All« durchaus sehenswert und lädt – wie einst schon »We Feed The World« – dazu ein, sich Gedanken über die Mechanismen der Nahrungsmittelindustrie und der eigenen Rolle dabei zu machen. Während der Film über weite Teile Zusammenhänge gut darstellt und visuell gekonnt komponiert ist, steht er sich an anderen Stellen mit seinem Hang zu Pathos und Dramatik und kleinen Längen selbst eher im Wege. Die klare Zweiteilung in Positivbeispiele der veganen Ernährung einerseits und die Grausamkeiten der Lebensmittelindustrie andererseits macht es unterm Strich schwer, einen durchgängigen roten Faden zu erkennen. Mehr Lebensnähe und Mut zu Abstufungen hätte der Betrachtung pflanzlicher Nahrungsmittel gut getan. Trotz dieser Schwächen lohnt »Hope For All« aber, auch für den ungeschönten Blick auf die Zustände in der Fleisch- und Milchproduktion.

Kritik: Sabrina Železný

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